Sonntag, 10. Januar 2016

Das Erfolgsmodell - Mercedes-Benz O 302 10 R von IXO für Hachette, 1:43

Mit mehr als 32.000 Fahrzeugen in elf Jahren war die Baureihe O 302 der erfolgreichste Autobus von Mercedes-Benz. Der Nachfolger des ebenfalls sehr gut verkauften O 321 H zeigte moderne Formen im Stil der Sechziger und einige Innovationen wie die ins Dach gewölbten Seitenscheiben und den Diesel-Direkteinspritzer statt der alten Vorkammerdieseltriebwerke. Nahezu gleichzeitig sind gerade zwei Modelle dieses Busses in 1:43 erschienen, wir wollen hier das Modell vorstellen, das IXO für eine französische Sammelserie produziert hat. Von Minichamps gibt es eine längere Ausführung, die allerdings auch in einer ganz anderen Preisliga spielt.

Für die Vorbildinformationen haben wir uns professionelle Unterstützung von Rüdiger Schreiber geholt, seine Website modellbus.info behandelt sehr kompetent Omnibusmodelle und deren Vorbilder. Dort findet man auch noch ausführlichere Artikel über den O 302.

Einer für alle – dieses Motto beschreibt den Mercedes-Benz O 302 am besten. Stadtlinienbus, Überlandwagen, Reisebus – dieser Omnibus mit Stern ist ein echter Alleskönner. Er ist damit der letzte seiner Art, bevor die Spezialisierung der Omnibusse beginnt Während der Vorgänger mit vielen Rundungen und kleinen Fenstern optisch den fünfziger Jahren verhaftet ist und zum Ende seiner Karriere ein wenig aus der Mode kommt, so prägt den O 302 der klare automobile Bauhausstil der Sechziger. Zwar wölben sich Dach und Rücken, doch dies ändert wenig an der Grundform dieses Quaders mit steil stehender Stirn und üppiger Verglasung, mit schlanken Fenstersäulen, langen Seitenfenstern, großer Heckscheibe. Typischer Luxus der sechziger Jahre sind die Chromrahmen an allen Fenstereinfassungen. Den O 302 gibt es wahlweise mit planen Seitenscheiben oder gewölbten Fenstern. Sie reichen hinauf bis ins Dach und verwandeln den Bus in einen klassischen Aussichtswagen. Die hintere Tür wird der Seitenkontur in diesem Fall oben durch ein Füllfenster angepasst. Diese Panoramaverglasung ist vor allem für die Reisebusse gedacht, es gibt sie aber auf Wunsch auch für die Linienwagen, die durch Zielschildkästen gekennzeichnet sind.Vielfalt zählt zu den besonderen Merkmalen des drei Meter hohen Hochbodenwagens: vier Radstände ergeben Längen von 9,6 bis 11,9 Meter (die größte Variante wird 1967 nachgereicht). Ausstattungen und Bestuhlungen gibt es reichlich, die Spanne umfasst funktionelle Stadtbusse, vielseitige Überlandwagen und gehobene Reisewagen, Schlagtüren vorne und hinten für den Reisebus, Schlagtüren oder zweiflügelige Außenfalttüren für den Überlandwagen, doppeltbreite Drehschiebetüren für Stadtlinienbusse, auf Wunsch Außenschwingtüren – der O 302 schöpft alle Möglichkeiten aus. Zusammen mit dem O 302 halten 1965 Direkteinspritz-Dieselmotoren in den Omnibussen mit Stern Einzug, zwei Jahre nach den Lkw. Bis dahin hatte Mercedes-Benz auf die weicher laufenden Vorkammermotoren gesetzt, die jedoch mehr Kraftstoff benötigen. Zunächst muss serienmäßig der kompakte Reihensechszylinder OM 352 mit 5,7 Liter Hubraum und 130 PS in Verbindung mit einem Fünfganggetriebe genügen. Der große Zwölfreiher erhält den OM 327 mit acht Liter Hubraum und 150, bald 160 PS. Dieses stärkere Triebwerk steht auf Wunsch auch für die kleineren Ausgaben des O 302 zur Verfügung. Zusätzlich bietet Daimler-Benz noch den OM 360 mit 8,7 Liter Hubraum und 170 PS Leistung an. Die aus heutiger Sicht in der Grundausstattung knapp bemessene Motorleistung ist aus der Zeit vor vier Jahrzehnten zu betrachten. Der Mercedes-Benz O 302 erreichte Gesamtgewichte zwischen nur 11,6 und 16 Tonnen, auch waren die Omnibusse der damaligen Zeit nur auf eine Höchstgeschwindigkeit von rund 90 km/h ausgelegt. Der vielseitige Mercedes-Benz O 302 feiert zahlreiche Erfolge, auch als Fahrgestell: Bekannte Karossiers wie Ernst Auwärter, Drögmöller oder Vetter setzen schmucke Aufbauten auf den O 302. Das macht sich in den Stückzahlen bemerkbar: Daimler-Benz baut in elf Jahren mehr als 32 000 Fahrzeuge. Sie teilen sich auf in Fahrgestelle (etwas mehr als 50 Prozent der Fertigung) und Komplettbusse. Das bedeutet Weltrekord. Zwar erreicht der Nachfolger O 303 noch einmal höhere Gesamtstückzahlen, dies jedoch in längerer Zeit.

IXO nahm einen O 302 10 RÜh als Vorbild, also einen Bus mit maximal 10 Sitzreihen und hohen Fenstern in Reiseausführung. Das Originalfahrzeug ist heute noch in Esslingen mit dem Kennzeichen ES-O302 H zugelassen. Die recht typische Farbkombination ist qualitativ gut ausgeführt. Das in Bangla Desh gefertigte Modell verfügt über eine mit wenigen Details versehene Diecast-Bodenplatte und eine Karosserie aus Kunststoff mit extra eingesetzten Scheiben, die allerdings unten teils einen kleinen Spalt offenlassen. Zierleisten, Fenstergummis und Schriftzüge sind sauber aufgedruckt, wie auch der Schriftzug „Rundfahrten Pulay“. Reifen und Chromradkappen sind vorbildgerecht. Schön auch der Kühlergrill in schwarz/chrom und das Mercedes-Benz-Logo unter der Windschutzscheibe. Die sichtbaren Befestigungspunkte der Scheinwerfer sind wohl ebenso wie die etwas groben Scheibenwischer und Rückblickspiegel dem niedrigen Preis geschuldet, das gleiche kann man auch bei der recht einfachen Gestaltung des Innenraums annehmen. Die volle Sitzzahl wird nicht ausgenutzt, die Miniatur weist nur neun Sitzreihen auf. Der Maßstab 1:43 wird eingehalten, die Form sieht vorbildgerecht aus.

Mit IXOs Mercedes-Benz O 302 bekommt der Sammler ein attraktives Modell dieses typischen 60er Jahre Autobusses zum attraktiven Preis von lediglich 19,90 Euro in Frankreich, allerdings ist das Auslandsporto sehr hoch und das Modell oft nicht lieferbar. Deutsche Interessenten müssen etwas tiefer in die Tasche greifen, beim Modellbusmarkt verlangt man 45 Euro, dafür bekomt man das Modell zuverlässig und sicher defektfrei.

Das Minichamps-Modell lag uns leider bisher nicht vor, ist aber wie gesagt eine längere Version und mit 139,90 Euro viel teurer. Ob sich dafür viele Interessenten finden?

Unser Besprechungsmuster kommt vom Modellbusmarkt Oberammergau, vielen Dank dafür.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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