Montag, 12. Mai 2008
Greatest Hit of the 80s: Ferrari 288 GTO von Kyosho, 1:43
Ursprünglich als Basis für Rallyesporteinsätze nach Reglement der Gruppe B konzipiert stellte der 288 GTO im Jahre 1984 den leistungsstärksten und schnellsten Ferrari dar, der jemals die Hallen in Maranello verlassen hatte. Mit seinem längs eingebauten V8-Biturbotriebwerk brachte es der GTO auf eine Spitzengeschwindigkeit von damals gewaltigen 305 km/h. Das komplett neu entwickelte Chassis hatte Pininfarina mit einer modifizierten Version des 308-Designs versehen, die durch einen verlängerten Radstand und breite Kotflügel deutlich muskulöser wirkt, ohne jedoch die gewohnte Eleganz vermissen zu lassen. Kein üppiges Spoilerwerk verunzierte den GTO und machte ihn für viele Fans zum schönsten Ferrari der Achtziger - wenn auch nicht zum schnellsten, diese Ehre gebührt dem deutlich weniger eleganten F40.
Für mich persönlich zählt der 288 GTO zu den Top Ten der ästhetisch ansprechendsten Ferrari und so habe ich mich sehr über die Ankündigung eines Modelles dieses Traumwagens in Kyoshos wunderbarer 1:43-Ferrari-Serie gefreut. Das Modell ist nun erschienen und, so leid es mir tut, es ist recht enttäuschend ausgefallen.
Gut, die Details sind alle da - wie gewohnt. Die Front- und Motorhaube lassen sich öffnen, vorne findet sich eine dünne Lederabdeckung des Reserverades (die ich erstens nicht öffnen konnte und die zweitens eine präzise und spaltenfreie Schließung der Fronthaube verhindert). Hinten finden wir ein umfangreich detailiertes Abbild des V8-Motors, der im Detail allerdings ein wenig verwundert - was soll beispielsweise der grellorangene Knubbel zwischen den Ansaugköpfen darstellen? Vorbildfotos haben mir da wenig weitergeholfen. Schön ist die brünierte Darstellung der Auspuffanlage und auch Verkabelung und weitere feine Details im Motorraum können überzeugen. Die Motorhaube ist vorbildgerecht an der Unterseite schwarz eingefärbt - die Lüftungslamellen sind ausgespart, aber leider nicht durchbrochen.
Auch das Interieur hat Kyosho mit schönen Details und umfangreichen Detaildrucken sehr ansprechend dargestellt. Die zweifarbigen Sitze können dabei besonders gefallen, aber auch die gut umgesetzte offene Schaltkulisse. Gelungen sind auch die Felgen des GTO, wenn auch ein wenig zu hochglänzend.
Und damit zur Kritik, denn leider haben die Kyosho-Modelleure die Linie des 288 GTO überhaupt nicht getroffen. Die Frontpartie wirkt zu stumpf, die Seitenlinie lässt die Eleganz des Originales vermissen, die Heckansicht stimmt auch nicht und wird durch die viel zu schmale Spur der Hinterachse zusätzlich verschlimmert - zudem liegt das Modell viel zu hoch. Richtig ärgerlich wird die Sache aber in den Details. Die Lüftungsschlitze in der Front sind viel zu schwach graviert - oder werden durch zu dicken Lack zugeschwemmt. Die Öfnungen in den seitlichen Kiemen sind nicht existent - keine schwarze Farbe imitiert die Löcher. Die Lüftungsöffnungen hinter den Rädern sind ebenfalls zu schwach nachgebildet und unterschiedlich lang. Dass die Bedruckung hier krumm und schief ist, fällt fast nicht mehr ins Gewicht. Apropos krumm und schief: Die Rückspiegel fielen mir beim Auspacken direkt entgegen. Die Verarbeitung des Fotomusters ließ da sehr zu wünschen übrig.
Vielleicht bin ich bei einem meiner absoluten Lieblingssportwagen besonders pingelig, aber die Kyosho-Ferrari sind mit 50 EUR Verkaufspreis alles andere als Billigangebote. In dieser Preisklasse sollten Verarbeitung und Vorbildwiedergabe schon in Ordnung sein und das ist im Falle des GTO leider nicht der Fall. Schade, besonders, da die Kyosho-1:43er bislang meist extrem gute Modelle waren. Hoffentlich kehrt man mit dem 250 GTO da wieder zu alter Form zurück. Dem 288 GTO sollte man jedenfalls eine umfangreiche Modellpflege angedeihen lassen, in diesem Zustand ist der IXO-GTO eine bessere Alternative - auch ohne öffnende Teile.
Unsere Fotomuster wurden uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlichst für die Unterstützung!
Text und Fotos: Georg Hämel