Sonntag, 8. April 2018

Genial, aber unausgereift: Lola Mk 6 GT Le Mans 1963 von Spark, 1:43

Im Jahre 1958 gründete der bisher unbekannte Brite Eric Broadley seine Firma Lola Cars Ltd., dass daraus einmal einer der über Jahre größten Hersteller von Rennwagen werden sollte, war noch nicht abzusehen. Nach einem kleinen Sportwagen, dem Lola Mk I folgten Formel Junior-Autos, zuerst mit Front-, später auch mit Mittelmotor. Erste internationale Erfolge feierte man mit einem Formel 1-Renner, mit dem John Surtees 1962 Vierter in der WM wurde. Ende des gleichen Jahres hatte Eric Broadley die glorreiche Idee, einen Sportwagen mit amerikanischer V8-Power zu entwerfen, daraus sollte der Lola Mk. 6 entstehen. Das anlässlich der Londoner Racing Car Show 1963 im Januar präsentierte Auto stellte eine Revolution dar. Ein Mittelmotor-Monocoque mit einer ultraflachen Coupé-Karosserie, Ford V8 mit 4,2 Liter Hubraum, Colotti-Getriebe und Formel 1-Radaufhängungen, nur noch so konnte ein modernes Rennauto aussehen. Obwohl, wie leider oft bei Lola, das Auto nicht rechtzeitig fertig wurde, war es die Sensation der Show, als es am Samstag, einen Tag nach der Ausstellungseröffnung auf den Stand gebracht wurde. Um Zeit zu sparen, hatte LGT-P noch ein Stahl-Monocoque, die beiden weiteren Chassis LGT-1 und LGT-2 hingegen eines aus Aluminium. Mit 3,91 m Länge und einem knappen Meter Höhe war der Lola GT extrem kompakt und die Form wirkte hochelegant für ein Rennsportauto. Eric Broadley hatte zusammen mit seinem jungen Assistenten Tony Southgate und dem Designer John Frayling ganze Arbeit geleistet. Nach der Messe begann man bald mit dem Aufbau der beiden weiteren Autos, die aber mit stärkeren 4,7-Liter-Triebwerken ausgerüstet wurden, während LGT-P erste Rennerfahrungen sammelte. Bei der Daily Express Trophy in Silverstone sollte John Surtees den Lola pilotieren, bekam aber von Ferrari keine Freigabe. Deshalb ließ man über die Lautsprecheranlage den mehr oder weniger zufällig anwesenden Tony Maggs ausrufen, der ohne einen Testkilometer mit dem brandneuen silbernen Coupé Platz 9 belegte. Nächste Station war der Nürburgring, mit Startnummer 115 gingen Maggs/Olthoff an den Start eines für sie turbulenten Rennens: Zuerst wurde Maggs von einem seiner Zentralverschlüsse überholt, konnte aber mit Hilfe von Steinen am Streckenrand das Rad wieder befestigen, nachdem er das verlorene Teil wieder gefunden hatte. Copilot Olthoff blieb dann mit defektem Zündverteiler stehen und als er zurück zur Box wollte, geriet er in einen Konflikt mit einem Marshall an der Strecke, der zuerst mit Fäusten und anschließend sogar mit gezogener Pistole eskalierte. Aufgrund der Ereignisse machte das Team Lola einen unauffälligen Abgang aus der Eifel . . .

Für Le Mans sollten dann die beiden Rennautos fertig sein, aber das klappte nicht. Schließlich schnappte Broadley himself das mehr oder weniger fertige Chassis LGT-1, fuhr damit an den Kanal, von dort mit Luftfracht über das Meer und in Frankreich auf eigener Achse nach Le Mans. Natürlich war man wieder einmal zu spät dran, aber die Kommissare drückten beide Augen zu, fanden allerdings einige Mängel, die noch zu beheben waren. Vor allem die Ansaugluftzufuhr durch das Dach wurde kritisiert, da man keine Sicht nach hinten hatte. Der zu große Tankinhalt wurde auf ganz einfache Weise durch 13 (oder 14, je nach Quelle) Plastikflaschen, die im Tank versenkt wurden, verringert. So waren die Probleme gelöst und der Lola durfte mit dem Fahrerteam David Hobbs/Richard Attwood starten. Ursprünglich gab Lola für den GT übrigens ein sehr optimistisches Leergewicht von 600 kg an, in Le Mans war das Fahrzeug wesentlich schwerer, man sprach von 950 oder sogar über 1.000 kg.

