Dienstag, 28. Februar 2017
Topolino im Sportanzug - Bizzarrini 500 Macchinetta von Autocult, 1:43
Dank Autocult und Spark konnten wir schon über viele Fahrzeuge berichten, die der begnadete Ingenieur Giotto Bizzarrini unter seinem Namen auf die Räder gestellt hat, jetzt dürfen wir auch noch sein Erstlingswerk in der Vitrine parken. Wir erzählen die Geschichte des Einzelstücks und präsentieren das Autocult-Modell.
Giotto Bizzarrini schloss sein Maschinenbaustudium in Pisa 1953 erfolgreich ab, Teil seiner Abschlussarbeit war wohl die Konstruktion seines ersten Sportwagens. Die Geschichte begann bereits 1951, als Bizzarrini sein Guzzino Leichtkraftrad verkaufte und vom Erlös und einer Spende seiner Oma einen kleinen Rennwagen auf Fiat-Topolino-Basis erstand, der in üblem Zustand in einem Hinterhof in Cecina stand. Das Auto wurde in fahrbereiten Zustand versetzt und diente für Fahrten von Livorno nach Pisa zur Uni. Irgendwann entstand die Idee, daraus ein Coupé zu machen. Giotto wollte die Ideen seiner Professoren in die Tat umsetzen, was ihm hervorragend glückte. Da das Triebwerk seines Topolino bereits einen Siata-Zylinderkopf mit hängenden Ventilen besaß, reichten etwas Feintuning sowie die Installation zweier Dell'Orto-Doppelvergaser, um auf an die 30 PS zu kommen. Der Motor wurde dann im Fahrgestell weiter nach hinten und unten versetzt, um eine ausgewogenere Gewichtsverteilung und einen niedrigeren Schwerpunkt zu erreichen. Für die Konstruktion des Aufbaus wandte Bizzarrini sich an einen kleinen Rennwagenbauer in Pisa, die Officina Mille Miglia von Oreste Pasqualetti, der bereits etwas Erfahrung gesammelt hatte, unter anderem mit einem kleinen Rennsportwagen mit Topolino-Chassis und BMW-Boxer-Triebwerk mit 750 ccm. Man schuf einen zierlichen Rohrrahmen, über den in klassischer Bauweise Aluminiumblech geklopft wurde.. Flache Schnauze und gerundetes Heck ergaben relativ gute Aerodynamik, wenn man dem Schöpfer des Autos glauben darf, erreichte er mit dem kleinen Coupé 150 km/h, wahrscheinlich mit viel Rückenwind . . .
Am Fahrwerk wurde ebenfalls gearbeitet, zusätzlich zu den serienmäßigen Blattfedern montierte der Ingegnere verschieden harte Gummifederelemente, die auch der Dämpfung dienten. Insgesamt war der kleine Bizzarrini sicherlich eine tolle Konstruktion, vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Erstlingswerk handelte. Im Jahre 1957 verkaufte Giotto sein Coupé und verlor es für 30 Jahre aus den Augen, bis es in Brescia wieder auftauchte. Inzwischen rot und mit einigen Änderungen versehen, wie anderen Rücklichtern, Zusatzscheinwerfern sowie moderneren Sitzen und Lenkrad, wurde das Coupé 1990 in der italienischen Fachzeitschrift ruoteclassiche präsentiert, wobei auch sein Schöpfer ausführlich zu Wort kam.
Inzwischen ist die Macchinetta, wie sie heute gerne bezeichnet wird, wieder in den Originalzustand versetzt worden und trägt himmelblauen Lack. Oft kann man das kleine Coupé bei verschiedenen Events bewundern, sowohl bei der Mille Miglia Storica, auf Messen und sogar 2016 beim berümtesten Concours d'Élegance im kalifornischen Pebble Beach. Auf Fotos von den Bensberg Classics 2012 sieht man den kleinen Bizzarrini mit Münchner Zulassung, ob er inzwischen bei uns seine Garage gefunden hat, konnte ich noch nicht recherchieren. Oft trägte er aber die alten italienischen Livorno-Tafeln, und so hat ihn Autocult auch nachgebildet, und das ist gut so!
Überhaupt ist es immer wieder eine Freude, ein Autocult-Modell auszupacken und zu bewundern. Die Qualität genügt höchsten Ansprüchen, Lackierung und Montage sind einwandfrei. Das gnadenlose Makroobjektiv zeigt zwar einige Ungenauigkeiten bei den schwarzen Fensterrahmen, die fallen aber dem freien Auge nicht auf. Und auch in Natura sind die Gummidichtungen um die Scheiben nicht immer ganz plan. Die Proportionen des kleinen Coupés sind sehr gut getroffen, vor allem das Verhältnis von der Höhe zur Breite ist realistisch. Allerdings scheinen uns die Raddimensionen nicht ganz zu stimmen. Der Originaltopolino hatte 4,25x15-Reifen montiert, vor allem die Breite der Modellpneus ist etwas zu satt, selbst wenn man davon ausgeht, dass Bizzarrini nicht die schmale Serienbereifung übernommen hat. Der Rest ist perfekt, feine Ätzteile, Scheinwerfer, Rücklichter usw., auch der relativ spartanische Innenraum mit dem Ersatzrad hinter den Sitzen ist komplett reproduziert.
Die kleine Bizzarrini 500 Macchinetta ist sicherlich eine tolle Bereicherung für die Sammlung italienischer Exoten, die auch dank Autocult stetig wächst.
Unser Fotomodell kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel