
Dienstag, 23. August 2016
11. und letzter Sieg bei der Targa Florio - Porsche Carrera RSR Martini 1973 von Spark für Edition Porscheplatz
Nach der Verbannung der großen 5-Liter-Sportwagen vom Schlage eines Porsche 917 oder Ferrari 512 aus der Marken-WM war auch die Luft aus dieser Rennserie raus. 1972 war ein einsames Ferrari-Jahr, mit dem 312 PB, der reine Formel 1-Technik mit einer Zweisitzer-Spider-Karosserie verband, gewann man alle Rennen ausser Le Mans, wo man gar nicht antrat und Matra das Feld überließ. 1973 sah es etwas anders aus, Matra nahm an mehreren Rennen teil, Alfa Romeo und Mirage versuchten sich, kurioserweise wurden aber die klassischen Läufe in Daytona und Sebring (allerdings nicht zur WM zählend) vom nagelneuen, noch nicht als GT homologierten Porsche Carrera RS gewonnen. Nach zwei Matra- und je einem Ferrari- und Mirage-Sieg ging es weiter nach Sizilien, wo die klassische Targa Florio auf dem 72 km langen kleinen Madonie-Rundkurs zum letzten Mal als WM-Lauf ausgetragen wurde. Favoriten waren sicherlich die als Vorjahressieger angereisten Ferrari 312 PB, aber auch die beiden 12-Zylinder Alfa 33 waren zu beachten, ausserdem räumte man auch dem nagelneuen, extrem wendigen Lancia Stratos mit den Rallyecracks Andruet und Munari reelle Chancen ein. Matra und Mirage sahen keine Chancen, dagegen setzte Porsche, mit bereits zehn Siegen seit 1956 Rekordhalter auf Sizilien, zwei als Sportprototypen eingestufte Carrera RSR ein, mit 3-Liter Triebwerken und zusätzlichem, humorvoll als Ohrwaschel bezeichneten Spoilerwerk. Die Geschichte des zweiten Fahrzeugs haben wir schon in unserem Artikel Singers Bastard dargestellt, beim späteren Sieger mit der Startnummer 8 und dem Spitznamen "Otto" (italienisch für acht) lief für Herbert Müller und Gijs Van Lennep alles rund. Bereits nach vier von elf Runden waren die Ferraris und die Alfa Romeos nicht mehr dabei und das Schweizer/Niederländische Team konnte es relativ ruhig angehen lassen. Zweiter wurde der Stratos, ein toller Erfolg für das neue Auto. Und damit gewann Porsche zum elften Mal auf Sizilien, leider war das der letzte WM-Lauf auf der Insel, die Sicherheit der Zuschauer und der Fahrer war auf den langen 72 km nicht wirklich zu gewährleisten. In der WM hatte letztlich Matra den längsten Atem und nachdem der letzte Lauf in Argentinien abgesagt wurde, hatte Ferrari keine Chance mehr, zu kontern.
In der Edition Porsche Platz kann man derzeit ein Modell dieses letzten Siegers erwerben, wie gewohnt von Spark produziert. Die Besonderheit ist eine leichte Verschmutzung, also eine der derzeit häufiger angebotenen "End of Race"-Versionen. Beim Carrera ist das recht dezent gemacht (auf den Fotos kommt es stärker raus), nicht, dass man, wie so oft, den Eindruck bekäme, dass das Auto ein Schlammloch passiert hätte. Allerdings sehen die Felgen nicht so aus, als hätten sie die eine oder andere Runde hinter sich. Grundsätzlich kann man mit der Form des Porsche zufrieden sein, die Front wirkt vor allem durch den für die Targa montierten, genügend Bodenfreiheit ermöglichenden Spoiler etwas flach. Die Kotflügelverbreiterungen und die am Bürzel angesetzten Bleche sind stimmig, wie auch die Fenstereinsätze und die vielen kleinen Details. Der Innenraum ist schwarz, aber soweit einsehbar komplett ausgestattet. Auffallend die saubere Darstellung der Entlüftungsschlitze über der Heckscheibe sowie die feinen Gitter für den Kühlereinlass und in der Motorhaube. Oft haben Modellautos zuviel Bodenfreiheit, beim Carrera erscheint es uns eher so, dass er vorne zu tief liegt, was durch Aufschrauben und Einlegen einer Distanzscheibe oder ähnlichem ganz leicht zu ändern ist, wie beim Fotomuster geschehen.
Sicherlich ein wichtiges Auto in der Renngeschichte des Hauses Porsche, wer vor ca. fünf Jahren die saubere Version verpasst hat, kann durch einen Besuch im Museum diese Lücke mit einem schönen Modell füllen, wen der Schmutz stört, muss sich auf die eher schwierige Suche nach dem sauberen Auto (Bestellnummer MP003) machen.
Fotos und Text: Rudi Seidel