Montag, 18. April 2016

Kleiner Flitzer - Moretti 750 Gran Sport Berlinetta 1953 von Matrix Scale Models, 1:43

Die bereits 1925 gegründete Marke Moretti zeichnete sich dadurch aus, dass man in den Fünfzigern nicht auf Fiat-Grundlagen zurückgriff, sondern komplette Eigenentwicklungen produzierte. Allerdings endete diese Epoche 1962, dann blieben Sondermodelle auf Basis der Autos der großen Mutter aus Turin. 1989 endete eine lange Geschichte mit letzten Derivaten auf Basis von Panda, Uno oder Tipo.

Man begann mit Motorrädern, später kamen Dreiradlieferwagen und Elektrofahrzeuge ins Programm, der erste PKW war das Modell La Cita, ein Kleinwagen mit 350 ccm, den es als Cabrio, Kombi oder Limousine gab. Mit dem 600 entwickelte man eine edlere, aber auch wesentlich teurere Alternative zu Fiats Topolino. Daraus entstand dann der 750, mit einem modernen Vierzylindertriebwerk mit obenliegender Nockenwelle. Für die Versionen Sport und Gran Sport gab es sogar zwei davon, dieses kleine Hochleistungstriebwerk brachte es 1953 bereits auf 52 PS, in Verbindung mit dem extrem kompakten (Radstand 200 cm) Fahrgestell und Leichtmetallkarosserien waren über 160 km/h möglich. Das winzige Coupé bekam eine grandiose, von Michelotti gezeichnete und von Rocco Motto gefertigte Linie, der Kühlergrill und das extrem kurze Fastback erinnerten an die Ferrari Berlinettas, aber im Westentaschenformat. Im September 1954 erschien ein Testbericht in der amerikanischen Zeitschrift Road & Track, wohl auch deshalb gingen einige der wenigen gebauten Gran Sport in die Staaten, erster Kunde warErnie McAfee, bekannter Rennfahrer und Spezialist für italienische Autos. Sein Exemplar, das wohl das Vorbild des Matrix-Modells darstellt, wurde übrigens 2013 am Comer See für 134.400 € versteigert. Auch der renommierte Automobiljournalist Karl Ludvigsen besaß viele Jahre einen 750 Gran Sport im zweifarbig blau metallic. Eine sehr interessante Website hierzu ist etceterini.com, da findet man auch viele Originaldokumente und Fotos der Autos, wie sie heute aussehen. Sportliche Erfolge der kleinen Morettis waren eher selten, die Mechanik der hochgezüchteten Zwerge war wohl nicht die haltbarste.

Das Modell von Matrix gibt die charakteristische Form der kleinen Berlinetta sehr gut wieder, die schwarz/rote Zweifarbenlackierung ist perfekt, viele feine Details runden das Bild einer erstklassigen Miniatur ab. Minimale Kritik betrifft die vorderen Blinker, die beim Original nicht rund sind, sondern in etwa die Form des Moretti-Logos besitzen sowie die zwar recht schmalen, aber immer noch zu breiten Reifen auf den vorbildgerecht großen Felgen. Fotos des restaurierten Fahrzeugs zeigen ein schwarzes statt eines roten Armaturenbretts, aber wer weiß, was wirklich original war. Insgesamt ist dieser kleine Moretti ein Modell, das wir sofort in unser Herz geschlossen haben und das einen Ehrenplatz in der Vitrine bekommt. Zum Typenschild auf dem Vitrinensockel ist zu sagen, dass die Bezeichnung Moretti-Fiat nicht stimmt, Moretti hat erst in den 60ern Fiat-Derivate produziert.

Ein Wort zur Fertigungsqualität bleibt uns leider nicht erspart. Die ersten beiden Exemplare sind beim Fachhändler unseres Vertrauens mit sich ablösenden Heckscheibenrahmen eingetroffen, so etwas dürfte nicht sein, schon gar nicht in der Preisklasse von Matrix. Ok, es wurde schnellstmöglich für einwandfreien Ersatz gesorgt, unser Fotomuster ist jetzt ohne Fehl und Tadel. Schön, wenn man einen engagierten Fachhändler vor Ort hat und die Modelle vor dem Kauf begutachten kann. Bleibt der Wunsch einer nachhaltigeren Qualitätskontrolle seitens des Herstellers vor Auslieferung.

Wir wissen aus Gesprächen mit dem Team von Matrix Scale Models, dass der Abverkauf von Modellen kleiner italienischer Marken nicht ganz wünschenswert verlief, hoffen aber, dass die kleine Moretti Berlinetta den verdienten Erfolg hat, wir könnten uns ja sogar die zweite Farbvariante gut in der Sammlung vorstellen . . .

Unser Besprechungsmuster kommt von Supercars in München.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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