Dienstag, 18. April 2017

Mailänder Frühling - Alfa Romeo 1900 Primavera Boano von Matrix Scale Models, 1:43

Der Alfa Romeo 1900 war das erste in größerer Serie gefertigte Fahrzeug der traditionsreichen Marke. In den 50er Jahren gab es noch genügend Carrozziere in Italien, die sowohl Sonderaufbauten als auch sogenannte "Elaborazione", also personalisierte Varianten produzierten. Manche, wie auch das von Matrix Scale Models präsentierte Hardtop-Coupé, schafften es sogar ins offizielle Verkaufsprogramm. Boano, die Firma, die hinter diesem Auto steckte, gab ihm den schönen Namen „primavera“, also „Frühling“ auf italienisch.

Das wie gesagt erste echte Serienfahrzeug von Alfa Romeo war der 1900, der 1950 auf den Markt kam. Vorher waren die Autos aus Mailand nur für ein sehr zahlungskräftiges Publikum erschwinglich, mit dem 1900 erreichte man doch einen breiteren Kundenkreis. Es handelte sich um eine Limousine der oberen Mittelklasse mit sportlichen Genen, einem typischen Alfa-Motor, der als 1,9-Liter-Vierzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen anfangs 80 PS leistete, später beim T.I. Super mit 1975 ccm 115 PS erreichte, allerdings nach SAE-Norm. Mit kompakten 4,40 m Länge und 1100-1140 kg Leergewicht war einiges herauszuholen, was sowohl bei der Mille Miglia als auch bei der Carrera Panamericana mit Spitzenplatzierungen bewiesen wurde. Auch bei der italienischen Polizei war der 1900 sehr verbreitet und beliebt. Bis 1958 wurden von allen Varianten (incl. Coupés und weiteren Versionen) rund 20.000 Stück produziert, für damals doch eine ganze Menge.

Die Carrozzeria Boano gehörte sicherlich nicht zu den bekanntesten und maßgeblichsten Firmen, ihr Gründer Felice Mario Boano hingegen war einer der Großen des italienischen Designs bereits in den 30er Jahren. 1940 gab er seine Position als Technischer Direktor bei Stabilimenti Farina auf, um sein eigenes Unternehmen zu gründen, in dem er vor allem Holzformen und Blechteile für andere Firmen wie Ghia produzierte. Als 1944 Giacinto Ghia starb, wurde Boano zum Mitbesitzer der berühmten Carrozzeria. Zehn Jahre übergab er seine Anteile an Ghia an den neuen Compagnon Luigi Segre, um aus Boano einen vollwertigen Karosseriebetrieb zu schaffen. Durch die Ehe einer seiner Töchter mit einem der Besitzer der Carrozzeria Ellena ergaben sich nicht nur private Bande, und als 1957 Felice Mario Boano und sein Sohn von Fiat mit dem Aufbau des Centro Stile betraut wurden, ging die Carrozzeria Boano einschließlich der laufenden Aufträge an Ellena über und wurde 1959 liquidiert. Das erklärt auch, weshalb es vom Ferrari 250 GT Ende der 50er Jahre die beiden Bauserien Boano und Ellena gab. Auch die letzten Alfa Romeo Primavera wurden bei Ellena gefertigt.

Der Primavera war sicherlich kein Sportcoupé, sondern sollte eine elegante Alternative zur viertürigen Limousine darstellen. Boano verwendete möglichst viele Blechteile der Basis, dadurch blieben Front- und Heckpartie ziemlich unverändert. Mehr Arbeit machte de Umbau zum Zweitürer mit einem eleganteren Dachaufbau mit voll versenkbaren Seitenscheiben und der damals hochmodernen Panoramaheckscheibe.Die erste Serie besaß eine schlichte Zweifarbenlackierung, bei der nur der Dachaufbau sich abhob. Für die zweite Serie, die auch Vorbild für Matrix war, wurden wesentlich mehr Chromzierleisten und eine aufwendigere Farbtrennung gewählt. Da die „Alfa Romeo 1900 Berlina Granluce Primavera“ im offiziellen Verkaufsprogramm erhalten war, konnten immerhin 300 Stück dieses doch exklusiven Fahrzeugs verkauft werden. Der Preis betrug 1957 z.B. in der Schweiz 20.000,- Franken, das waren nur 2.000,- mehr als die viertürige Limousine, aber für diesen Betrag gab es auch schon einen Chevrolet Bel Air mit V8-Triebwerk. Wer sich übrigens über die Ähnlichkeit des Dachaufbaus zu Fiats 1900 B Granluce wundert, auch diese Edelvarianten des großen Fiat kamen von Boano.

Nun zum Modell: Matrix liefert eine gewohnt detaillierte Resinminiatur mit unzähligen Fotoätzteilen und großem Montageaufwand ab. Alleine die saubere Platzierung der ganzen Zierleisten ist eine Mammutaufgabe. Bei unserem Fotomuster gibt es nichts zu meckern, auch wenn natürlich die unbestechlichen Makroaufnahmen kleinere Ungenauigkeiten zeigen. Heck- und Frontscheiben sind sauber eingepasst, Ob die Farbkombination ursprünglich so lieferbar war, konnt nicht recherchiert werden, auf jeden Fall existiert ein Fahrzeug in dieser Lackierung, die beim Modell tadellos aufgetragen ist. Wie man auf die Idee kam, vorne ein klassisches Nummernschild und hinten ein ganz anderes, moderneres Prova-Kennzeichen zu montieren, ist unklar. Die Innenausstattung ist zweifarbig ausgeführt und fein detailliert, das Lenkrad mit dem Hupring besticht besonders. Die Räder sehen mit den Chromradkappen gut aus, die Reifen (im Original 165 x 400) sind wie meist etwas auf der breiten Seite. Insgesamt wirklich ein imposantes Modell, das allerdings in der Vorbildtreue etwas zu wünschen übrig lässt. Verglichen mit Fotos wirkt vor allem die Motorhaube sehr wuchtig und der Dachaufbau sollte im Bereich der Panoramascheibe sanfter ins Heck übergehen. Das sind aber persönliche Empfindungen, sicher ist aber, dass der Matrix-Alfa etwas groß und breit geworden ist, was vor allem beim Einparken in der Vitrine auffällt. Schade, dass das leider bei diesem Hersteller öfters vorkommt, hier wäre mehr Präzision gefragt.

Wenn man mit den angesprochenen Mängeln leben kann, bekommt man mit diesem Alfa Romeo eine attraktive Reproduktion dieses von Boano veredelten Alfa Romeo 1900.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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