Samstag, 26. März 2016
Werbung mit Stil - Delahaye 148 L Kléber-Colombes von IXO für Hachette, 1:43
Traditionell ist im Vorfeld des Pelotons bei der Tour de France, dem berühmten Radrennen, eine riesige Werbekolonne unterwegs. Mehr oder weniger einfallsreiche Um- und Aufbauten gehören dazu, bekannt sind vielleicht die Weinfässer, Haarbrillantinetuben oder Gaskartuschen auf Rädern, aber auch Boote, Pferdekutschen oder Piratenschiffe gehörten zum Inventar. Hachette präsentiert in Frankreich eine ganze Kioskserie dieser „Véhicules Publicitaires“, das zweite Modell ist der toll designte Delahaye, den wir präsentieren wollen.
Delahaye gehörte zu den bekanntesten Herstellern von sportlichen Luxusautos im Frankreich der 30er bis 50er Jahre, überstand wie die meisten nicht die Nachkriegszeit, aber die Kreationen berühmter Karossiers auf den Chassis namens 135, 175 oder am Ende 235 gehören zu den tollsten Autos dieser Zeit. Der Typ 148 besaß die gleiche Technik wie der 136, also ein Sechszylindertriebwerk mit 3.557 ccm, allerdings nur einen Vergaser, damit erreichte man 105 PS. Der Radstand war länger, um vor allem große Limousinenaufbauten realisieren zu können, 3350 mm beim 148 und 3150 mm beim 148 L. Zwei dieser Chassis wurden 1949 von der Reifenfirma Kléber-Colombes geordert und dann bei der Firma Beaublat nach einem Entwurf des Illustrators und Zeichners Géo Ham mit einer imposanten Stromlinienkarosserie versehen. Insgesamt bezahlte man für die beiden Chassis 1 406 000 FF, den Gegenwert von fünf Renault 4CV, dazu kamen noch die Kosten für Design und Aufbauten.
Bereits 1910 entstand in Colombes in Frankreich eine Filiale des US-Reifenherstellers Goodrich, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der neuen Adresse „avenue Kléber“ und des seit 1934 bestehenden Namen Goodrich-Colombes in Kléber-Colombes umbenannt wurde. Bereits 1951 revolutionierte man den Reifenmarkt mit den ersten schlauchlosen Reifen, auch die frühen Gürtelreifen wie der Kléber V10 waren sehr beliebt. 1981 geriet die Firma unter die Führung von Michelin, 1996 verschwand die Marke endgültig.
Géo Ham (1900-1972), der Schöpfer dieser Werbefahrzeuge, war vor allem als Illustrator für verschiedene Magazine tätig, Autos und Flugzeuge waren seine bevorzugten Motive. Aber auch Autoprospekte, Kalenderblätter oder Inserate gehörten zu seinem Repertoire. Für das Design des Delahaye verband er eine düsenflugzeugähnliche Front mit einer Pontonform und einem aerodynamischen Dachaufbau. Die gewünschte Panoramascheibe war noch nicht zu realisieren, deshalb besteht sie aus vier Elementen. Im Dachaufbau verbirgt sich eine komplette Lautsprecheranlage, mit der Werbung und Renninformationen ans Publikum gelangten. Auffällig die drei ellipsenförmigen Fenster in Dach und Heck und natürlich die Lackierung in orange, weiß und dunkelblau sowie die erhabenen Schriftzüge am Heck des Delahaye.
Die beiden Fahrzeuge gehörten bis 1953 zur Werbekolonne der Tour de France, Für 1955 wurden sie neu karossiert, mit großem Kühlermaul und senkrecht stehenden Doppelscheinwerfern sahen sie wie amerikanische Dreamcars aus. Wahrscheinlich wird auch diese Version von IXO für Hachette realisiert. Im Toureinsatz wurden übrigens noch Beschriftungen an den Seiten, Teilnehmerschilder vorn und hinten sowie Stander mit Wimpeln vorne links und rechts ergänzt.
Das Modell von IXO macht einen sehr guten Eindruck. Die Form ist vorbildgetreu wiedergegeben, die nicht gerade einfache Mehrfarbenlackierung insgesamt gut ausgeführt, lediglich links hinten zeigt unser Fotomuster leichte Schwächen in der Farbtrennung blau/weiß. Die Kühlerornamente sind perfekt, sehr schön der Dachaufbau mit den Öffnungen für die Lautsprecher, die durch Drucke erstaunlich gut simuliert sind. Die erhabenen und farblich abgesetzten Schriftzüge an den Flanken und die sauber bedruckten, ebenfalls plastischen Scheibenrahmen sind positiv zu vermerken, die Dicke der Fenstereinsätze und die groben Scheibenwischer nicht. Im einfach gestalteten Interieur ist alles schwarz, lediglich das Ersatzrad im Heck hebt sich ab. Die Räder mit Chromradkappen sind stimmig, vor allem die Spurweite passt, so dass die Karosserie vorbildgerecht weit darübersteht. Und dann der Preis: Im Kiosk bezahlt man 6,99 Euro für den Delahaye, das ist natürlich ein Lockvogelangebot, die weiteren Modelle der Serie sind teurer. Beziehen kann man das Modell wie gewohnt über www.journaux.fr , oder man versucht sein Glück über Ebay.
Fotos und Text: Rudi Seidel