Samstag, 8. Juli 2017

Französische Eleganz - Talbot Lago T 26 Record Cabriolet Antem 1950 von Matrix Scale Models, 1:43

Nach 1945 versuchten viele der in Frankreich existierenden Luxusmarken, ihre kaum veränderten Fahrzeuge an die wenig vorhandene zahlungskräftige Kundschaft zu bringen. Ob Bugatti, Delage, Delahaye, Hotchkiss, Salmson oder eben Talbot Lago, die Erfolge blieben überschaubar. Dennoch entstanden zwischen 1947 und 1955 manch hochattraktive, aber auch sehr extravagante Sport- und Luxuswagen, die auch heute noch auf Concours oder Messen das Publikum beeindrucken. Matrix Scale Models produziert immer wieder solche Autos, und das hier gezeigte Cabriolet von Antem ist ein Musterbeispiel des Übergangs zur Pontonform.

Talbot hatte eine sehr wechselhafte Geschichte: Die Ursprünge finden sich in der französischen Marke Darracq, einem Automobilpionier, in den Zwanziger Jahren entstand dann die britische STD-Gruppe, die aus Sunbeam und eben Talbot und Darracq bestand. Mitte der 30er Jahre kam dann Major Anthony Lago ins Spiel, der den französischen Teil der Firma Talbot vom britischen abspaltete. Auf der Insel gab es den Sunbeam-Talbot, während die französischen Autos Talbot Lago hießen. Im Dezember 1958 war dann Simca der Käufer und auch Totengräber des berühmten Namens. Die Wiederentdeckung 1979 war auch nicht von langer Dauer, Massenautos wie der Horizon oder der Samba hatten im Gefüge von PSA bald keinen Platz mehr und wurden durch Modelle von Citroen oder Peugeot ersetzt.

Doch zurück zu besseren Zeiten: Der Talbot Lago T 26 Record war das erste Modell nach dem Krieg, der 4,5-Liter-Sechszylinder besaß einen neuen Zylinderkopf mit zwei hochliegenden Nockenwellen, die Kraftübertragung erfolgte über ein Wilson-Vorwählgetriebe. Der Kastenrahmen mit hinterer Starrachse blieb unverändert. 170 PS waren kein schlechter Wert, 1947 folgte noch der Grand Sport mit 190 PS und verkürztem Fahrgestell (265 statt 313 cm Radstand). Auf beiden Chassis entstanden mehr oder weniger schöne Creationen der namhaftesten Carrossiers wie Saoutchik, Figoni, Graber (Schweiz), aber eben auch Antem. Zu erwähnen wäre noch, dass der Record ab 1950 auch mit der stärkeren Maschine lieferbar war, und der Grand Sport sogar bis zu 210 PS erreichte, was ihn damals zum stärksten und schnellsten Straßenauto machte. Und 1950 erreichte man sogar den Sieg in Le Mans, allerdings fuhr man dort mit einem ans Reglement angepassten Grand-Prix-Renner, der aber auch über den 4,5-Liter-Sechszylinder verfügte. In der Rennversion holte man sogar 250 PS aus dem Triebwerk.

Die 1921 gegründete Carrosserie Antem gehörte vielleicht nicht zu den berühmtesten Unternehmen, war aber für ihre Ausführungsqualität bekannt. Nach 1945 blieb man einerseits den Luxusautos treu, andererseits suchte man neue Geschäftszweige in der Produktion von Sportwagenaufbauten für DB oder VP, Kleinwagen wie Mochet und Werbefahrzeuge wie den berühmten Sattelschlepper für Pathé-Marconi. Später kamen noch PKW-Anhänger und Wohnwagen dazu, dennoch war 1997 Schluss. Aber die Delahaye und Talbot Lago von Antem gehören zumindest größtenteils zu den gelungensten Schöpfungen ihrer Zeit. Von dem Cabriolet auf Basis des Talbot Lago Record könnten drei Stück produziert worden sein, mit abweichenden Dekorationen wie Ziergittern, Stoßstangen usw. Das Matrix-Modell bildet ein heute existierendes, restauriertes Fahrzeug nach.

Das Team um Mark Asbreuk ist seiner Aufgabe nahezu perfekt nachgekommen. Die elegante, aber auch etwas mollige Linie des Antem-Cabrios ist sehr gut getroffen, schön, dass man bei Spurweite und Reifenbreite maßstabsgerecht blieb. Die auf den Vorbildfotos zu sehenden Weißwandreifen vermissen wir etwas, dafür sind die schwarzen Speichensehr fein reproduziert. Und das gilt für das gesamte Modell. Soviel Detailverliebtheit an der Karosserie, aber vor allem im Interieur ist wirklich Spitzenklasse. Auch die Sitze und der beflockte Innenraumboden können überzeugen. Manche Details kann man wirklich erst auf den Fotos genau erkennen. Einziger Mini-Kritikpunkt bei der Verarbeitung ist ein minimal schief sitzender Antem-Schriftzug auf dem linken Kotflügel, ansonsten ist den Niederländern ein tolles Modell gelungen, das für den Preis von fast 90 Euro einen guten Gegenwert bietet.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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