Montag, 27. Februar 2017
Schöne Doppelentwicklung - Ferrari 512S 24h Daytona 1970 von CMR, 1:18
Ferrari kehrte 1969 mit dem 312 P und hohen Erwartungen in die Sportwagen-WM zurück. Der Rennwagen nutzte das Gruppe 6-Reglement, das Motoren ermöglichte, die den damaligen F1-Antrieben entsprachen, damit fühlte man sich gegenüber der Konkurrenz gut aufgestellt. Doch Porsche hatte ein Schlupfloch im Regelwerk entdeckt, der neue Sportwagen wurde für die Gruppe 5 konstruiert, in der fünf Liter große Motoren erlaubt waren. Allerdings mussten hier 25 Exemplare produziert werden, um die Homologation zu erreichen - was bei den reinrassigen Rennsportwagen enorme Kosten bedeutete. Porsche ging das Wagnis ein und präsentierte den 917, der sich sofort als überlegenes Sportgerät erwies. Ferrari beschloß, mit gleichen Waffen zurückzuschlagen und begann umgehend mit der Entwicklung für einen entsprechenden Gruppe 5-Boliden. Die beträchtlichen Kosten überstiegen allerdings die Kapazitäten des Unternehmens, so dass sich Enzo Ferrari letztendlich entschloss, Anteile seiner Firma an Fiat zu verkaufen und Teile der Erlöse in das neue Sportwagenprojekt zu investieren.
Der Ferrari 512S debütierte bei den 24 Stunden von Daytona nach einer schwierigen Entwicklungsphase, in der wetterbedingt kaum Testfahrten möglich waren und die Homologation erst auf den letzten Drücker erfolgte. In Daytona stellte Mario Andretti seinen 512S nach einem verregneten Qualifying auf die Pole-Position, doch im Rennen warfen technische Probleme vier der fünf Ferrari aus dem Rennen. Der verbliebene 512S wurde von Mario Andretti, Arturo Merzario und Jacky Ickx auf den dritten Platz pilotiert. Der größte Triumph des 512S sollte bei den darauf folgenden 12h von Sebring kommen, bei denen man von Problemen an den Porsche 917 profitieren konnte und der völlig entfesselt fahrende Mario Andretti den ersten und einzigen Sieg des 512S in der Sportwagen-WM errang.
Der Ferrari 512S ist im Maßstab 1:18 von Hot Wheels Elite als Diecast-Modell produziert worden, ein schönes Modell, bei dem allerdings immer eine etwas große Bodenfreiheit bemängelt werden konnte. Die Coupé-Variante wirkte auch immer irgendwie etwas gedrungen, was allerdings zum aggressiv-bulligen Stil des Vorbildes recht gut passte. Nun hat CMR ein neues Modell des Ferrari 512S in den Handel gebracht. Hier nimmt man sich die Daytona-Autos aus dem Jahr 1970 zum Vorbild. Beide Werkswagen (27 & 28) sind erhältlich, ich habe mit den Andretti-Wagen mit der 28 vorgenommen, der den dritten Platz belegte. Die Form des Coupés hat CMR aus meiner Sicht deutlich besser getroffen als Hot Wheels seinerzeit. Allerdings ist das neue Modell eine Resine-Miniatur ohne öffnende Teile, einen Blick auf den Motor ist es hier leider nicht zu erwarten.
Formal und in Sachen Bodenfreiheit steht der CMR-512S gut da, die Verarbeitung meines Modelles gab keinen Anlaß zur Klage, nur der Scheibenwischer schwebt leider über der Frontscheibe. Durch die Schlitze der Motorhaube lassen sich die 12 Ansaugstutzen des Motors erspähen, am Heck ist neben den Auspuffendrohren auch eine Nachbildung der Getrieberückseite zu finden. Die Leuchten vorne und hinten sind sehr gelungen, wie auch die korrekt proportionierten Fünf-Stern-Felgen. Auch im Cockpit hat der 512S schöne Details zu bieten, vom Armaturenbrett mit korrekten Instrumenten bis zum Textil-Sicherheitsgurt. Nur die aufgedruckten Schiebefenster auf den Seitenscheiben wirken etwas primitiv. Dennoch, ein schönes Modell dieses wohlgeformten Sportlers aus Maranello. Schade nur, dass es sich um eine Doppelentwicklung handelt - aber vielleicht hat man bei CMR ja auch den Nachfolger 512M auf dem Schirm? Der würde noch fehlen und wäre in dieser Qualität hoch willkommen!
Text und Fotos: Georg Hämel
