Montag, 23. Januar 2017

Stromlinie XXXL - Maybach Zeppelin Limousine Spohn 1932 von NEO Scale Models, 1:43

Jüngere Leser kennen Maybach sicher in erster Linie durch die 2012 eingestellte Luxuslimousine bzw. durch die Luxusvariante der heutigen Mercedes S-Klasse. Die Maybach-Motorenbau wurde aber bereits 1909 in Friedrichshafen am Bodensee gegründet und erlangte Berühmtheit durch ihre Flugmotoren. Nach 1918 musste man sich neue Betätigungsfelder suchen und konstruierte einen Luxuswagen, dessen Triebwerk sich schon in hollöndischen Spyker-Fahrzeugen bewährt hatte. Für die damals populären Luftschiffe schuf Maybach ein Zwölfzylindertriebwerk, und so ergab es sich, dass man auch einen solchen Motor für den Automobilbau entwickelte. Die für damalige Begriffe hochmoderne, kurzhubige Konstruktion aus Leichtmetall wog "nur" 510 kg, der ursprüngliche 7-Liter kam auf 150 PS bei 2800 1/min, der 8-Liter sogar auf 200 PS bei 3200 1/min. Im Jahre 1929 bot man damit einen luxuriösen Zwölfzylinder-"PKW" an, was bei Fahrzeuggewichten von knapp 3 Tonnen auch relativ zu sehen war. Ein Jahr nach der Präsentation des Maybach 12 bekam das Auto 1930 den legendären Namen Zeppelin, unter dem es seinen Nimbus erlangte. Technischer Fortschritt in Form von saugluft-servo-betätigten Bremsen sowie einem unterdruckbetätigten Fünfgang-Vorwählschaltgetriebe und hochelegante Karosserien, meist von der Firma Spohn in Ravensburg führten dazu, dass der Maybach Zeppelin zu den absoluten Luxusautos zählte, entsprechend klein blieben die Stückzahlen, von 1929 bis 1940 entstanden ca. 340 der Dickschiffe, wobei Maybach grundsätzlich nur die Chassis fertigte, die Aufbauten kamen neben Spohn auch von Gläser oder Erdmann & Rossi, also den damals berühmtesten deutschen Karosseriebauern. Mehr Geld verdiente Maybach sicherlich mit den "kleinen" Sechszylindern, immerhin 1800 Stück dieser Fahrzeuge wurden produziert. Nach 1945 wurde zwar über die Wiederaufnahme der Autoproduktion gesprochen, allerdings ohne Ergebnis. Die Firma Maybach wurde 1960 von Daimler-Benz übernommen und gehört zur MTU (Motoren- und Turbinen-Union).

1932 überraschte man die Autowelt mit einer imposanten Stromlinienlimousine, die bei Spohn in Ravensburg nach Ideen des Stromlinienpioniers Paul Jaray aufgebaut wurde. Allerdings war Jaray nicht selbst beteiligt, die Wirksamkeit der Formgebung wurde jedoch intensiv mit Modellen im Windkanal erprobt. Erstmals auf dem Pariser Autosalon präsentiert, erregte der Maybach die Gemüter. Mancher empfand ihn als fortschrittlich, andere als einfach hässlich, aber imposant stand er sicherlich vor dem Betrachter. Pontonform ohne Trittbretter, in die Seite eingelassene Türgriffe,, bogenförmige Gürtellinie und ein konkaver Kühler vor der imposanten Motorhaube, dazu ein Fließheck mit zwei großen Türen zum Gepäckraum und relativ kleine Fensterflächen ergaben eine beeindruckende Gesamtwirkung. Die riesigen Scheibenräder mit Continental-Reifen, der Ansatz einer mittigen Heckflosse und der Chrombügel mit dem Zeppelin-Schriftzug vor dem Kühler waren weitere Details. Interessant die Unterbringung der Ersatzräder in Fächern zwischen Vorderachse und Passagierabteil, nicht ganz gelungen die etwas inhomogene Anordnung der Scheinwerfer. Insgesamt ein sehr spezielles Auto, das, wie so oft, bei den eher konventionellen Interessenten nicht ankam. Mit veränderter Farbgebung (schwarz/weiß?) zeigte man die Limousine auch 1933 auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin. Berichte aus der damaligen Motorpresse bestätigten, dass der Maybach bei hohem Tempo kaum Windgeräusche zeigte, nicht seitenwindempfindlich war und der Verbrauch günstiger ausfiel als die üblichen 27-30 Liter auf 100 km/h. Interessant dazu eine Sammlung zeitgenössischer Kommentare unter maybach.de/stromlinie . Leider blieb die Spohn-Limousine der Nachwelt nicht erhalten.

Der Maybach von NEO füllt die Vitrine fast aus, ein imposantes Modell! Die Farbgebung entspricht der ersten Version, wie sie in Paris präsentiert wurde. Der Lack ist sauber aufgetragen, auch die Trennung der beiden Farben ist perfekt, wie auch der feine graue Streifen am Schweller und am Heck. Die Form sieht verglichen mit den existierenden Fotos sehr gut aus und die Detaillierung ist größtenteils hochwertig. Vor allem die Front weckt Begeisterung, der konkave Kühler, der feine Zeppelin-Schriftzug, die Kühlerfigur sowie die Maybach-Logos auf dem Kühler und den Radnaben sind perfekt reproduziert. Erfreulich, dass die Räder die richtigen Dimensionen haben und die Continental-Beschriftung aufgedruckt wurde. Türgriffe, Scharniere und Signalhörner sind als einzelne Chromteile nachgebildet. Im Innenraum sieht man ein schönes Armaturenbrett und dicke Polster. Zwei Sachen gefallen uns nicht ganz, zum einen die nur aufgedruckten Fensterrahmen, die aber wenigstens Chromoptik besitzen, zum anderen die etwas grob reproduzierten Rücklichter. Ob die obere Linse des rechten Rücklichts schon gefehlt hat oder beim Fototermin verlorenging, ist allerdings nicht mehr festzustellen.

Insgesamt sind wir mit dem Maybach aber schon sehr zufrieden, ein gutes Modell dieser frühen Stromlinien-Interpretation. Bei einem Preis von rund 90 Euro darf man das aber auch erwarten.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung!

Fotos und Text: Rudi Seidel

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