Mittwoch, 14. September 2016

Der Alpenporsche - Denzel WD 1300 Super 1957 von Autocult, 1:43

Der 1908 in Graz geborene Wolfgang Denzel machte sich in den Dreissiger Jahren als Motorradrennfahrer einen Namen. Seine Erfolge für die weiß-blauen Maschinen brachte ihm 1938 einen Händlervertrag ein. Nach dem Krieg fing er in Wien wieder an, mit Autos zu handeln, gleichzeitig wurden übriggebliebene Wracks wieder flott gemacht. Die erste Eigenkonstruktion entstand 1949 auf dem Fahrgestell eines VW-Kübelwagens, später konstruierte man einen rohrverstärkten Kastenrahmen mit gegenüber dem Käfer um 30 cm verkürztem Radstand, mit bis zu 65 oder 85 PS waren die späteren Denzel Super 1300 oder 1500 ernstzunehmende Sportwagen, die durchaus den Porsche Paroli bieten konnten, was sich auch bei Rallyes oder Rennen zeigte. Größter Erfolg war sicherlich der Gesamtsieg beim Coupe des Alpes 1954. Die höhere Leistungsausbeute wurde durch neuentwickelte Zylinderköpfe und Kurbelwellen erreicht, der Super 1300 schaffte über 160 km/h Spitze. 1960 endete dann die Produktion, genaue Stückzahlen sind nicht nachweisbar, die Schätzungen gehen von 65 bis über 300 Fahrzeuge. Wolfgang Denzel selbst spielte übrigens bei der Rettung von BMW 1959 eine Hauptrolle: Auf seine Initiative hin wurde der 700 entwickelt, der großen Anteil an der Sanierung der Firma hatte und einen geplanten Verkauf von BMW an den Konkurrenten Daimler-Benz verhinderte. Auch im Segelsport war Denzel später höchst erfolgreich, seine Firma existiert heute noch als Teil des sogenannten steirischen Automobilclusters. Wolfgang Denzel selbst starb 1990 in Berg am Starnberger See, bis zum Schluss blieb er ein kompetenter Gesprächspartner, aber angeblich auch ein ziemlich störrischer Mensch.

Thomas Roschmann hat (sicher nicht nur) auf unseren Wunsch jetzt noch den Denzel WD Super 1300 von 1957 nachgeschoben und gewohnt gute Arbeit geleistet. Logischerweise gleicht bei solchen Kleinserien kaum ein Auto dem anderen. Das Vorbild des Autocult-Modells zierte sogar eine österreichische Briefmarke, auffallend vor allem die abgedeckten Zusatzscheinwerfer und die zweiteiligen Stoßstangen. Viele feinste Ätzteile, schöne Scheinwerfer, saubere Lackierung und ein superdetaillierter Innenraum mit dem sicherlich hilfreichen Beifahrerhandgriff am Armaturenbrett und angedeuteten Falttaschen in den Türverkleidungen, was will der Sammler mehr? Vielleicht maßstäblich schmale Reifen, auf Autocults vorbildgetreuen Rädern wurden etwas zu breite Gummis montiert. Positiv, dass man beachtet hat, dass in den 50ern die Räder nicht so satt in den Radkästen sitzen, wie das heute üblich ist. Auf jeden Fall ist der kleine rote Roadster eine Bereicherung für den Sammler von VW- oder Porsche-Modellen, der die Ursprünge und die Exoten dieser Marken sucht. Kann sein, dass die 333 Stück schnell vom Markt verschwinden, der Preis von rund 90 Euro ist kein Pappenstiel, aber bei Qualität und Auflage akzeptabel. Mal sehen, was Thomas Roschmann noch aus dem Hut zieht, wer hätte gedacht, dass Autos wie die Denzels, Mathés Fetzenflieger oder Petermax Müllers Eigenbau in die Vitrinen finden.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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