Dienstag, 8. März 2016

Huckepacktransport: Mercedes 170 V mit Brütsch Mopetta von Schuco, 1:43

Bereits 2015 konnten wir auf der Spielwarenmesse den ersten, noch sehr unfertigen Prototyp des Mercedes 170 V mit zwei Brütsch-Rollermobilen sehen, nach einem guten Jahr ist die Auslieferung erfolgt. Diese nette Kombination passt natürlich hervorragend zum VW-Bus mit den beiden Kleinschnittgern auf dem Dach, siehe unsere Besprechung.

Egon Brütsch war Zeit seines Lebens ein unternehmerischer Draufgänger. Vom Vater dank einer florierenden Strumpffabrik finanziell bestens versorgt, versuchte er sich nach 1945 als Autorennfahrer. Dazu wurde ein Eigenbaurahmen mit einem Maserati-Kompressormotor zusammengebaut, der sogenannte EBS-Maserati konnte man einige Erfolge feiern. Ab 1950, die Zeit der Tauschgeschäfte mit Damenstrümpfen war dank der D-Mark vorbei, wollte Brütsch Autokonstrukteur werden. Bereits 1954 kam in ihm die Idee eines Kleinwagens aus Kunststoff auf. Erste Versuche scheiterten, aber irgendwann war der Erstling fertig, ein Dreiradroadster namens Spatz, bestehend aus zwei Kunstharzschalen, einem Einzylinder-Zweitakter von Fichtel und Sachs sowie direkt an die Wanne geschraubten Radaufhängungen. Immerhin konnte Brütsch dieses Projekt geldbringend abgeben, nach kompletter Umkonstruktion wurde der Spatz ein vierädriger Roadster, aber das ist eine andere Geschichte.

Zur IFMA (Internationale Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung) 1956 präsentierte Brütsch dann einen neuen Knaller, die Mopetta, ein "schwimmendes Moped-Auto". Mit 50 ccm, 2,5 PS und 78 kg Leergewicht sollte dieses Dreirad einen Menschen mit bis zu 45 km/h transportieren. Das mit der Schwimmfähigkeit blieb Utopie, der aussenliegende Zweitakter wäre einerseits sofort abgesoffen und hätte andererseits die Fuhre sofort zum Kentern gebracht. Der Preis stieg von anfangs 750,- DM innerhalb eines Jahres auf 1.045,- DM, es entstanden von Oktober 1956 bis ins Frühjahr 1958 gerade einmal 14 Stück dieses Unikums. Der Versuch, den Opel-Großhändler Georg von Opel zur Lizenzproduktion zu bewegen, scheiterte. Die Mopetta hätte unter dem Namen Opelit bei der Motorradfirma Horex produziert werden sollen, auch dies Seifenblase platzte. Egon Brütsch versuchte weiterhin, Lizenznehmer oder Käufer für seine diversen Kunsstoffeier aufzutun, dafür karrte man die Prototypen quer durch die Republik. Mit einem Mercedes 180 mit Anhänger sowie dem 170 mit Dach- und Heckträger waren Brütsch und seine Sekretärin unterwegs, wie man auf Originalfotos aus der Zeit sehen kann. Daraus entstand bei Schuco die Idee, das vorliegende Modell zu produzieren. Egon Brütsch gab übrigens im Herbst 1958 das Autogeschäft entnervt auf und entwickelte Fertighäuser aus Kunststoff, mit denen er geschäftlichen Erfolg hatte.

Auf dem einzigen mir vorliegenden Originalfotos sieht man vorne den Mercedes 180 mit zwei Mopettas auf dem Dach sowie dem vierrädrigen Brütsch Pfeil Roadster auf einem Einachsanhänger. Dahinter steht der ebenfalls hell lackierte 170 mit einer Mopetta auf dem Dach und einer etwas größeren Rollera auf dem Heckträger. Aber es ist natürlich durchaus möglich, dass die Beladung variierte.

Über den Mercedes gibt es nicht viel zu sagen, das Modell gehört schon seit Jahren zum Schuco-Sortiment und ist nicht schlecht, fotogeätzte Teile für Kühlergrill, Stern und Scheibenwischer, feine Chromstoßstangen, vorbildgerecht schmale Räder mit sternbesetzten Radkappen sowie die schlichte helle Lackierung machen einen guten Eindruck. Lediglich die etwas klobigen Türgriffe stören den Gesamteindruck, und warum der Mercedes nur hinten ein Nummernschild trägt, bleibt offen. Die Haltevorrichtungen für die beiden Rollermobile sind auch eher auf der groben Seite, was aber im beladenen Zustand nicht auffällt.

Die beiden Mopettas sind sehr schön reproduziert, Feine Zweifarblackierung mit aufgedruckten Zierleisten und Schriftzügen, einzeln eingesetzte Blinker und Rücklichter, der links aussen montierte Einzylinder sowie die feine Windschutzscheibe und der Mopedlenker ergeben einen tollen Gesamteindruck. Die kleinen Räder sind sogar drehbar gelagert, wirklich eine tolle Leistung der Entwickler. Die beiden Rollermobile dürften die kleinsten 1:43-Automodelle sein, soweit man die bunten Kunststoffeier als Auto bezeichnen will.

Nach unserer Meinung hat sich die Geduld gelohnt! Schuco hat wieder einmal einen guten Riecher bewiesen und ein tolles Ensemble auf die Räder gestellt. Etwas verwunderlich ist die Preisgestaltung, von rund 80 Euro bei vielen Händlern bis zu 104,95 Euro im Schuco-Online-Shop reicht die Spanne, für den niedrigeren Preis bekommt man einen anständigen Gegenwert. Interessierte Sammler sollten nicht zu lange warten, die 1.000 Stück dürften relativ schnell verkauft sein.

Vielen Dank für unser Fotomuster an Supercars in München!

Fotos und Text: Rudi Seidel

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