Sonntag, 1. Oktober 2017

Der Überwoody in Übergröße - Hispano Suiza K6 Break Franay 1937/1948 von Matrix, 1:43 (?)

Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte Hispano Suiza zur absoluten Spitze im Automobilbau. Höhepunkt war sicherlich der J12 mit einem Zwölfzylinder von zuerst 9,4 und später sogar 11,3 Liter Hubraum, aber auch die Sechszylinder waren qualitativ hochwertige und technisch ausgereifte Luxusfahrzeuge. Die Firmengeschichte ist ziemlich verworren und deshalb zu komplex, um sie im Rahmen dieser Modellvorstellung nachzuerzählen. Auf jeden Fall fand die Produktion der großen Luxusliner in Frankreich statt, dort wurden bis zur Einstellung der Produktion 1938 rund 2 500 Fahrzeuge gefertigt. Allerdings stellte Hispano Suiza nur die Chassis und Technik her, für die Aufbauten musste sich der Käufer an einen Carrossier wenden.

Das Chassis mit der Typenbezeichnung K6/Typ 70 wurde erstmals 1934 gebaut, ein Sechszylinder-Reihenmotor mit 5,2 Liter Hubraum und 140 PS bei lediglich 3 500 1/min sowie ein Dreiganggetriebe reichten für rund 145 km/h, je nach Aufbau. Es gab zwei verschiedene Radstände, 342 oder 372 cm, die Spurweite betrug 145 cm. Es gab bereits hydraulische, vom Fahrersitz aus verstellbare Stoßdämpfer sowie eine Servoeinrichtung für die mechanischen Bremsen. Die Elastizität des Triebwerks und die damit verbundene Laufkultur wurden seinerzeit hervorgehoben und die berühmtesten, vorwiegend französischen Karosserieschneider schufen hochelegante Aufbauten für diesen "kleinen" Luxuswagen, der natürlich vom Zwölfzylinder überstrahlt wurde. Insgesamt wurden in vier Jahren 204 Hispano Suiza K6 produziert, die Entscheidung im Konzern, sich auf Flugmotoren zu konstruieren, beendete die Produktion.

Das Vorbild des Matrix-Modells trug die Fahrgestellnummer 15 121 und wurde 1937 als Limousine karossiert. Der Besitzer wollte allerdings später einen sogenannten „Break de Chasse“ und beauftragte die Firma Franay, die 1948 den gewünschten Aufbau fertigstellte. Der einzige Holzkombi auf Hispano Suiza-Chassis wurde ein wahrlich imposantes Fahrzeug. Heute steht er im Mullin Automotive Museum, von der hohen Qualität zeugt das immer noch originale Holz. Die Wiederherstellung des Interieurs erforderte mehr Aufwand, dafür mussten acht Wasserbüffel ihr Leben lassen. Diese mussten in Pakistan gekauft und geschlachtet werden, Originalität hat eben ihren Preis.

Zum Modell kann man erst einmal nur Positives sagen. Hervorragende Detaillierung, gute Form, schöne Wiedergabe des Holzaufbaus, feine lackierte Speichenräder und komplettes Interieur ergeben eine Klasseminiatur. Besonders gut gefallen uns der fliegende Storch auf dem Kühler, die Scheinwerfer und die Dachreling mit den Schutzleisten auf dem Blechdach. Alles gut? Erste Zweifel kommen beim Einparken in die Vitrine, war der Hispano Suiza wirklich so riesig? Der Messschieber und der Taschenrechner offenbaren das ganze Unglück, scheinbar haben die Matrix-Leute von einer falschen Referenzgröße ausgehend hochgerechnet und ein Modell im ungefähren Maßstab 1:38 produziert. Zur Bestätigung unserer These: Radstand im Original 3,72 m entsprechen in 1:43 85,5 mm, das Matrixmodell hat 96,2 mm. Eine Spurweite von 1,45 m wären 33,7 mm, bei Matrix 38,7 mm. Da die Proportionen im Vergleich zu Originalfotos stimmen, kann man davon ausgehen, dass das Modell eben 1:38 ist. Man fragt sich, wie so etwas passieren kann. Wir sind von Matrix schon gewohnt, dass man es mit Originalmaßen nicht so genau nimmt und die Modelle eben nur nach Fotos entwickelt, aber das dürfte wirklich nicht passieren. In eine 1:43-Sammlung passt der Hispano Suiza jedenfalls nicht hinein. Bleibt, ihn als schönes Einzelstück zu präsentieren, aber richtig zufriedenstellend ist das nicht. Für den abgefragten Preis (rund 100 Euro) würden wir uns mehr Sorgfalt wünschen.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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