Sonntag, 1. Mai 2016

Mit Loewys Design seiner Zeit voraus - Studebaker Champion Five Passenger Coupé 1951 von BoS Models, 1:43

Studebaker gehörte nach 1945 zu den wenigen unabhängigen Automarken neben den großen Drei GM, Ford und Chrysler, die die Produktion wieder aufnahmen. 1954 fusionierte man mit Packard, ebenso entstand aus Nash und Hudson American Motors, diese Versuche, sich gegen die Giganten aus Detroit behaupten zu können, war zumindest bei Studebaker nicht von allzulanger Dauer, man produzierte im Stammwerk in South Bend, Indiana noch bis Ende 1963, gut zwei weitere Jahre kamen dann noch einige Autos aus Kanada auf den Markt.

Zurück ins Jahr 1946; mit den neuen Fahrzeugen für das Modelljahr 1947 erregte Studebaker gewaltiges Aufsehen. Die Form stammte aus Raymond Loewys Studio, in dem damals auch Virgil M. Exner beschäftigt war, der allerdings bereits vor der Präsentation die Firma verließ. Der neue Studebaker besaß keine separaten Kotflügel und Trittbretter mehr, Modelle wurden sogar im Windtunnel geprüft und optimiert, mit rund 1,50 m Höhe, einem relativ weit nach vorne versetzten Motor und dem breiteren Karosseriekörper ergaben sich gute Platzverhältnisse und hochmoderne Proportionen. Durch eine geteilte Kardanwelle wurde der Fußboden tiefergelegt und der Schwerpunkt abgesenkt. Die beiden Grundtypen Champion und Commander unterschieden sich in erster Linie durch unterschiedlich große Sechszylindertriebwerke sowie den Radstand, 284 cm beim Champion und 302 cm beim Commander. Dann gab es noch jeweils drei Ausstattungslinien, beim Champion Custom, Deluxe und Regal. Während das grundsätzliche Design bis 1952 erhalten blieb, wurde vor allem die Frontgestaltung stark verändert. Ab 1950 kam das Flugzeugdesign mit dem Propellermotiv in der Mitte und den ebenfalls hervorstehenden Scheinwerfern, im Modelljahr 1951 wurde noch der zweiteilige Grill weiter nach oben gezogen und ein Abdeckblech zwischen Stoßstange und Kühlerverkleidung montiert. Technisch tat sich auch einiges, ab 1950 konnte man ein vollautomatisches Getriebe bekommen, die Vorderradaufhängung bekam Schrauben- statt der vorher noch verbauten Querblattfeder und beim Commander wurde der alte seitengesteuerte Sechszylinder durch einen modernen V8 ersetzt. !953 erschien dann Loewys zweiter Streich, die Studebaker bekamen ein modernes, geduckt wirkendes Design, das viele andere Automarken beeinflusste.

Zu den auffälligsten Karosserievarianten bei Studebaker zählte sicherlich das Five Passenger Coupé, ein zweitüriger Aufbau mit einer riesigen, vierteiligen Panoramaheckscheibe. Die sehr prominente, Jet-ähnliche Frontpartie, die durch das lange Heck etwas nach vorne verschobene Gleichgewicht der Form und die gestreckte Seitenlinie wirkten extravagant und sehr modern. Wie man leicht nachprüfen kann, schauten sich auch die vielgerühmten Italiener, z.B. Pininfarina oder Bertone, für ihre Kreationen jede Menge Details bei amerikanischen Serienautos wie dem Studebaker ab.

Die Hausmarke von Klaus Kiunkes Modellautoimperium hat die Aufgabe, ein relativ preiswertes Modell dieses Designmeilensteins zu schaffen, recht souverän gelöst. Grundform und viele Details sind sehr schön reproduziert, vor allem die doch recht aufwendige Frontgestaltung lässt nichts vermissen. Die Wischer sind die einzigen Fotoätzteile, aber man vermisst eigentlich nichts, wenn man sich mit dem Kompromiss abfindet, dass die Chromteile wie auch die Scheibenrahmen allesamt nur silber lackiert bzw. bedruckt sind. Markenlogound Typenschriftzug auf der Fronthaube sind wie auch die Kennzeichen sauber aufgedruckt. Der Innenraum ist schlicht und dunkel, Lenkrad, Schalthebel und Innenspiegel sind am Platz. Die knallrote Lackierung ist sehr sauber aufgetragen, die Räder mit schönen Weißwandreifen sind allerdings zu breit geraten, ein Fehler, den leider fast alle Modellautoproduzenten immer wieder machen. Die auf der Bodenplatte aufgedruckte Typenbezeichnung „Champion Starlight Coupé“ kann ich nicht bestätigen, nach meinen Unterlagen gab es erst ab 1953 einen Studebaker Starlight, aber das ist nur eine Randbemerkung, die sich nicht auf die Modellqualität auswirkt.

Für rund 40 Euro bietet BoS Models dem Sammler eine preiswerte Möglichkeit, sich eine Miniatur eines der fortschrittlichsten Designs der frühen 50er Jahre in die Vitrine zu stellen, vor allem die typischen Formelemente, also die Frontgestaltung und die Panoramaheckscheibe sind sehr gut reproduziert.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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