Dienstag, 11. April 2017

Vision und Realität lagen weit auseinander: Eifelland-March F1 1972 von Spark, 1:43

Seit einigen Jahren erfreut Spark die Formel 1-Fans mit Modellen aus der Vergangenheit und berücksichtigt dabei auch die weniger erfolgreichen Teilnehmer. Der Eifelland-March von 1972 ist dafür ein Musterbeispiel.

Die Geschichte begann damit, dass Jochen Neerpasch, damals Rennleiter bei Ford Deutschland, zur Imageverbesserung der Marke ein Formel 1-Projekt mit einem deutschen Fahrer starten wollte. Mit zwei Cosworth-Triebwerken und Sponsorgeld von auto motor & sport als Mitgift und Rolf Stommelen als Piloten landete man bei Brabham, wo die Saison 1970 durchwachsen, aber immerhin mit zehn WM-Punkten endete. Im Jahr darauf versuchte man sein Glück mit John Surtees, die Saison verlief enttäuschend, lediglich drei Punkte konnte Rolf erringen. Für 1972 plante man Großes, einen deutschen Formel 1-Renner! Neerpasch, der Eifelland-Wohnwagenhersteller Günther Hennerici und der Konstrukteur Jo Karasek, vorher bei McNamara, wollten diese Aufgabe stemmen. Man wurde sich aber weder über die Finanzen noch den zeitlichen Ablauf einig. Letztlich wurde es Hennerici zu bunt und er bestellte bei March ein Fahrwerk für die vorhandenen Cosworths. Die Karosserie, Aufhängungsteile und weiteres Zubehör sollten von deutschen Lieferanten kommen.

Jetzt trat das enfant terrible unter den Designern auf den Plan: Luigi Colani bezichtigte die aktuellen Konstrukteure wie Herd, Tauranac oder Forghieri als Stümper, die von Aerodynamik soviel Ahnung hätten wie der gute Luigi vom Eierlegen, nämlich gar keine. Er besorgte sich ein altes March-Chassis und modellierte darauf eine Karosserie, die die Formel 1 revolutionieren sollte. Das Fachblatt sport auto widmete dem Projekt eine Doppelseite unter der Überschrift "Der Coup", man träumte sogar davon, dass die arrivierten Teams bald Schlange stehen würden, um die tollen Erfindungen Colanis, wie einen Oberflächenkühler im Heckflügel übernehmen zu dürfen.

Seinen ersten Auftritt hatte der Eifelland Formel 1 nicht beim ersten Grand Prix der Saison in Argentinien, sondern bei einer Motorsportausstellung am Stuttgarter Killesberg. Fürdas zweite Rennen in Südafrika war man einigermaßen bereit, aber siehe da, im Training überhitzte der Cosworth und die einzige Notlösung bestand darin, die tollen Colani-Teile abzubauen, eine March-Schnauze mit dem damals verwendeten Servierbrett-Flügel zu montieren und die seitlichen Kühler ohne Verkleidung im Wind stehen zu lassen. Von Colani blieb nur die Cockpitverkleidung mit dem Lufteinlass vor dem Fahrer und dem zentralen Rückspiegel.

Kurz gesagt, blieb die Saison des Eifelland-Teams chaotisch und erfolglos. Der Eifelland wurde immer mehr March und weniger Colani, als dann zur Saisonmitte sich auch noch finanzielle Probleme Hennericis auftaten, die letztlich sogar zu einem Verkauf des Unternehmens führten. Der neue Besitzer, die Fensterfirma Meeth, schenkte Rolf Stommelen kurzerhand den Rennstall als Ausgleich für fehlende Gehaltszahlungen. Nach zwei GPs als Teamchef ging Stommelen das Geld aus, so dass das Rennen in Österreich der letzte Eifelland-Einsatz war. Die Überreste des Teams gingen an den Brabham-Eigentümer Bernie Ecclestone. Damit ging ein nicht besonders ruhmreiches Kapitel deutscher Formel 1-Geschichte zu Ende.

Als erster Eifelland von Spark ist soeben das Renndebüt-Fahrzeug vom GP Südafrika im Rennoutfit erschienen. Weitere Varianten sind bereits angekündigt. Ob man sich allerdings an die nie im Rennen eingesetzte Colani-Version trauen wird, scheint eher unwahrscheinlich. Wie alle Formel 1-Modelle von Spark überzeugt auch der Eifelland-March durch seinen filigranen Aufbau mit unzähligen Details. Bei diesen alten GP-Rennern gibt es auch genügend Einblicke in die Technik. Sicher könnten die Radaufhängungen noch etwas feiner sein, aber auch das Original war eher rustikal konstruiert und Gußteile sind realistischer, als die oft verwandten zweidimensionalen Ätzteile. Räder und Reifen sind perfekt, die Fahrerfigur sitzt realistisch im Cockpit und hält ein feines Lenkrad. Die Fotos sprechen für sich, der Eifelland ist ein rundum gelungenes Modell eines der größeren Flops der Historie der Formel 1.

Für Fans von Rolf Stommelen gibt es übrigens aktuell ein weiteres Fahrzeug des Kölners, nämlich den Embassy-Lola T 370 Formel 1 von 1974.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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