Sonntag, 10. September 2017

Das Ultraleichtgewicht - Porsche 910/8 Bergspyder Rossfeld 1967 von TSM, 1:43

Für die Saison 1967 hatte Ferdinand Piech, damals für den Rennsport bei Porsche verantwortlich, ein durchaus üppiges Budget zur Verfügung, auch wenn die Zeit der für Gesamtsiege auf allen Strecken fähigen Rennautos erst kommen sollte. Neben dem eher unauffälligen 910, der allerdings für schöne Siege bei der Targa Florio und bei den 1000 km am Nürburgring sorgte, entwickelte man den aerodynamisch wesentlich besseren 907 für die schnellen Strecken, vergaß dabei aber nicht, für die damals noch bedeutsamere Europa-Bergmeisterschaft eine geeignete Waffe zu konstruieren. Auf Basis des 910 entstand ein gewichtsoptimierter Spyder, der mit fast durchsichtiger Karosserie, Aluminium-Gitterrohrrahmen, einem winzigen Tank (16 Liter) und dem Verzicht auf alles, was möglich war, rund 500 kg wog, damit hatte der 2-Liter-Achtzylinder mit rund 270 PS leichtes Spiel. Im Laufe der Saison kamen weitere Optimierungen, teilweise mit exotischen Materialien wie Beryllium für die Bremsscheiben, Titan für die Bremssättel sowie der Verzicht auf eine Lichtmaschine und Batterien aus Silber statt Blei. Man schaffte es, um die 400 kg Leergewicht zu erreichen, damit war der Porsche in den Saisons 1967 und 1968 praktisch konkurrenzlos. Ferrari war leider nur halbherzig dabei, die Alfa Romeo waren zu wenig auf die speziellen Verhältnisse am Berg abgestimmt und zu schwer, der BMW Monti war zwar leistungsstark, aber dennoch nur zu Platzierungen fähig wie auch die mit zu wenig PS aufwartenden Abarth. So blieb eine auf dem Papier von fünf Marken umkämpfte Meisterschaft eine reine Porsche-Show, die vor allem von der Rivalität zwischen dem erfahrenen Gerhard Mitter und dem jungen Rolf Stommelen profitierte.

Das erste Rennen im spanischen Montseny ging an Mitter, Stommelen konterte am Rossfeld, wo Mitter aufgrund einer verstopften Einspritzdüse nur Dritter wurde. Nachdem sich die beiden weiterhin abwechselnd Platz 1 und 2 holten, ergab sich jeweils ein Konto von 50 Punkten aus jeweils vier Siegen und drei zweiten Plätzen. Dadurch wurde das Streichresultat entscheidend, dem dritten Platz Mitters am Rossfeld stand der Ausfall Stommelens in Trento-Bondone gegenüber, so siegte Erfahrung über Jugend. In der folgenden Saison wiederholte Mitter übrigens seinen Triumph, die Saison wurde allerdings vom tödlichen Unfall des neu ins Team gekommenen dritten Porsche-Werksfahrers Ludovico Scarfiotti am Rossfeld überschattet. Für 1969 gab Porsche sein Werksengagement in der Europabergmeisterschaft auf, damit war Ferrari mit Peter Schetty und dem neu entwickelten 212 E allein auf weiter Flur. Gerhard Mitter hingegen bezahlte seine Monoposto-Ambitionen mit dem Leben, sein BMW Formel 2 kam am Nürburgring aufgrund eines technischen Defekts von der Strecke ab, der Fahrer hatte keine Chance.

Schön, dass wir endlich ein Fertigmodell dieses Bergspyders in der Vitrine parken dürfen. Größter Wermutstropfen ist sicherlich erst einmal der Preis, warum dieses TSM-Modell 1 1/2 mal soviel kostet wie ein gleichwertiger Spark, ist nicht nachzuvollziehen. Hat man die Anschaffung verdaut, kann man sich über ein sehr filigranes Modell freuen. Die Form des minimalistischen Spyders ist gut getroffen, die Details stimmen mit zu findenden Originalfotos überein, schön die fast abgedeckten Scheinwerfer, der im Original nicht gerade vertrauenserweckende, dünne Überrollbügel, der winzige Rückspiegel auf der Windschutzscheibe, das auf das notwendigste reduzierte Cockpit, aber auch die schönen, durch ein transparentes, bedrucktes Teil dargestellten Gitter über den Ansaugstutzen. Auch die Technik im Heck ist fein dargestellt. Bleiben als einzige kleine Kritikpunkte eine wohl etwas tief eingefederte Hinterachse sowie an der Rückwand des Cockpits die nicht geschwärzten Ecken im Auslauf der Verglasung.

TSM verkauft uns das Modell als das Siegerfahrzeug vom Bergrennen in Ollon Villars. dem vorletzten Lauf der Saison. Das stimmt nicht, Erstens fuhr Mitter dort mit der Startnummer 196, außerdem gab es so spät in der Saison schon einige Modifikationen: Der Ölkühler wanderte vor das Hinterrad, um Gewicht für die Leitungen einzusparen, kurioserweise war er bei Mitters Fahrzeug rechts, bei Stommelens links montiert, wie man auf Fotos sieht. Die Karosserie war an den Schwellern gekürzt, man sprach vom Minirock-Spyder. Erfreulich, dass der TSM-Porsche aber doch einem Original entspricht, nämlich Mitters drittem Platz vom Rossfeld, so gesehen dem letztlich für die Meisterschaft entscheidenden Lauf!

Außer den genannten minimalen Detailschwächen haben wir also ein wirklich gutes Modell des 910 Bergspyder vom Anfang der Saison 1967 vor uns. Allerdings bleibt auch Unverständnis für die falsche Recherche (nicht das erste Mal bei TSM) und den strammen Preis von rund 90 Euro, aber es wird letztlich niemand gezwungen, das Modell zu kaufen . . .

Unser Besprechungsmuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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