Sonntag, 10. Juli 2016

Französischer Porsche-Express - Berliet Stradair Renntransporter Alméras Frères von IXO, 1:43

Mit dem 1965 präsentierten Stradair wurde die große französische Nutzfahrzeugmarke Berliet auch im Bereich der kleineren LKW für den Lieferverkehr tätig. Mit einer Nutzlast von rund 5 Tonnen war er wesentlich kompakter und leichter als das bisherige Programm, das LKWs bis zur Schwerlastklasse umfasste. Das Besondere am Stradair war einerseits die moderne Führerhausgestaltung mit durch die kurze Haube gutem Zugang zur Technik, andererseits die revolutionäre Federung, bei der Stahlfederelemente durch Luftkissen ergänzt wurden, damit sollte ein PKW-ähnlicher Fahrkomfort erreicht werden. Das Design mit dem asymmetrischen Kühllufteinlass war sehr prägnant und stammte von Louis Lepoix, einem Industriedesigner, der mit der Gestaltung der kubischen Henschel-Baureihe HS14/16 die Form der LKW-Fahrerhäuser revolutionierte und im Anschluss für viele andere Marken, unter anderem Magirus, Hanomag und Büssing sowie eben auch Berliet tätig war. Das Ende des Stradair kam bereits 1970, neue Gesetze in Frankreich beschränkten die Grundfläche von LKWs für den Lieferverkehr, daher musste der Nachfolger eine reine Frontlenkerkabine besitzen, um Raum zu sparen.

Die Brüder Jean-Marie und Jacques Alméras betreiben heute noch ein Autohaus in Montpellier. Ihre große Liebe war immer Porsche, und deshalb betätigten sie sich sowohl als Rennstallbesitzer, Tuner und Fahrer der Sportwagen aus Zuffenhausen. Der jüngere der beiden, Jacques, wurde bereits 1973 Zweiter bei der Tour de France, dazu kamen viele Erfolge bei Bergrennen und der erste gemeinsame Start 1980 in Le Mans. 1983 wurde man 15. in der Sarthe, das blieb der größte Erfolg, 1994 traten die beiden zum letzten Mal an. Von Alméras präparierte Porsches waren auch sehr erfolgreich bei Rallyes, man denke nur an den Sieg von Jean-Pierre Nicolas bei der rallye Monte Carlo 1978 oder an den schönen 924 GTS, der mit Sponsor Eminence und Jürgen Barth ebenfalls bei der Monte antrat. Bei Bergrennen in Frankreich kann man noch heute Jean-Marie Alméras mit seinem Porsche 935 am Start sehen.

IXO hat uns ja schon einen feinen Berliet Stradair als Matra-Renntransporter beschert. Der Alméras-Laster ist nicht nur eine Dekorationsvariante, man hat tatsächlich einen neuen, vorbildgerechten Aufbau produziert, auch die Türen bzw. Klappen stimmen, Alméras hatte tatsächlich eine horizontal geteilte Klappe am Heck. Der hintere Überhang ist rekordverdächtig, ein Unterfahrschutz wurde nicht vergessen. Am Führerhaus fällt die Zusatzscheinwerferbatterie unterhalb der Stoßstange auf, ansonsten ist das Modell routiniert gefertigt mit feinen Scheibenwischern, guten Rädern und ausgezeichneten Bedruckungen rundum, die genau dem Vorbild vom Ende der 70er Jahre entsprechen. Also alles bestens? Nein, leider nicht: die Rückblickspiegel entsprechen nicht dem Vorbild, und der größte Fauxpas ist der falsch geschriebene Name "Jacous" statt "Jacques" am Aufbau oberhalb der Fahrerkabine. Dass man bei einem Modell für ca. 55 Euro keine Funktionalität erwarten darf, ist ok, aber so etwas sollte eigentlich nicht passieren, da hat der verantwortliche Produktmanager wohl tief geschlafen. Eminence ist übrigens ein Herrenunterwäschehersteller und langjähriger Sponsor von Alméras.

Bleibt ein attraktives, preisgünstiges Modell als Belebung jeder Sammlung von Renn- oder Rallyeporsches mit einem richtig doofen Fehler in der Bedruckung. Ob man IXO irgendwie dazu bringen könnte, Ersatzdecals zu liefern? Wir zweifeln daran.

Unser Fotomuster kommt von Supercars, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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