Sonntag, 31. Dezember 2017

Die schwarze Wolke - Talbot Lago T26 Grand Sport Coupé Franay von Matrix Scale Models, 1:43

Nach 1945 versuchten viele der in Frankreich existierenden Luxusmarken, ihre kaum veränderten Fahrzeuge an die wenig vorhandene zahlungskräftige Kundschaft zu bringen. Ob Bugatti, Delage, Delahaye, Hotchkiss, Salmson oder eben Talbot Lago, die Erfolge blieben überschaubar. Dennoch entstanden zwischen 1947 und 1955 manch hochattraktive, aber auch sehr extravagante Sport- und Luxuswagen, die heute noch auf Concours oder Messen das Publikum beeindrucken. Matrix Scale Models produziert immer wieder solche Autos, und das hier gezeigte Coupé von Franay gehört sicherlich zu den interessantesten Designs, zeigt es doch den Übergang von den damals beliebten Tropfenformen zu einer eher pontonförmigen Linie mit einem breiten Kühlergrill statt der traditionellen hohen Masken.

Talbot hatte eine sehr wechselhafte Geschichte: Die Ursprünge finden sich in der französischen Marke Darracq, einem Automobilpionier, in den Zwanziger Jahren entstand dann die britische STD-Gruppe, die aus Sunbeam und eben Talbot und Darracq bestand. Mitte der 30er Jahre kam dann Major Anthony Lago ins Spiel, der den französischen Teil der Firma Talbot vom britischen abspaltete. Auf der Insel gab es den Sunbeam-Talbot, während die französischen Autos Talbot Lago hießen. Im Dezember 1958 war dann Simca der Käufer und auch Totengräber des berühmten Namens. Die Wiederentdeckung 1979 war auch nicht von langer Dauer, Massenautos wie der Horizon oder der Samba hatten im Gefüge von PSA bald keinen Platz mehr und wurden durch Modelle von Citroen oder Peugeot ersetzt.

Doch zurück zu besseren Zeiten: Der Talbot Lago T 26 Record war das erste Modell nach dem Krieg, der 4,5-Liter-Sechszylinder besaß einen neuen Zylinderkopf mit zwei hochliegenden Nockenwellen, die Kraftübertragung erfolgte über ein Wilson-Vorwählgetriebe. Der Kastenrahmen mit hinterer Starrachse blieb unverändert. 170 PS waren kein schlechter Wert, 1947 folgte noch der Grand Sport mit 190 PS und verkürztem Fahrgestell (265 statt 313 cm Radstand). Auf beiden Chassis entstanden mehr oder weniger schöne Creationen der namhaftesten Carrossiers wie Antem, Figoni, Graber (Schweiz), aber eben auch Saoutchik. Zu erwähnen wäre noch, dass der Record ab 1950 auch mit der stärkeren Maschine lieferbar war, und der Grand Sport sogar bis zu 210 PS erreichte, was ihn damals zum stärksten und schnellsten Straßenauto machte. Und 1950 erreichte man sogar den Sieg in Le Mans, allerdings fuhr man dort mit einem ans Reglement angepassten Grand-Prix-Renner, der aber auch über den 4,5-Liter-Sechszylinder verfügte. In der Rennversion holte man sogar 250 PS aus dem Triebwerk.

Die bereits 1903 in Levallois-Perret, einem Pariser Vorort gegründete Firma Franay machte sich bald einen Namen mit qualitativ hochwertigen Aufbauten auf Chassis von Luxusherstellern wie Rolls Royce, Duesenberg, Bugatti oder Hispano Suiza. Allerdings arbeitete man vor allem nach Kundenwünschen, eine eigene Linie wie Chapron, Figoni oder Saoutchik war eher nicht zu erkennen. Der Sohn des Firmengründers, Marius Franay, übernahm nach dem ersten Weltkrieg die Leitung der Carosserie und führte sie bis zum bitteren Ende 1955. Eine Zusammenarbeit mit dem französischen Importeur für Bentley und Rolls Royce ließ einige Sonderaufbauten auf den britischen Luxusautos entstehen. Und drei der acht Talbot Lago T26 Grand Sport erhielten ihre Linie bei Franay, ein Cabriolet und zwei Coupés, von denen uns Matrix eines in 1:43 präsentiert. Die drei Autos unterscheiden sich in vielen Details, das zweite Coupé besaß einen klassischen dreiteiligen Kühlergrill mit vertikalem Mittelteil, die seitlichen Zierleisten sind bei den anderen Talbots oberhalb der Radnaben angesetzt, nur beim hier gezeigten Auto befinden sie sich am Schweller. Der Schwanengesang für Franay war eine für den französischen Präsidenten gefertigte Limousine auf Basis des Citroen 15CV6, über das Norev- Modell haben wir bereits berichtet.

Das Vorbild des Matrix-Modells ist wie gesagt ein Einzelstück mit der Fahrgestellnummer 110 113. Ursprünglich wurde das Coupé in Genf ausgeliefert, 1988 tauchte es in Tennessee in dn USA auf und wurde 2002-2004 in Neuseeland komplett restauriert. Fotos von diesen Arbeiten findet man hier. Bereits 2005 gab es einen Klassensieg in Pebble Beach. 2013 wurde der Talbot von Barrett-Jackson in Scottsdale für 2.025.000 Mio. $ versteigert. Das zwei Jahre später vom gleichen Auktionator verkaufte Coupé erreichte "nur" 1.650.000 $.

Wie immer liefert uns Matrix ein auf den ersten Blick attraktives Modellauto in einer schönen Vitrine. Sehr gute Lackierung in hochglänzendem schwarz und jede Menge Chrom- und Ätzteile erzielen eine großartige Wirkung. Vor allem die schönen Speichenräder und das Kühlergitter erfreuen den Betrachter. Die Verarbeitung ist bei unserem Fotomuster gut, aber nicht perfekt, wie das aussermittig platzierte Logo auf der Heckpartie und das nicht einwandfrei positionierte Heckfenster zeigen. Ansonsten aber alles gut. Kommen wir zum Schwachpunkt so manches Modells dieses Produzenten, der Maßstäblichkeit. Der Radstand stimmt, die Gesamtproportionen sind gut getroffen. Einziges Manko ist die vordere Spurweite, da war man wieder einmal viel zu großzügig. Ob die Gesamtbreite dann stimmt, wage ich nicht zu bezweifeln, da von solchen Einzelstücken meist keine sicheren Werte vorliegen. Aber dass die Matrix-Leute nicht zum Vermessen der Modelle gehen, dürfte inzwischen bekannt sein. Auf jeden Fall stellt dieser Talbot-Lago eine sehr schöne Erweiterung der Sammlung dar, an den Preis von rund 90 Euro muss man sich bei diesen Modellen leider gewöhnen und bei 408 Exemplaren weltweit landen diese Miniaturen eher nicht auf der Resterampe.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, wir danken für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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