Der Renneinsatz des nahezu ungetesteten Lola entwickelte sich zum Desaster. Die Übersetzungen waren falsch gewählt, so dass man auf der Mulsanne nur 250 km/h statt der möglichen 290 erreichen konnte. Die Kraftübertragung machte überhaupt Probleme, was letztlich auch zum Ausfall führte, als Hobbs vor der Essess keinen Gang einlegen konnte und von der Piste flog. Dennoch kam man zeitweise bis auf den fünften Platz nach vorne, der Sieg ging letzlich an einen Ferrari 250 P, und damit erstmals an ein Auto mit Mittelmotor. Eric Broadleys finanzielle Mittel dürften zu dieser Zeit sehr beschränkt gewesen sein, deshalb kam ihm das Angebot von Ford gerade recht. Nachdem Henry Ford II beim versuchten Kauf der Scuderia Ferrari scheiterte, wollte man die Italiener im Rennen besiegen. Ford übernahm also den Lola Mk 6 und gab Eric Broadley einen Beratervertrag zur Entwicklung eines Le Mans-Siegers. Daraus entstand bekanntlich der Ford GT 40, aber das ist eine andere, lange Geschichte. Eric Broadley war dennoch nicht glücklich, er suchte die Unabhängigkeit und schied bereits 1964 wieder aus dem Projekt aus. Und der tolle Lola GT bestritt nur noch Rennen in Amerika, wo er von John Mecom eingesetzt wurde.

Interessant ist vielleicht auch, was aus den drei Autos geworden ist: LGT-P wurde von Ford als Testfahrzeug genutzt und 1965 ohne Antriebseinheit für 4.000 $ an den Rennfahrer Allan Grant verkauft, der ihn 40 Jahre in seiner Garage parkte. Heute ist er in den Zustand der Racing Car Show 1962 zurückversetzt und im Besitz eines Sammlers in Washington State. LGT-1, das Le Mans-Auto, wurde ebenfalls von Ford für Tests eingesetzt, heute gehört es einem japanischen Sammler, der es auch bei historischen Events nutzt. LGT-2 hatte die interessanteste Historie: Broadley verkaufte das Auto an den texanischen Ölmillionär und Rennstallbetreiber John Mecom. Der widersetzte sich auch einem Kaufangebot von Ford und montierte bald darauf ausgerechnet einen Chevrolet-V8 in das Coupé. In blau metallic mit weißen Längsstreifen machte der Lola in Amerika und bei den Nassau Speed Weeks Furore, meist bewegt von Augie Pabst, einem in den Staaten durchaus bekannten Haudegen. Stark modifiziert, vor allem mit zusätzlichen Lufthutzen und dicken Kotflügelverbreiterungen bestritt LGT-2 sein letztes Rennen 1964 in Riverside, wo Pabst mit ihm unter eine Leitplanke rutschte, was ihn fast seinen Kopf kostete. Heute ist dieses spektakuläre Rennauto wieder in den Zustand von Riverside (natürlich vor dem Unfall!) versetzt worden und 2006 für rund 700.000 $ versteigert worden. Ein weiterer Auktionsversuch scheiterte 2014, man forderte minimal 1.200.000 $, die aber niemand bezahlen wollte.

Mit diesem Modell erfüllt Spark sicherlich vielen Sammlern einen Herzenswunsch! Undg die Ausführung gibt keinerlei Anlass zu Kritik. Die Form ist ausgezeichnet wiedergegeben, die dunkelgrüne Lackierung mit dem silbernen Längsstreifen sitzt perfekt, wie auch die Startnummern und die Kennzeichen, der Lola ist ja, wie geschrieben, auf eigener Achse nach Le Mans gekommen. Man stelle sich das einmal mit einem heutigen LMP vor. Das Cockpit ist schlicht, aber komplett, die im Original vom Ford Cortina stammenden Rücklichter wie auch die Scheinwerfer sauber reproduziert. Die Räder stimmen und am Heck ragen Auspuffanlage und Getriebe unter der Karosserie heraus.

Wer diesen Lola haben will, sollte sich beeilen, solche Modelle sind oft rasend schnell ausverkauft. Und von Spark würden wir uns mindestens noch die Präsentationsversion und das Mecom-Auto wünschen!

Fotos: Georg Hämel, Text: Rudi Seidel

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