Samstag, 21. Mai 2016

Ausstellungsraum auf Rädern: Panhard Titan Pathé-Marconi Antem von IXO für Hachette, 1:43

Die Firma Pathé-Marconi war ein bekannter Produzent von Schallplatten und Unterhaltungselektrik. Um die eigenen Produkte einem großen Publikum demonstrieren zu können, gab man 1950 den für die Zeit ultimativen Ausstellungs-Truck in Auftrag. Der berühmte Designer und Illustrator Philippe Charbonneaux zeichnete einen futuristisch aussehenden Sattelschlepper, der dann von der renommierten Karosseriefirma Antem auf einer Panhard-Zugmaschine und einem Titan-Einachsauflieger realisiert wurde. Das 13,6 m lange Gespann wirkte hochmodern und durch die himmelblaue Lackierung mit dem breiten dunkelblauen Zierstreifen auch elegant. Als Antriebsquelle diente ein 5,7-Liter Vierzylinder-Dieselmotor mit 100 PS, bei einem relativ niedrigen Gewicht von 8 Tonnen brachte es der strömungsgünstige LKW immerhin auf 85 km/h. Aber das interessanteste ist sicherlich die technische Ausstattung des Aufliegers, für dessen Energiebedarf im Stand im Fahrgestell der Zugmaschine noch ein wassergekühlter 10-kW-Generator eingebaut war. Ebenfalls in der Fahrerkabine integriert wurde das Bedienungspanel für Beleuchtung, Lautsprecheranlagen usw., insgesamt mit rund 125 Schaltern. Der Auflieger besaß vier verschiedene Bereiche: Oberhalb der Sattelkupplung fand sich ein komfortabler Salon für 8 Personen mit einer Bar, darauf folgte ein 8 m2 großer Ausstellungsraum, der von rechts durch zwei große Türen betreten werden konnte. Dort konnte man die neuesten Geräte der Unterhaltungsbranche sehen und testen. Im Heck fand sich noch Platz für einen Lagerraum, mithilfe eines integrierten Aufzugs konnten von dort auch schwere Gegenstände auf das Dach des Aufliegers geschafft werden. Dieses war verstärkt und diente als Showbühne. Mit insgesamt 10 Lautsprechern in Front, Heck und Seiten des Fahrzeugs war kräftiger Sound gewährleistet.

Nach einigen Jahren Einsatz, unter anderem auch im Peloton der Tour de France, verkaufte man den Panhard an die südfranzösische Tageszeitung Le Provencal. Charbonneaux persönlich rettete das Unikum Automuseum und dient ab und zu als Blickfang auf Messen, wie zuletzt der Rétromobile in Paris.

Seit einiger Zeit liefert Hachette in Frankreich eine Kioskserie mit Werbefahrzeugen aus, den Delahaye 148 Kléber-Colombes haben wir ja schon vor kurzem präsentiert. Zusätzlich werden einige, größere Sondermodelle erscheinen, deren erstes eben der Pathé-Panhard ist. Mit einem Preis von 25,99 € kosten sie ungefähr das Doppelte, dafür wird aber auch etwas geboten. IXO nutzt wie gewohnt eine Gemischtbauweise, die Karosserie der Zugmaschine sowie das Chassis des Aufliegers sind Zinkdruckguss, der Rest Kunststoff. Natürlich darf man keine zu große Filigranität erwarten, aber der Gesamteindruck ist sehr gut und die wichtigsten Details sind nachgebildet. Etwas grobe Wischer, Scheinwerfer, Spiegel, eine feine Dachantenne, die Dekoration ist teils lackiert, teils aufgedruckt. Räder und Reifen sind vorbildgerecht, sogar die Zweifarbigkeit an der Vorderachse wurde berücksichtigt. Für den Auflieger gilt dasselbe, vor allem die erhabenen Schriftzüge und die bündig eingesetzten Scheiben erfreuen das Auge. Die Innenausstattung ist allerdings nur rudimentär ausgeführt, da bliebe noch einiger Spielraum für einen engagierten Modellbauer. Einen kleinen Fehler am Modell könnte man einfach mit einer dünnen Beilagscheibe beheben, der Auflieger sitzt im Auslieferungszustand etwas zu tief auf der Kupplung, was man auch am dunkelblauen Streifen sehen kann, der auf gleicher Höhe sein sollte.

Der Panhard Pathé-Marconi ist ein preiswertes Stück Design der 50er Jahre und sicherlich ein Blickfang für die Modellvitrine. Wir haben jedenfalls auch an solchen Modellen große Freude, die man noch in die Hand nehmen und sogar etwas damit spielen kann!

Fotos und Text: Rudi Seidel

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