Donnerstag, 16. Februar 2017

Siegreicher Italiener mit US-Technik - Iso A3/C Grifo Le Mans 1965 von Spark, 1:18

Giotto Bizzarrini hatte einen der aufregendsten und erfolgreichsten Sportwagen aller Zeiten maßgeblich konzipiert, den Ferrari 250 GTO. Nachdem er mit einigen anderen wichtigen Ferrari-Ingenieuren von Enzo vor die Tür gesetzt wurde, gründete er mit seinem Kollegen Carlo Chiti die Firma ATS, um Ferrari auf der Rennstrecke Paroli zu bieten. Doch nach kurzer Zeit überwarf er sich mit Chiti und gründete sein eigenes Ingenieurbüro. Durch seine Karriere bei Ferrari war Bizzarrini ein gefragter Mann, der dementsprechend für viele Projekte in den Bereichen der Fahrzeugentwicklung angeheuert wurde. Für die "Scuderia Serenissima" entstand der Ferrari 250 "Breadvan", für Lamborghini entwickelte er den Zwölfzylinder der ersten Sportwagen. 1962 trat dann der Industrielle Renzo Rivolta an Bizzarrini heran, der nach seinen erfolgreichen Kleinstwagen nun einen großen, luxuriösen Sportwagen, einen "Gran Turismo" im ursprünglichen Sinne, bauen wollte. Das Ergebnis, der Iso Rivolta GT , war ein äußerst eleganter 2+2 Sitzer mit von Giugiaro gezeichneter Bertone-Karosserie. Unter dem Blech saß mit einem Großserien-V8 von General Motors kein sonderlich aufregendes Triebwerk, aber der Wagen sollte auch eher durch seine Eleganz und die edle Anmutung begeistern. Das Auto war durchaus gelungen, wenn auch sehr teuer, aber Rivolta wollte etwas noch Aufregenderes bauen. Ein echter Sportwagen sollte her und da hatte Rivolta mit Bizzarrini natürlich den richtigen Mann an seiner Seite.

Die Neukonstruktion sollte nun ein tief auf der Straße kauernder echter Sportler werden. Die Technik kam weiterhin aus den USA, aber die Optik und das Chassis setzten nun auf echte Sportwagen-Performance. Das Design kam wieder aus dem Hause Bertone, wo Giorgetto Giugiaro ein faszinierend-elegantes und aggressives Kleid für den Neuling entworfen hatte. Der "Iso Grifo" getaufte Neuling debütierte 1963 auf dem Autosalon in Turin - und das in zwei Formen. Denn Bizzarrini hatte in diesem Projekt die Chance entdeckt, neben dem Straßenauto einen reinrassigen Rennsportwagen zu entwickeln. Der Radstand wurde verkürzt und Bizzarrini verschob den schweren Motor weit hinter die Vorderachse, um das Gewicht besser zu verteilen. Die neue Karosserie entstand bei Drogo, das Design basierte auf Entwürfen von Bizzarrini und seinem Mitarbeiter Vanni, wurde aber ebenfalls von Giugiaro fertiggestellt. Das Ergebnis nannte Bizzarrini "Grifo A3/C", das Straßenmodell bekam das Kürzel A3/L. Renzo Rivolta war von der Rennsportidee weniger begeistert, ließ sich von Bizzarrini aber davon überzeugen, dass erfolgreiche Renneinsätze auch den Absatz des Straßen-Grifo beflügeln würden. Die Rennsportwagen entstanden sämtlich bei Bizzarrini, die Leitung der Renneinsätze übernahm Bizzarrini selbst, der Rivolta davon überzeugen konnte, die Unternehmung zu finanzieren. Beim ersten Start in Sebring 1964 war der Erfolg eher spärlich, doch in Le Mans brachten Pierre Noblet und Edgar Berney den A3/C auf den 14. Gesamtrang und waren Sieger in der Kategorie der Prototypen über 5 Liter Hubraum.

Noch besser lief es 1965. Der letztgebaute Grifo A3/C, Chassis 0222, der als einziges Fahrzeug eine Kunststoffkarosserie erhalten hatte, gewann mit Réfis Fraissinet und Jean de Mortemart wieder die Klasse der Prototypen über 5 Liter und belegte den neunten Gesamtrang. Doch hinter den Kulissen war die Situation inzwischen schwierig geworden. Für Renzo Rivolta hatte der Motorsport keine Priorität und er sah mit gewissem Unverständnis, dass Bizzarrini seinen Namen bei den Renneinsätzen immer mehr in den Vordergrund schob. So trug 0222 bei seinem Erfolg in Le Mans das Firmenlogo von Bizzarrini auf der Karosserie. Letztendlich trennten sich die Wege von Rivolta und Bizzarrini, die Grifo A3/C wurden nun unter dem Markennamen Bizzarrini produziert, große Rennerfolge waren allerdings nicht mehr möglich.

Spark hatte seit Jahren ein Modell jenes Iso Grifo A3/C 0222 angekündigt, der 1965 in Le Mans erfolgreich war. Lange musste man warten, in der Zwischenzeit brachte Tecnomodel ein formal leider etwas misslungenes Modell auf den Markt. Aber jetzt war es endlich so weit, Spark hat zum Jahresbeginn 2017 das Versprechen gehalten und den Iso als wunderbares 1:18-Resinemodell in den Handel gebracht. Hier stimmt die Form perfekt, aber es sind die Details, die einmal mehr deutlich machen, dass Spark im 1:18-Resinemarkt eine Spitzenrolle einnimmt. So sind natürlich die Bremsbelüftungshutzen in der Heckscheibe zu finden, die ebenso natürlich realistisch dargestellte Lüftungsschläuche haben. Der grüne Streifen um die Heckscheibe ist korrekt, beim Vorbild war es Klebeband, das verhindern sollte, dass die Scheibe auf der langen Geraden fliegen geht.

Vorne gibt es schöne Scheinwerfer, die Felgen sind wunderbar. Innen gibt es ein primär schwarzes Cockpit mit einem tollen Lenkrad mit Metallspeichen. Man beachte die feinen Schiebefenster, das Nummernschild, den korrekten Ausschnitt rund um den Tankverschluss oder auch die Auspuffendrohre. Gibt es auch Kritikpunkte? Nun, vielleicht hätte man die Luftauslässe in den hinteren Kotflügeln wenigstens schwarz auslegen können, um sie noch etwas realistischer wirken zu lassen. Ansonsten ist der Iso Grifo A3/C einfach ein fantastisches Modell und für mich persönlich schon jetzt eines der Highlights 2017!

Text und Fotos: Georg Hämel

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