Sonntag, 26. März 2017

Österreichs Traum von Bella Italia - Steyr-Puch Adria TS Coupé von Autocult, 1:43

Bei Autocult hat man sichtlich eine Vorliebe für Fahrzeuge aus Österreich, jüngstes Produkt ist dieses kleine Coupé, dass auf Basis des Steyr-Puch entstanden ist.

Der 1941 geborene Werner Hölbl, Sohn eines renommierten Wiener Karosseriebauers, sollte eigentlich in die Fußstapfen seines Vaters treten und später die Firma übernehmen. Ein Praktikum bei der Turiner Carrozzeria Monterosa zeigte dem jungen Mann, dass er lieber Autos entwarf, als sie zu bauen. Bald entstand die Idee, auf Basis des Fiat 500 bzw. Steyr-Puch 500 ein kleines Sportcoupé zu entwickeln. Erste Entwürfe zeigten bereits ein
elegantes Fahrzeug mit sehr modernen Linien und einem grazilen Pavillon. Ein Kontakt zu Giovanni Michelotti, damals einem der größten Designer, bestätigte die Machbarkeit des Projekts, und so nahmen die Dinge ihren
Lauf. Hölbl senior unterstützte den Filius, man gab in Italien eine Holzform in Auftrag, über die die Karosseriebleche in traditioneller Handwerkskunst geformt werden solten, auch die Windschutzscheibe und
diverse Anbauteile kamen aus dem Süden nach Wien. Nach Fertigstellung der ersten zwei Prototypen hatte Hölbl die Chance, sein Coupé dem damaligen Chef von Fiat Deutschland, Direttore Bonelli, zu präsentieren. Dem gefiel das Auto, aber von der Verwendung des Puch-Triebwerks war er nicht so begeistert, verstand aber, dass der kleine Fiat-Twin mit 15 PS einfach zu schmalbrüstig für das Hölbl-Coupé war. Immerhin führte diese Präsentation dazu, dass Hölbl seinen Prototypen auf dem Neckar-Stand am Pariser Salon 1962 ausstellen durfte. Letztlich scheiterte die Serienproduktion daran, dass einerseits Neckar bzw. die deutsche Fiat nur Interesse gezeigt hätte, wenn das Auto höchstens 6.000,- DM gekostet hätte, andererseits die Steyr Daimler Puch AG für die Komponenten zu viel Geld verlangt hätte.

Blieb also nur die Eigenproduktion in Wien. Inzwischen hatte man mit dem Fahrgestell des Fiat 500 Giardiniera bzw. Puch 700 C ein sieben Zentimeter längeres Chassis zur Verfügung, was dem Innenraum und dem Aussehen des Autos entgegenkam. Die Holzform wurde entsprechend verlängert und ab Frühjahr 1963 wurde das inzwischen Adria TS genannte Coupé über das Steyr-Puch-Vertriebsnetz angeboten. Durch die stärkeren Puch-Triebwerke waren jetzt bis zu 32 PS und 135 km/h möglich, rotes Kunstleder und Holzarmaturenbrett brachten einen Hauch von Luxus in den Innenraum. Der Grundpreis sollte 39.900,- Schilling betragen, für das Geld bekam man auch einen Fiat 1100, also eine richtige Limousine der unteren Mittelklasse. Der Verkauf verlief enttäuschend, auch einige Renn- und Rallye-Einsätze belebten den Absatz nicht, und so war nach ca. 18 - 20 Exemplaren und über einer Million Schilling Investitionen bereits im Dezember 1964 Schluß mit dem Adria TS. Heute sollen noch zwei Exemplare existieren, allerdings wohl in unrestauriertem Zustand.

Werner Hölbl entwarf noch einige Autos, unter anderem einen bei Radford gebauten Fiat 1500 Gamma und für OSI, wo er einige Jahre angestellt war, das 20 M TS Cabrio und ein Mittelmotorprojekt namens G 31, machte sich aber vor allem einen Namen im Industrial Design, ein Fernglas für Leica wurde sein größter Erfolg. Er lebt immer noch in Wien und arbeitet unter anderem für Svarovski und Leica.

Autocult hat die Form des kleinen Coupés hervorragend getroffen, vor allem der filigrane Dachaufbau auf dem eher kantigen Karosseriekörper wirkt gelungen. Von Aerodynamik scheint der Designer damals nicht so viel gehalten zu haben, das Frontblech dürfte für einigen Luftwiderstand sorgen, beim Modell stimmen alle Details. Die Lackierung in einer Art champagner-metallic ist von hoher Qualität wie auch die Anbauteile und die durch die großen, klaren Scheiben sichtbare Innenraumgestaltung. Die mit dem Makro sichtbaren minimalen Ungenauigkeiten beim Einpassen der Scheibenrahmen kann man vernachlässigen, mit freiem Auge sind sie kaum zu erkennen. Das im Original noch aus Bakelit bestehende weiße Lenkrad ist beim Modell etwas sehr groß geraten, aber das bleibt für uns der einzige kleine Kritikpunkt an einem wirklich hübschen kleinen Modellauto. Der eifrige Autocult-Sammler kann jetzt neben dem Intermeccanica Imp und dem Jamos GT schon die dritte Reproduktion eines Puch-basierenden Sportwägelchen in die Vitrine stellen.

Fotos und Text: Rudi Seidel

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.