Donnerstag, 15. Juni 2017

Gelungene Kombination - Alfa Romeo Abarth 2000 Coupé Ghia 1954 von Kess Scale Models, 1:43

Wenn man Abarth hört oder liest, denkt man sofort an Fiat, mit der großen italienischen Marke hatte der Wiener Carlo Abarth die größten Erfolge. Kennern fällt noch Simca ein, da gab es in den 60er Jahren eine gute Zusammenarbeit sowohl mit Straßen- als auch Rennfahrzeugen. Und an den Porsche 356 Abarth Carrera erinnern wir uns auch gerne. Aber dass die Turiner PS-Schmiede auch den ein oder anderen Ferrari, Alfa Romeo, Lancia und sogar Renault frisierte, wissen eher nur die Fachleute.

Den Italienern von Kess Scale Models verdanken wir jetzt eine Miniatur eines der attraktivsten Coupés der 50er Jahre, nämlich den Alfa Romeo Abarth 2000 Ghia von 1954. Das Projekt startete Anfang des Jahres mit den mechanischen Komponenten einer Alfa Romeo 1900 Super Berlina. Der Motor wurde auf 2 Liter Hubraum aufgebohrt, zusammen mit zwei Doppelvergasern, erhöter Verdichtung und weiterem klassischen Tuning erzielte man 135 statt der 90 PS der Serienausführung. Ein Sportgetriebe und eine Bodengruppe mit kürzerem Radstand von 2.480 mm und nach hinten versetztem Motor ergaben in Verbindung mit nach vorne gerücktem Tank ein kompaktes Chassis mit niedrigerem Schwerpunkt. Ghia schneiderte unter der Leitung von Gian Paolo Boano darauf eine geduckte Aluminiumkarosserie in Form eines Fastback-Coupés mit Heckklappe, zu dieser Zeit völlig ungewöhnlich. Die Höhe von nur 1 180 mm, die relativ aggressive Front und die sensationelle Zweifarbenlackierung in türkisblau metallic und weiß ergaben ein schnittiges Fahrzeug, das allerdings leider ein Einzelstück blieb. Ungeklärt ist, wieso es auch ein Foto gibt, auf dem der Alfa-Abarth anders lackiert ist, nur die Flanken in Kontratsfarbe. Mit nur 890 kg Leergewicht und einer passablen Aerodynamik waren 200 km/h drin, für die Zeit schon eine Ansage! Leider ist über den Verbleib dieses Autos nichts bekannt, Erstbesitzer war wohl ein französischer Industrieller. Es existiert heute lediglich noch ein ähnliches, aber lange nicht so elegantes Design auf Basis eines Alfa Romeo 1900. 1958 kam es nochmals zur Zusammenarbeit zwischen Mailand und Turin, ein auf 1.000 ccm verkleinertes Giulietta-Triebwerk wurde in ein kleines, sehr schnittiges Bertone-Sportcoupé verpflanzt, das war dann der Alfa Romeo Abarth 1.000. Der wäre auch noch ein Modell wert!

Zum Modell: Kess hat sich ein nicht gerade einfach zu produzierendes Vorbild ausgesucht. Vor allem die Zweifarbenlackierung ist eine Herausforderung, die man passabel bestanden hat. Die Makroaufnahmen zeigen allerdings die eine oder andere Ungenauigkeit, die dem freien Auge auf Anhieb gar nicht auffallen. Ansonsten sind Detaillierung und Montagequalität auf einem hohen Standard, hier befindet sich Kess auf einem sehr guten Weg. Da vom Vorbild sehr schöne Originalfotos existieren, kann man erkennen, dass der Hersteller auf Kleinigkeiten wie Schriftzüge, Logos, aber auch die Führung der Auspuffendrohre geachtet hat. Im schwer zu fotografierenden Innenraum geht es positiv weiter, zweifarbige Sitze, Sportlenkrad mit geätzten Speichen, sogar die Federdome für die Hinterachse wurden nicht vergessen. Die Räder können leider nicht mithalten, wieder einmal viel zu breite Reifen und zuviel Spurweite, die Speichen sind der übliche Standard. Dadurch wirkt der Alfa schon etwas anders als das Original, bei dem die Karosserie deutlich über die Achsen herausragt und das Fahrzeug insgesamt einen etwas geduckteren Eindruck hinterlässt. Ein Glanzpunkt ist dafür die Frontgestaltung, die feinen Gitter, die ungewöhnlichen Leuchteinheiten und vorbildgerecht das Alfa-Logo am Scudetto und das Abarth-Zeichen auf der Schnauze sind wirklich schön wiedergegeben.

Mit dem Alfa Romeo Abarth 2000 Ghia bekommt man zwar kein ganz perfektes, aber dennoch ein höchst attraktives Modell in die Vitrine, dem wir die kleinen Mängel sofort verziehen haben.

Unser Besprechungsmuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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