
Sonntag, 1. Oktober 2017
Kleines Geschenk - Ferrari 375 MM Berlinetta Aerodinamica Pininfarina 1954 von Autocult für Masterpiece, 1:43
Zu den Autos, mit denen manche Legenden verknüpft sind, gehört sicherlich dieser Ferrari. Wir haben die Spuren verfolgt und zeigen das Modell von Autocult.
Ferraris 375 MM war eigentlich kein Straßenauto, sondern ein Rennwagen für die großen Events wie Le Mans oder Carrera Panamericana. Aber einige wenige Chassis wurden dennoch mit Sonderkarosserien versehen und für den Straßengebrauch etwas gezähmt, 340 PS aus 4522 ccm Hubraum waren für die Zeit aber eine Ansage. So wurde im Juli 1954 das Chassis 0456 AM an Pininfarina geliefert, laut mancher Quellen sollte man im Auftrag des berühmten Regisseurs Roberto Rossellini ein schönes Auto bauen, das er seiner Ehefrau, der ebenso berühmten schwedischen Filmschauspielerin Ingrid Bergman überreichen wollte, kleine Geschenke erhalten eben die Freundschaft! Bei Pininfarina entstand daraufhin ein richtungsweisendes Design für eine Berlinetta Aerodinamica. Die heruntergezogene Front mit Klappscheinwerfern, die konkav eingezogenen Flächen hinter der Vorderachse, aber auch das in zwei Finnen mündende Dach mit der senkrechten Heckscheibe waren und sind noch heute verwendete Stylingelemente. Auf dem Pariser Salon im Oktober 1954 gehörte der Ferrari zu den Hauptattraktionen, so ein Auto hatte die Welt noch nicht gesehen. Andere Informationen lauten, dass Rossellini das Auto erst in Paris zu Gesicht bekam und es dann kaufte. Sicher ist, dass Ingrid Bergman das Auto nie bekam, sie interessierte sich wohl nicht für den Ferrari. Es existieren sogar Farbfotos vom Pariser Salon, das Auto war damals in einem hellen blaugrau lackiert. Im Archiv des damaligen Promifotografen findet sich ein Foto, dass den Ferrari 1957 in Cannes mit einem eher unbekannten Starlet und römischer Zulassung zeigt. Beim Einparken war man wohl nicht immer vorsichtig, wie die kleine Delle oberhalb des Kühlergrills zeigt. Irgendwann verkaufte Rossellini den 375 MM nach Amerika, wo er erst Jahre später wieder auftauchte, sein aktueller Besitzer, Wane Gollomb aus Illinois präsentierte ihn bei diversen Veranstaltungen, unter anderem 1994 in Pebble Beach und ließ ihn 1997 komplett restaurieren. Weitere Daten hierzu finden sich unter www.barchetta.cc, auch ein aktuelleres Foto, auf dem man sieht, wie klein die Berlinetta eigentlich ist. Im Vergleich von Bildern sieht man auch, dass bei der Restaurierung einiges geändert wurde: Die hintere Stoßstange sitzt tiefer, die hinteren Radläufe wurden etwas herausgezogen und inzwischen wechselte die Farbe zu einem etwas abgetönten metallicsilber. Einen Zwischenstand gab es wohl auch, da fehlten die Zusatzscheinwerfer im Grill und die hintere Stoßstange. In Pebble Beach 2011 wurde der Ferrari dann prämiert.
Wie man sieht, gibt es in der Historie dieses Autos viele Legenden und unterschiedliche Interpretationen, schön jedenfalls, dass uns dieser Meilenstein des Designs erhalten blieb.
Es gab schon einige Modelle dieses Ferrari in 1:43, allerdings sind weder die billigen und eher schlechten Interpretationen von Idea 3 oder Top Model Collection noch die teuren von MR und Look Smart derzeit erhältlich. So gesehen keine schlechte Idee des Ravensberger Handelskontors, bei Autocult diese Miniatur in Auftrag zu geben. Packt man das Modell aus, wundert man sich erst einmal, war das Auto wirklich so schmal? Messungen und Umrechnungen zeigen, dass Radstand und Spurweiten tatsächlich 1:43 entsprechen, wahrscheinlich sind wir von den vielen zu breiten Modellen der letzten Zeit etwas irritiert. Die Fertigungsqualität und die Detaillierung sind gewohnt gut, dennoch vermag der Funke nicht ganz überzuspringen. Liegt es an der zuwenig heruntergezogenen Front oder an den etwas zu hohen und breiten Reifen, der Ferrari kommt jedenfalls etwas hochbeinig daher. Überhaupt wirkt die Schnauze etwa zu wenig rundlich, die attraktive Ausstrahlung des Originals kann die Miniatur unserer Meinung nach nicht ganz transportieren. Dass die hinteren Radausschnitte dem aktuellen Zustand, die Position der Stoßstange dagegen der ursprünglichen Ausführung entsprechen, bleibt vergleichsweise marginal. Ansonsten fehlt es an nichts, das Interieur ist komplett, die verwendeten Chrom- und Ätzteile ebenso hochwertig wie die Decals für Logos und Schriftzüge. An das Preisniveau haben wir uns ja inzwischen fast gewöhnt, 85 Euro liegt heute eher im Mittelfeld . . .
In diesem Falle wären wir sehr interessiert, wie andere Sammler über dieses Modell denken. Schreiben Sie uns doch einfach an info@auto-und-modell.de
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel