Sonntag, 27. März 2016

Der Turbo, der die McLaren-Serie beendete - Porsche 917/10 TC Can Am 1972 von Minichamps, 1:43

Beim Rennen der CanAm-Serie in Mid Ohio 1969 gab es zwei Ereignisse, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten, aber indirekt zu einer von großem Erfolg gekrönten Zusammenarbeit führen sollten. Einerseits feierte der Porsche 917 Spyder unter Jo Siffert seine Premiere, die allerdings ziemlich dezent verlief. Im Vergleich zu den amerikanischen Big Bangers fehlte es an Leistung und Drehmoment, ausserdem war auch die Straßenlage des Spyders noch unbefriedigend. Die Ausdauer von Fahrer und Fahrzeug ergab in der Endabrechnung der Serie immerhin einen vierten Platz, natürlich um Lichtjahre von den seit 1967 dominanten McLaren entfernt. Im gleichen Rennen trat Mark Donohue in einem nagelneuen Lola T163 für das Team von Roger Penske an. Der in Sunoco-dunkelblau lackierte und wie gewohnt perfekt präparierte Renner enttäuschte auf der ganzen Linie, deshalb senkte sich der Daumen des erfolgsverwöhnten Teamchefs und das Projekt CanAm wurde erst einmal begraben.

Porsche setzte 1970 aus, um seine ganze Kraft den Sportwagen und der Marken-WM zu widmen, erst 1971 tauchte Jo Siffert mit einem neuen Spyder namens 917/10 bei der CanAm auf, kein schlechtes Auto, allerdings blieb der Leistungsnachteil bestehen, der vierte Gesamtrang wie zwei Jahre zuvor war das höchste der Gefühle. Zwischendurch hatte Porsche sogar einen Prototypen mit 16-Zylinder-Triebwerk aufgebaut, der allerdings nie rennen sollte. Das Allheilmittel sollte für 1972 die Turboaufladung darstellen. Und für die Einsätze in USA suchte man einen fähigen Partner vor Ort und fand ihn in Roger Penske, der damit seine Chance sah, auch die CanAm siegreich zu absolvieren. Mit „Captain Nice“ Mark Donohue hatte man einen der fähigsten Fahrer zur Hand, der auch extrem viel zur Weiterentwicklung des 917/10 TC beitragen konnte. Gleich beim ersten Auftritt schockte der Turbo mit seinen 900 PS die Konkurrenz, trotz größerer Probleme wurde Donohue nach einer grandiosen Aufholjagd noch zweiter. Unglücklicherweise verunglückte er bei einer Testfahrt mit dem Porsche vor dem zweiten Lauf und erlitt eine Knieverletzung, die ihn für vier Rennen ausfallen ließ. Als Ersatzfahrer wurde George Follmer verpflichtet, ein älterer, erfahrener Kämpe, der bereits 1965 die US Straßenmeisterschaft auf einem Lotus 23 mit Porsche-Motor gewinnen konnte. Die technischen Fähigkeiten Follmers wurden eher gering eingeschätzt, aber er strafte seine Kritiker Lügen und gewann gleich sein erstes Rennen in Road Atlanta und noch weitere vier Läufe, was ihm den Meistertitel mit riesigem Vorsprung sicherte. In den letzten vier Läufen war dann Captain Nice wieder an Bord und Roger Penske setzte zwei der Turbos ein. Im Folgejahr ging man wieder zum Ein-Mann-Team mit Mark Donohue zurück, mit dem verbesserten 917/30 TC gelang der zweite Meistertitel, Follmer fuhr für das Privatteam von Charlie Kemp den Vorjahreswagen auf den zweiten Meisterschaftsrang. 1974 wurden die Turbos eingebremst, Jackie Oliver auf Shadow war der letzte klassische CanAm-Meister in einer Saison mit lediglich fünf Läufen, dann war es um die Serie in ihrer ursprünglichen Form geschehen. Die späteren Rennen mit karossierten Formel-5000-Rennern waren nur noch ein müder Abklatsch.

Minichamps hat uns lange auf eine 1:43-Interpretation von Porsches grandiosem 917/10 Turbo warten lassen. Als Diecast geplant, wurde jetzt eine Resinminiatur daraus. Der Gesamteindruck ist sehr erfreulich, die Form ist toll getroffen, die Dekoration einschließlich der Tabakwerbung ist sehr gut aufgebracht, der Innenraum ist fein detailliert, schöne Räder, feine Details an der Karosserie und am Heck erfreuen den Sammler. Die Startnummer 7 weist auf die letzten vier Rennen hin, vorher hatte Follmer die von Donohue übernommene 6. Leider trüben einige Detailschwächen den Gesamteindruck: Die vorderen Radkästen dürften innen nicht mattschwarz sein, sondern weiß und silber wie die Flanken, auf den beiden Hutzen hinter dem Cockpit fehlen feine rote Streifen und der Heckflügel wirft etwas Kritik auf. Das hintere schmale Element müsste einzeln angesetzt sein, die äußeren Stützen sind am Ende etwas zu dick, die inneren dürften feiner sein und sollten bis zum Zusatzelement reichen, das sie abstützen müssten.

Als Fazit bleibt wieder einmal, dass wir ein attraktives, aber nicht fehlerfreies Modell angeboten bekommen. Dem Sammler bleibt die Wahl, rund 75 Euro für den auf 500 Stück limitierten Porsche auszugeben, auf den angekündigten TSM zu warten, der nicht unbedingt besser sein muss, oder darauf zu hoffen, dass Spark aktiv wird, nachdem der 917/10 TC zumindest in der Raceland Gold Edition bereits in anderen Varianten avisiert ist. Wir haben dem Minichamps-917 trotz der erwähnten Mängel einen Platz in der Vitrine freigemacht, ohne das schöne zeitgenössische Solido-Modell mit abnehmbarer Haube zu verstoßen.

Unser Besprechungsmuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.