Mittwoch, 4. April 2018

Rennsieg für das ultimative Rallyeauto - Lancia Stratos HF Targa Florio 1974 von Spark, 1:43

Die Targa Florio, das berühmte Straßenrennen auf Sizilien, verlor nach 1973 seinen Status als Weltmeisterschaftslauf. Die geforderten Sicherheitsbestimmungen waren auf dem 72 km langen Kurs über Berg und Tal mit einigen Ortsdurchfahrten nicht zu verwirklichen, die Pläne einer kleineren, permanenten Rennstrecke blieben Schall und Rauch. So gelang Porsche 1973 der letzte zur WM zählende Sieg, nachdem die starke Konkurrenz von Alfa Romeo und Ferrari nicht ins Ziel kamen. Den Sieger stellten wir bereits in diesem Artikel vor. Dennoch wurde die Targa auch ohne WM-Status weiter ausgetragen, bis bei der 61. Veranstaltung ein Unfall mit zwei getöteten Zuschauern nach der vierten Runde das Rennen abgebrochen wurde. Damit war auch die Geschichte dieses Straßenrennens beendet.

1974 wurde die Distanz von 11 auf 7 Runden und damit 504 km verkürzt, da alle in der Sportwagen-WM aktiven Werksteams anderweitig beschäftigt waren, eine Woche vorher bei den 1000 km von Imola, eine Woche danach in Le Mans, blieben als Hauptkonkurrenten drei vom Werk gemeldete Lancia Stratos und einige private Porsche Carrera RSR. Die Lancias waren hauptsächlich mit Fahrern aus der Rallyezunft besetzt, das prominenteste Team waren sicherlich Munari/Andruet, aber auch Larrousse/Ballestrieri und Pregliasco/Paleari waren keine Anfänger. Munari/Andruet führten anfangs, hatten aber Probleme mit der Treibstoffzufuhr, so ging die Führung und schließlich auch der Sieg an Gérard Larrousse und Amilcare Ballestrieri mit rund drei Minuten Vorsprung auf einen Porsche Carrera RSR mit der italienischen Besetzung Restivo/"Apache".

Die Geschichte des Lancia Stratos dürfte hinlänglich bekannt sein, aus dem Keil von Bertone entstand das optimale Rallyeauto seiner Zeit. Der damalige Lancia-Boss Ugo Gobatto und Sportchef Cesare Fiorio beauftragten Bertones Chefdesigner Marcello Gandini, aus der Studie ein Rennauto zu entwickeln. Es entstand ein völlig neues Auto, statt des Lancia-Vierzylinders baute man den V6 des Dino 246 ein, der kurze Radstand von 2180 mm blieb erhalten. Der Serienstart verzögerte sich bis 1974, die Karosserie entstand inzwischen aus Kunststoff, nicht mehr aus Aluminium. Immerhin wurden wohl rund 500 Monocoques und Karrosserieteile hergestellt, schon 400 hätten für die Homologation in der Gruppe 4 gereicht. Ob allerdings wirklich alle Fahrzeuge montiert wurden, ist nicht sicher, da der Stratos leider kein kommerzieller Erfolg wurde. Soweit ich mich erinnern kann, wurden meinem Vater, der damals eine Lancia-Vertretung besaß, neue Stratos für netto unter 20.000,- DM angeboten, leider konnte ich ihn nicht überzeugen. Sportlich war das Auto aber vor allem auf den Rallyepisten ein riesiger Erfolg, alleine vier Siege bei der Rallye Monte Carlo beweisen das. Auf den Rennstrecken blieben die Erfolge übersichtlich, neben dem Targa-Sieg war man bei der Tour de France und dem Giro d'Italia erfolgreich, beides eine Mischung aus Rallye und Rennen. Der spätere Gruppe 5-Stratos war allerdings ein Desaster, lediglich beim Giro d'italia sprang ein Sieg heraus. Bei Rallyes setzte sich die Erfolgsgeschichte bis in die 80er Jahre fort, Bernard Darniche gewann 1981 noch die Tour de Corse, natürlich ein für den Stratos ideales Betätigungsfeld.

Das Siegerauto der Targa Florio 1974 war noch eine frühe Stratos-Version, die sich in vielen Details vom späteren "Serienauto" unterschied. Vor allem das Heck war völlig anders gestaltet und die Jalousie über dem Motorraum und der Dachspoiler fehlten. Auch die Front mit dem tiefen Spoiler unterschied sich vom Rallyeauto, für Rallyes wäre das eher unvorteilhaft. Spark hat das alles gut umgesetzt, die Grundform des Stratos hat man sowieso optimal getroffen. Das rot/weiße Outfit ist teils durch Lackierung, teils durch Decals wiedergegeben, die Marlboro-Elemente müssen vom Käufer aufgebracht werden. Der feine Heckspoiler könnte etwas steiler stehen, Räder, Scheinwerfer und Interieur sind in gewohnter Spark-Qualität, nicht ganz optimal sieht der nach oben offene, nur als Relief reproduzierte Motorraum aus, eines der wenigen zu findenden Originalfotos zeigt auch, dass der Kasten über den Ansaugstutzen andersfarbig sein müsste.

Wir freuen uns auch über diesen Targa-Florio-Sieger zur Komplettierung der Sammlung und hoffen weiterhin schwer auf die noch fehlenden Porsche-Gewinner von 1956, 1959 und 1960.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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