Donnerstag, 28. September 2017

Spektakuläres 50er Jahre-Design - Pegaso Z 102 Berlinetta Thrill Touring Superleggera 1953 von Matrix, 1:43

Die spanische Automobilindustrie umfasste in den 50er Jahren hauptsächlich Produzenten von Kleinwagen und Nutzfahrzeugen. Das staatliche Unternehmen ENASA (Empresa nacional autocamiones sociedad anonima) in Barcelona war durch seine LKWs namens Pegaso bekannt. Ausserdem hatte man den spanischen Zweig der berühmten Luxuswagenmarke Hispano Suiza übernommen und Wilfredo Ricart, vor dem Zweiten Weltkrieg Motorenkonstrukteur bei Alfa Romeo, wollte als neuer Leiter der ENASA die Marke international bekannt machen und erhoffte sich durch einen völlig neuen Sportwagen Verkaufserfolge im Ausland.

Ricart konnte sozusagen mit einem leeren Blatt Papier starten und verwirklichte ein Fahrzeug auf höchstem Stand. Das Triebwerk entsprach reinster Renntechnik, ein V8 mit 2,5 oder 2,8 Liter Hubraum, vier obenliegenden Nockenwellen und einem oder vier Weber-Doppelvergasern. Die Leistung wurde auf 170 bis 250 PS geschätzt, genug für flotte Fortbewegung. Das Fahrwerk war ebenfalls sehr aufwändig: De-Dion-Hinterachse, zur besseren Gewichtsverteilung Getriebe hinter dem Differential, Torsionsstabfederung, dadurch für damalige Verhältnisse hervorragende Fahreigenschaften. Neben der eher plumpen Werkskarosserie entstanden Sonderaufbauten, vor allem von Saoutchik in Frankreich und von Touring
in Italien. Die Superleggera-Berlinetta aus Mailand wurde mit ca. 20 Exemplaren zu einer Art Standardkarosserie, daneben entstanden bei Touring auch noch einige Barchette und mit der hier präsentierten Berlinetta Thrill ein atemberaubendes Fahrzeug. Im Rennsport blieben die Erfolge aus, ein Le-Mans-Einsatz 1953 endete bereits mit einem Trainingsunfall und auch bei der Carrera Panamericana 1954 kam der einzige gestartete Pegaso nicht ins Ziel. Lediglich bei nationalen Rennen in Spanien sah man die Sportwagen öfters antreten und auch siegen. Dann gab es noch den Bisiluro, ein Rekordfahrzeug mit einer flugzeugähnlichen Kuppel auf der rechten Seite, auch hier blieb es beim Rekordversuch. Der Pegaso wurde ständig weiterentwickelt, ab 1953 gab es eine Kompressorversion, im darauffolgenden Jahr kam dann der Z-103 mit 4 und 4,5 Liter Hubraum, allerdings war das dann ein einfacherer V8 mit nur noch einer zentralen Nockenwelle, auch die Aufbauten zeigten, dass man damit eher den Markt der zivileren Grand Tourismes erreichen wollte.

Im Jahre 1958 endete die Produktion der Pegaso Sportwagen, die angegebene Produktionskapazität von 250 Stück/Jahr wurde bei weitem nicht erreicht, insgesamt wurden in acht Jahren gerade einmal 112 Autos produziert, von denen ein großer Teil noch existiert. Ein Geschäft war das nie, aber der Nimbus der Marke ist heute noch erhalten.

Doch zurück zur Berlinetta Thrill: Im April 1953 gelang der Carrozzeria Touring mit diesem Auto eine der Senasationen am Turiner Autosalon. Eine dramatisch geformte Linie mit einer auffälligen rot/schwarzen Lackierung (das rot hätte zuerst sogar knallrosa werden sollen!), das Design gipfelte in der doppelten B-Säule, deren äußere Elemente in die hinteren Kotflügel überging, dazu eine Panoramaheckscheibe, die in einen schmalen Heckbereich übergeht. Die Kotflügel wölben sich über den großen Speichenrädern mit Weißwandreifen, während die Front der normalen Touring-Berlinetta ähnelt.

Schön, dass die Belinetta Thrill überlebt hat, nach einer Restaurierung durch die damaligen Besitzer, die Familie Minasian, wurde das Auto 1994 in Pebble Beach prämiert. Auch bei der Villa d'Este konnte man den Pegaso 2008 bewundern, inzwischen im Besitz eines belgischen Sammlers.

Matrix hat sich der Herausforderung gestellt, dieses grandiose, aber auch komplexe Design in den Maßstab 1:43 zu übertragen. Das Modell hinterlässt einen guten Eindruck, Zweifarbenlackierung und Detaillierung entsprechen dem gewohnten Matrix-Niveau. Viele feine Chrom- und Ätzteile, schöne Speichenräder mit nicht zu breiten Weißwandreifen und auch vorbildgerechter Spurweite, feines Interieur, damit kann man sehr zufrieden sein. Eine genauere Inspektion zeigt einige Nachlässigkeiten: Die Zentralverschlüsse sitzen teils nicht mittig auf den Rädern, bei der Heckscheibe stößt man an montagetechnische Grenzen, bei unserem Muster ist hinten unten rechts ein Loch zu sehen, da wurde nicht sauber zugeschnitten und montiert. Die spektakuläre B-Säule ist perfekt nachgebildet, das Heck scheint im Vergleich zu Vorbildfotos etwas zu lang geraten.

Dennoch möchten wir dieses Modell nicht missen, empfehlen aber einen Gang zum Fachhändler mit einer genauen Inspektion der Fertigungsqualität, damit man an diesem beeindruckenden Fahrzeug viel Freude hat.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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