Dienstag, 26. September 2017

Seltener Vogel aus Italien - LMX 2300 HCS von Autocult, 1:43

Dieses Sportcoupé passt genau ins Portfolio von Autocult, extravagant, in winziger Stückzahl entstanden und mit schwer zu recherchierender Historie. Wir halten uns erst einmal an die italienische Autozeitschrift „Quattroruote“, die in ihrem Bericht über den Turiner Autosalon 1968 zwei Fotos des Prototypen zeigen, den sein Schöpfer, der 1927 in Bordeaux geborene Italoargentinier Michel Liprandi und sein Kompagnon Giovanni Mandelli ausserhalb des Messegeländes präsentierten. Sie wollten sich wohl die Kosten für einen Salonauftritt sparen. Die beiden waren mit ihrer Firma Limaplas bereits an Konstruktion und Bau diverser Kunststoffkarosserien beteiligt, z.B. am Abarth 1300 OT, De Tomaso Vallelunga oder ASA Rollbar. Der LMX 2300 HCS Sirex war bereits das dritte italienische Auto, das für seine Schöpfung Ford-Technik nutzte, vor ihm gab es bereits den auch bei uns bekannten OSI 20M TS sowie den eher unbekannten Mittelmotorspider SIVA Sirio. Aus Limaplas wurde dann LMX Automobili Srl., was übrigens für „Linea Moderna Executive“ stand. Gefertigt wurde das Auto dann aber in Turin bei der Carrozzeria Eurostyle. Der erste richtige Salonauftritt folgte dann 1969 in Paris, in Turin zeigte man im gleichen Jahr auch noch einen Spider. In Deutschland wurde der LMX kurzzeitig von Auto Becker in Düsseldorf für rund 25.000,- DM angeboten. Bis 1972 entstand eine nicht genau dokumentierte Stückzahl, vermutlich wurden ca. 50 Chassis gefertigt, aber nicht komplettiert. Nach dem Ende von LMX und Eurostyle übernahm die SAMAS (Società Albese Meccanice Autoveicoli) in Alba den Aufbau der letzten 20 Fahrzeuge. Erstaunlicherweise tauchen diese Exoten immer wieder einmal auf, der Autor kann sich an ein Exemplar im Genfer Straßenverkehr der 80er Jahre erinnern, und vor zwei Jahren wurden auf der Auto Moto d'Epoca in Padua zwei Stück zum Kauf angeboten.

Zur Technik: Die von Franco Scaglione gezeichnete Kunststoffkarosserie saß auf einem möglicherweise von Lotus inspirierten, gegabelten Zentralträgerchassis, die Aufhängungen kamen vorne vom Ford Taunus 20M, hinten vom britischen Ford Zephyr, Scheibenbremsen kamen an allen vier Rädern zum Einsatz. Als Motor wurde der 2,3-Liter V6 von Ford verwendet, 108 PS waren für den LMX nicht gerade viel. Ein wahlweise angebotener Constantin-Kompressor erhöhte die Leistung auf rund 180 PS, damit waren sportwagenmäßige Fahreigenschaften möglich. Eine technische Neuerung stellte übrigens die rahmenlose, gläserne Heckklappe dar. Erstmals wurde zur Befestigung des Griffs und der Scharniere ein Klebstoff von Loctite benutzt. Über die Haltbarkeit des Verfahrens möchte ich nicht urteilen, in meiner Erinnerung gibt es mit dem gleichen Verfahren geklebte Verschlussknebel für Dreiecksfenster, die öfters abfielen und neu geklebt werden mussten.

Das Autocult-Modell sieht überzeugend aus. Die etwas gedrungenen Proportionen mit breiter Spur und relativ großen Rädern unter einer relativ flach bauenden Karosserie entsprechen dem Eindruck des Originals. Die Fertigungsqualität ist gewohnt hochwertig, Lackierung und Details sind sauber reproduziert. Sowohl die Chrom- als auch die Ätzteile sind sehr fein verarbeitet, die klaren Scheibeneinsätze perfekt eingepasst. Der Innenraum macht ebenfalls Freude. Wer hätte gedacht, dass wir auch diesen Exoten einmal in die Sammlung stellen können!

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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