
Mittwoch, 1. November 2017
Schöner Klassiker aus Britannien - Aston Martin DB2 von BoS Models, 1:18
David Brown war ein reicher Industrieller aus Yorkshire, der mit der "David Brown Corporation" bereits ein erfolgreiches Technikunternehmen aufgebaut hatte, das sich unter anderem mit der Entwicklung und Herstellung von Getrieben, Zahnrädern und Landmaschinen einen Namen gemacht hatte. Eine besondere Vorliebe Browns galt allerdings dem Motorsport und als 1947 in der "Times" eine nicht näher bezeichnete Sportwagenfirma zum Kauf angeboten wurde, schlug er zu. Es handelte sich um Aston Martin und kurze Zeit später erwarb Brown zusätzlich noch Lagonda, in erster Linie um sich deren unter Aufsicht von W.O. Bentley entwickelten modernen und leistungsstarken Sechszylindermotor zu sichern. 1948 stellte man den ersten Nachkriegs-Aston-Martin vor, doch der "2-Litre-Sports" (später DB1 getauft) war kein sonderlicher Erfolg. Recht schwer und mit einem Vierzylindertriebwerk wenig aufregend motorisiert, war der DB1 von Browns Vorstellungen noch weit entfernt. Allerdings hatte das Chassis dieses Wagens im gleichen Jahr mit einer leichten Sportkarosserie mit St John Horsfall und Leslie Johnson die 24 Stunden von Spa gewonnen - technisch war man also auf einem guten Weg.
Der Nachfolger des DB1 debütierte dann auch als Prototyp zunächst auf der Rennstrecke. Die drei Wagen, die Aston Martin 1949 bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start brachte, gaben einen Ausblick auf die Zukunft der Marke, es waren leichtgewichtige, geschlossene Sportwagen mit einer attraktiv geschwungenen Karosserie aus der Feder von Frank Feeley, der mit Lagonda zu Aston Martin gestoßen war. Die Wagen hatten ein verkürztes DB1-Chassis, zwei wurden vom bekannten Vierzylinder angetrieben, einer trug unter der Haube den erwähnten neuen Lagonda 2,6 Liter Sechszylinder. In Le Mans belegte einer der Vierzylinder-Wagen den siebten Gesamtrang, der zweite Wagen hatte einen schweren Unfall, bei dem der Fahrer Pierre Marechal leider ums Leben kam. Der Sechszylinder-Prototyp fiel schon frühzeitig aus, konnte aber im gleichen Jahr in Spa sein Potenzial beweisen, als er den dritten Gesamtrang belegte. Dieses Fahrzeug wurde dann die Entwicklungsbasis für den neuen Straßensportwagen. 1950 präsentierte Aston Martin das Ergebnis auf der Motor Show in New York, den DB2. Das kompakte und leichte Coupé (vom Hersteller als "Saloon" bezeichnet) war ebenfalls von Frank Feeley entworfen worden und wirkte modern und gefällig. Dementsprechend begeistert fiel auch die Publikumsresonanz aus, der Wagen war ein voller Erfolg und die Fabrik konnte die Nachfrage kaum befriedigen.
Die ersten 49 Exemplare des DB2 trugen an der Front noch einen dreigeteilten Grill und große Luftauslässe an den Seiten, danach wurde der Grill einteilig und die Luftauslässe fielen weg. Später im Jahr 1950 kam eine offene "Drophead Coupé"-Variante hinzu, die ebenfalls gut auf dem Markt ankam. Der DB2 wurde auch auf der Rennstrecke erfolgreich eingesetzt, die drei nach dem in New York gezeigten Modell produzierten Fahrzeuge erhielt das Werks-Rennteam, die jene Wagen ohne große Tests zu den 24 Stunden von Le Mans schickten. Einer der Wagen verunfallte auf dem Weg nach Frankreich, doch die beiden verbliebenen Aston Martin DB2 schlugen sich hervorragend und errangen in ihrer Klasse einen klaren Doppelsieg für das kleine britische Team. Dieser sensationelle Erfolg befeuerte den Absatz des DB2 nur noch mehr - der DB2 war ein äußerst attraktives Auto für den solventen Sportwagenfahrer der Nachkriegszeit.
Auch in Modellform ist der DB2 attraktiv, im Maßstab 1:43 hat Spark eine Vielzahl gelungener Straßenmodelle und Rennvarianten produziert. In 1:18 war das Angebot bislang mager, inzwischen hat Tecnomodel mehrere Farbvarianten auf den Markt gebracht, doch dieses Modell will mir für über 200 EUR nicht so recht gefallen. Da ist es um so erfreulicher, dass auch BoS Models, das Resinemodell-Label von Modelcarworld, sich den DB2 vorgenommen hat. BoS bildet einen frühen DB2 mit dreigeteiltem Grill nach und hat die Form der Karosserie für meine Begriffe wunderbar getroffen. Die Grills und auch die feinen Gitter über den Seitenauslässen werden als geätze Metallteile verarbeitet. Die Scheinwerfer bildet BoS mit viel Tiefe nach, auch die winzigen Rückleuchten sind korrekt dargestellt. Schön auch, dass man das hintere Nummernschild unter der Glasabdeckung genau modelliert hat. Es gibt, wie bei Resine üblich, keine beweglichen oder öffnenden Teile, somit muss der Blick durch die Scheiben für den Innenraum reichen. Da gibt es ein duch Decals detailliertes Armaturenbrett und ein schönes Lenkrad sowie auf den ersten Blick wenig sportliche, aber korrekte Sitze. Die Felgen sind filigran, die Reifen leider ein wenig dick, andererseits gibt das dem Modell einen etwas bulligen Eindruck, der gut zum Vorbild passt. Mir macht der kleine DB2 viel Spaß und er schließt in sehr guter Qualität eine klaffende Lücke im Aston-Martin-Modellangebot. Übrigens, den offenen DB2 hat BoS auch im Programm!
Text und Fotos: Georg Hämel