Donnerstag, 29. Dezember 2016

Schneidiger Bremer - Borgward Hansa 1500 Sportcoupé von NEO Scale Models, 1:43

Bereits 1953 entstand bei Borgward die Idee, ein Sportcoupé oberhalb des Porsche 356 zu entwickeln, wo man noch eine Marktlücke vermutete. Der erste Entwurf des Hansa 1500 Sportcoupé wurde auf der IAA in Frankfurt vorgestellt, das Hochleistungstriebwerk kam direkt aus dem Rennsportwagen des Vorjahres und entwickelte stramme 95 PS, die dank des Leichtgewichts und der guten Aerodynamik für 193 km/h Spitze gut sein sollten. Auf einen Rohrrahmen setzte man eine handgearbeitete, durchaus schnittige Aluminiumkarosserie und versah den alusilbernen Renner mit einem selbstbewussten Preisschild von 18.000,- DM, über 4.000,- DM mehr als der auch nicht gerade günstige Porsche 356. Dementsprechend gering war das Publikumsinteresse, keine einzige Bestellung ging für den Hansa Sport ein. So blieb es bei drei Prototypen, von denen einer im Mai mit einem 1800er Dieselmotor versehen wurde, um in Monthléry auf Rekordfahrt zu gehen. Immerhin kam man mit zwölf Klassen- und zwei Weltrekorden nach Hause, unter anderem wurden die 5.000 km mit einem Schnitt von 130,7 km/h absolviert, und das mit 42 PS! Im Juni ging es dann nach Le Mans zu den 24 Stunden. Dieser Einsatz entwickelte sich zum Flop: Das erste Coupé erlitt bereits vor dem Start einen Totalschaden, das zweite blieb ganz trivial mit leerem Tank auf der Strecke, während der letzte Borgward eine Stunde vor Schluss mit Motorschaden ausfiel. Heute existiert noch eines der drei Coupés im Besitz eines schwedischen Sammlers, der es in den Zustand des 24 Stunden-Rennens 1953 restaurieren ließ.

Im folgenden Jahr unternahm Borgward einen neuen Versuch, das präsentierte Coupé sah gefälliger aus, hatte einen fein ausgestatteten Innenraum, eine zivilere Maschine mit 80 PS sowie eine Stahlkarosserie mit Türen und Hauben aus Aluminium. Zwei Prototypen entstanden und wurden in Genf und Stockholm präsentiert. Man avisierte eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 14,6 Sekunden und ca. 175 km/h Spitze, für 1954 ansehnliche Werte. Leider blieb das Interesse eventueller Käufer aus und so verlief das Projekt im Sande. Immerhin existieren beide Coupés noch heute in Schweden und Deutschland, beide sind perfekt restauriert und manchmal auf einschlägigen Veranstaltungen zu bewundern.

NEO Scale Models hat sich eines der 54er Coupés zum Vorbild genommen, wer also auf eine spätere Rennversion hofft, dürfte enttäuscht werden. Der Schweizer Kleinserienproduzent Swiss Mini 43 hat vor einigen Jahren eine Resinminiatur des Le Mans-Borgward produziert, wir haben die beiden auf den Bildern gegenübergestellt, vor allem die Heckgestaltung ist sehr unterschiedlich.

Aber zurück zum Objekt unserer Präsentation, NEO hat ein schönes Modell dieses Borgward produziert, die durchaus gelungene Form des Originals ist trefflich wiedergegeben. Lackierung und Verarbeitung sind ohne Tadel, viele kleine Details innen und aussen lassen die Miniatur sehr wertig aussehen. Die Karosserie sitzt richtig satt auf dem nicht zu breitspurigen Fahrwerk, die Reifenbreite der gelungenen Lochfelgen mit Chromringen und Zentralverschlüssen dürfte etwas überdimensioniert sein, im Original waren 5.50-16 montiert. Fein sind die Einsätze der seitlichen Schiebefenster reproduziert, selbst die feinen Schiebehebel fehlen nicht. Lediglich die weißen Umrandungen der anderen Scheiben sehen etwas eigenartig aus, beim Original sind das eigentlich ganz normale Gummis.

Wir freuen uns, dass die Modellproduzenten weiter interessante Autos und Projekte deutscher Herkunft nachbilden, Fahrzeuge wie deas Borgward Hansa Sportcoupé sind das Salz in der Suppe einer Kollektion heimischer Hersteller. Allerdings muss man für solche Raritäten auch tiefer in die Tasche greifen, rund 75 Euro sind kein Sonderangebot, allerdings immer noch weniger, als ähnliche Modelle anderswo kosten.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel.

Die meisten Informationen kommen aus der sehr empfehlenswerten Broschüre „Prototypen und Kleinserien-Fahrzeuge der Borgward-, Goliath- und Lloyd-Werke“ von Peter Kurze.

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.