Sonntag, 21. Januar 2018
Ein V8 macht noch keine Cobra - Sunbeam Tiger Targa Florio 1965 von Spark, 1:43
Mit der Targa Florio, einem der traditionsreichsten Autorennen, hat Spark ein neues Spielfeld gefunden, neben den Siegern bekommt der Sammler aber auch Exoten wie diesen Sunbeam Tiger. Wir haben uns den kleinen Briten mit amerikanischem Herzen angeschaut und seine Geschichte verfolgt.
Der 1959 präsentierte Sunbeam Alpine war eher ein Boulevardcabrio als ein ernstzunehmender Sportwagen, dennoch versuchte sich der Rootes-Konzern auch im Sport, sowohl bei Rallyes als auch in Le Mans, wie man in unserem Bericht über ein anderes Spark-Modell lesen kann. Nach dem Vorbild der Shelby Cobra präsentierte man auf dem Pariser Salon 1964 den Alpine Tiger bzw. Alpine 260 (für Europa), man kombinierte dazu das Alpine Cabrio mit einem festen Hardtop und einem 4,3-Liter Ford V8-Treibsatz. Die Leistung wurde nahezu verdoppelt, statt 88 waren nun 164 PS vorhanden, allerdings nach SAE-Norm. Damit stieß das Fahrwerk allerdings an seine Grenzen und über 190 km/h waren zu dieser Zeit nicht gerade wenig. 1966 kam dann noch ein 4,7-Liter V8 mit 203 PS, im darauffolgenden Jahr war nach 14 134 Fahrzeugen das Ende der Produktion erreicht. Chrysler, der neue Besitzer des Rootes-Konzerns, wollte sicherlich keinen Motor des Konkurrenten Ford in seinen Produkten.
Nachdem 1964 Carroll Shelby mit vier seiner Cobras nach Sizilien kam und trotz mangelnder Eignung der kopflastigen Roadster für die winklige Piste einen achten Platz feiern konnte, am Lenkrad saß übrigens neben Jerry Grant der gerade verstorbene Dan Gurney, kam ein britisches Privatteam auf die Idee, einen Tiger dort starten zu lassen. Dazu nahm das Vita Foam Racing Team den Rootes-Routinier Peter Harper zusammen mit Reverend Rupert Jones als Fahrerteam, der kräftig modifizierte Tiger musste allerdings mangels Homologation in der Prototypenklasse antreten, sein stärkster Gegner war der Ferrari 275 P2 der späteren Sieger Bandini/Vaccarella. Bereits im Training plagten den Sunbeam Getriebe-Probleme, dennoch schaffte man im Rennen den eigentlich 16. Rang gesamt und 2. in der Klasse, aber aufgrund des immensen Geschwindigkeitsunterschiedes zum Ferrari wurde der Sunbeam wegen Nichterreichens der Sollzeit aus der Wertung genommen.
Spark hat diesen Exoten mit sehr viel Liebe zum Detail umgesetzt. Die stark modifizierte und etwas ausgeräumte Front, die aufgewölbte Haube, die wohl wegen Überhitzungsproblemen nicht ganz geschlossen wurde und mit Lederriemen fixiert ist, die Minilite-Räder mit breiten Rennreifen, aber auch die Schriftzüge, Zierleisten und Markenlogos, kein Detail wurde vergessen. Erwähnenswert auch die ungleichen, weil im Original handgemalten Startnummern (hierzu gibt es Fotos auf www.targapedia.com), die Antibeschlagsfolie in der Heckscheibe und der ebenfalls nicht ganz geschlossenen Kofferraumdeckel. Der Grund dafür ist allerdings unklar, vielleicht ein zusätzliches Ersatzrad? Das Hardtop mit seinen Fensterrahmen, das Cockpit sowie die nachgebildete Auspuffanlage runden ein wirklich tolles Modellauto ab. Der glänzende rote Lack bildet einen schönen Kontrast zu den mattschwarzen Hauben und dem Hardtop.
Man kann gespannt sein, ob und wie Spark dieses Thema weiterverfolgt, bei der Vielfältigkeit der Startfelder auf Sizilien kann dem interessierten Sammler Angst und Bange um den Platz in der Vitrine werden. Lobenswert bei Spark nach wie vor das Preis-Leistungsverhältnis, hoffentlich bleibt man bei der moderaten Preispolitik.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel