Samstag, 7. Oktober 2017

Der letzte seiner Art - Porsche 936/82 Kremer DRM 1982 Stefan Bellof von Spark für Raceland, 1:43

Aus einer Verlegenheitslösung wurde ein über Jahre erfolgreiches Rennauto - so könnte man die Geschichte des Porsche 936 beschreiben. In Weissach, wo die Rennabteilung zuhause war, hatte man sich eigentlich auf die Gruppen 4 und 5 konzentriert, mit diesen zumindest optisch seriennahen Fahrzeugen wollte man in der neuen Marken-WM die führende Rolle spielen. An der gleichzeitig ausgetragenen Sportwagen-WM wollte man nicht teilnehmen. Gerüchte über eine Zusammenführung beider Serien führten zu einem späten Umschwung, im Herbst 1975 startete das Geheimprojekt 936. Porsche hatte den Vorteil, auf vorhandenen Komponenten aufzubauen, so kam die Basis des Gitterrohrrahmens vom 908/3, während das Getriebe und die meisten Fahrwerkskomponenten vom CanAm-917 entnommen wurden. Als Triebwerk übernahm man den aufgeladenen Sechszylinder-Boxer aus dem Carrera RSR turbo mit 520 bis 540 PS. Die Saison 1976 verlief überaus erfolgreich, fünf Siege in WM-Läufen und als Sahnehäubchen der Erfolg in Le Mans, ein tolles Ergebnis für ein in rund 6 Monaten auf die Räder gestelltes Rennauto. 1977 überließ man den Erfolg in der wenig beachteten Sportwagen-WM praktisch kampflos an Alfa Romeo, bekam aber mit dem neuerlichen Le Mans-Sieg mehr Publicity als die Italiener. Ein Jahr später holte sich Reinhold Joest mit einem aktualisierten 908/36 den letzten Titel in einer nahezu in die Bedeutungslosigkeit versunkene Sportwagen-WM. Das Werk baute für Le Mans einen dritten 936 mit vielen Verbesserungen, verlor aber das Rennen gegen Renault. Und 1979 wiederholte sich das Debakel, zwei von Essex gesponserte 936 sahen das Ziel nicht, aber immerhin rettete Kremer mit einem 935 K3 den Gesamtsieg für Porsche. Für 1980 baute das Joest-Team aus bei Porsche vorhandenen Teilen einen 936/80, mit dem man in Le Mans den zweiten Platz hinter einem Rondeau holte. Und für 1981 holte man zwei 936 aus dem Werksmuseum, setzte den vorhandenen Indianapolis-Motor ein und gewann das Rennen. Somit hatte Porsches Notlösung drei Siege in der Sarthe erzielt, einen mehr als der berühmte 917!

Die offizielle Geschichte des 936 endete in diesem Jahr, 1982 wurde die Gruppe C eingeführt, dafür hatte Porsche bereits den 956 entwickelt. Im ersten Jahr gab es allerdings noch keine Kundenfahrzeuge und auch die Sporthohheit fürchtete zu kleine Starterfelder. Daher konnte Joest seinen 936 weiterhin einsetzen und das Kremer-Team kam auf die Idee, ebenfalls einen 936 aufzubauen. Dieser entstand in Köln weitgehend in Eigenarbeit, allerdings nach den von Porsche zur Verfügung gestellten Originalplänen. Die Karosserie war ursprünglich Ersatz für 936 001, wurde allerdings modifiziert. Wie bei Kremer üblich, fand man einiges zu optimieren, Porsche vergoldete den Aufwand mit der Vergabe einer Werks-Fahrgestellnummer, so wurde dieser 936 005 der letzte seiner Art.

Da die Entscheidung für dieses Projekt erst im Dezember 1981 fiel, blieb nicht allzuviel Zeit, aber bereits zum ersten Rennen der Internationalen Deutschen Rennsportmeisterschaft am 21. März war man bereit. Das sehr gemischte Feld bestand aus vielen Gruppe 5-Autos, einigen neuen Gruppe C-Rennern und den beiden 936 Spider von Joest und Kremer unter Bob Wollek und Rolf Stommelen. Sieger wurde Klaus Niedzwiedz auf einem Zakspeed-Capri. Bis die Gruppe C-Autos ausgereifter bzw. überhaupt fertig waren, konnte Wollek bereits soviele Punkte sammeln, dass er endlich die Meisterschaft errang, vor Rolf Stommelen, der allerdings bereits ab dem 7. Rennen auf den Kremer CK 5 umstieg, eine Eigenkonstruktion der Kölner, die ebenfalls noch auf dem 936 basierte. Beim vorletzten Rennen, dem ADAC-Hessen-Cup am 29. August in Hockenheim durfte ein aufstrebendes Talent ans Volant des 936 Spyder, ein gewisser Stefan Bellof. Wie Kremers damaliger Rennmechaniker sich erinnerte, war Bellof sauschnell, zerstörte allerdings aufgrund seiner aus dem Formelsport gewohnten Technik, die Gänge ohne Kuppeln durchzureissen, zwei Renntriebwerke. Aber seine Zeit sollte noch kommen, auch wenn sie für dieses Riesentalent leider viel zu früh in einer Tragödie endete.

Am Hockenheim schied Bellof jedenfalls in der 38. Runde aus, es gewann Kremer-Teamkollege Stommelen mit dem CK 5 vor Bob Wollek, der inzwischen den Joest-Spyder gegen einen 936 C getauscht hatte, ebenfalls eine Gruppe C-Eigenkonstruktion.

Der Joest-936 Spyder durfte unter Leopold von Bayern auch 1983 noch mitmachen, die Erfolge blieben überschaubar, vielleicht war die Kombination aus bayerischem Adel und Preussenbier verantwortlich. Über das weitere Leben des Kremer-936 konnten wir leider nichts in Erfahrung bringen.

Raceland hat für sein Modell den 936 ausgewählt, wie ihn Stefan Bellof in Hockenheim bewegt hatte. Im Gegensatz zu Stommelens Einsätzen wurde sogar ein Sponsor gefunden und der eigentlich schlicht weiße, mit rot-blauen Längsstreifen verzierte Porsche mit allerhand Meisterfoto-Schriftzügen versehen. Das Heck wurde optimiert, indem unten senkrechte Skirts angebracht wurden, damit wollte man die Luftführung verbessern. Das alles wird gewohnt detailliert wiedergegeben. Ansonsten gewohnte Spark-Qualität, Grundform, Scheinwerfer, Lackierung und Beklebung, Räder, Cockpit, durchgehend perfekt. Auffällig sind die blauen Klebestreifen, mit denen die Türen gesichert wurden. Wie man Raceland kennt, haben sie Originalfotos vom Rennen beschafft und mit Spark abgestimmt, dass das Modell wirklich zu 100 % originalgetreu ist. Übrigens ist auch die Technik mit Gitterrohrrahmen, Auspuffanlage und Turboladern unter dem Heck reproduziert.

Raceland hat wieder einmal ein gutes Händchen bei der Vorbildauswahl getroffen, der 936 passt ausgezeichnet zu vielen Sammelthemen. Der Preis ist um 5 Euro höher als gewohnt, der Rechteinhaber am Namen Stefan Bellofs fordert Lizenzgebühren, aber das lässt sich wohl verschmerzen.

Unser Fotomuster kommt von raceland, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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