Donnerstag, 31. Dezember 2015
Zwei für den französischen Präsidenten: Citroen 15CV Franay und Chapron von Norev, 1:43
Nach sehr langer Wartezeit erfreut uns Norev mit zwei Modellen von Repräsentationsfahrzeugen für den französischen Präsidenten, die wir gerne vorstellen wollen.
Erstmals wurde 1954 eine Staatslimousine bei Citroen in Auftrag gegeben, vorher wurde der Elysée von den Marken Renault und Talbot beliefert. Der damalige Präsident Coty war von seinem eigenen 15CV so begeistert, dass er auch im Dienst dieser Marke vertraute. Bereits 1954 zeichnete der Designer Philippe Charbonneaux den Entwurf auf Basis eines Citroen 15CV Traction Avant. Realisiert wurde der Aufbau dann von Franay, aus ökonomischen Gründen bediente man sich einiger Bauteile aus anderen Autos, so stammten die Stoßstangen und die Windschutzscheibe vom Ford Comète, die Heckscheibe kam von Buick, die Rücklichter von Chevrolet und die Radkappen vom Ford Vendôme. Auffallend an der imposanten, modern wirkenden Limousine waren vor allem die Zierleisten an der Seite als gewisse Reminiszenz an klassische, freistehende Kotflügel. Hydropneumatische Federung an der Hinterachse sowie eine Zusatzheizung für den geräumigen Innenraum sorgten für Beförderungskomfort, Die 78 PS des 2,9-Liter-Sechszylinders hatten sicherlich kein leichtes Spiel mit der großen Limousine, aber für Paraden und Fahrten in Paris reichte es. Franay präsentierte das Auto voller Stolz auf dem Pariser Salon 1955, bevor es in den Staatsdienst übernommen wurde. Später wurde eine kleine Modifikation am Kühlergrill vorgenommen, das ursprünglich senkrecht stehende Oval mit dem Doppelwinkel wurde waagerecht eingesetzt.
Zwei Jahre später schaffte man als Ersatz für ein in die Jahre gekommenes Cabriolet von Talbot einen weiteren Traction Avant an. Der Aufbau kam diesmal von Chapron, einem bekannten Spezialisten für solche Projekte. Die Form nahm Anleihen aus den USA, blieb aber auf der schlichten Seite. Auffallend die tief ausgeschnittenen Fondtüren, dank derer die Insassen dem Volk zuwinken konnten, ohne aufstehen zu müssen. Zusätzlich konnte die hintere Sitzbank um zwölf Zentimeter angehoben werden und die Trennscheibe war mit einem robusten Bügel eingerahmt, an dem man sich festhalten konnte, wenn man stehen wollte. Elektrische Fensterheber und ein Autotelefon waren die neuesten Errungenschaften. Im Gegensatz zur Limousine trug das Cabriolet nur ganz kleine Citroen-Logos an Front und Heck.
Die beiden Tractions blieben noch ca. 17 Jahre im Fahrzeugbestand des Elysée, leider konnte ich nicht ermitteln, ob sie noch existieren, vielleicht kann ein Leser weiterhelfen? Mit dem DS Presidentielle und dem langen SM Cabriolet folgten noch weitere sehr spezielle Citroens in den Staatsdienst.
Die Norev-Modelle der beiden Citroens haben eine Kioskvergangenheit, bereits 2012 wurden sie in einer Serie von Autos von Staatschefs angeboten. Wie üblich sind die Fachhandelsmodelle etwas besser ausgestattet, zum Beispiel mit feineren Scheibenwischern. Formal sind beide Tractions optimal getroffen, die schwarzen Lackierungen sind hochglänzend, die Chromteile und die Zierleisten sind äusserst sauber gefertigt. Diese Chrombeschichtung hat sowieso große Vorteile, wer wie ich schon oft sich ablösende Fotoätzteile bei Modellen gesehen hat, schätzt diese Art der Reproduktion um so mehr. Räder und Reifen mit Weisswand sind passend, das Wappen des Präsidenten als Kühlerfigur war wirklich riesig. Die Innenausstattungen sind für die Preisklasse der Modelle gut nachgebildet, wie man überhaupt sagen muss, dass diese Citroens sehr viel fürs Geld bieten, leider haben wir uns an andere Größenordnungen gewöhnen müssen, da sind 38 Euro wirklich ein Wort! Gibt es überhaupt keine Kritik? Doch, aber nichts entscheidendes, die Scheinwerfer könnten etwas schöner sein, sie sind zwar gelb, aber die Befestigungsstifte sind sehr deutlich zu sehen und den Zusatzleuchten fehlt die Tiefe. Beim Cabrio sind die Citroen-Logos extrem empfindlich, bei unserem Fotomuster verabschiedeten sich durch eine kleine Berührung bereits die zwei Winkel am Kofferdeckel. Und die Zulassung der Limousine lautet auf einem mir vorliegenden Vorbildfoto 2-PR 75, aber vielleicht wurde sie später geändert.
Rundum herrscht also große Zufriedenheit, nachdem diese beiden eleganten Citroens früher nur als teure Handarbeitsmodelle von Ma Collection oder Heco für viel Geld zu kaufen waren, kann sie jetzt auch der kostenbewusstere Sammler in sehr guter Qualität in die Vitrine stellen. Wäre schön, wenn Norev noch weitere interessante Modelle aus der genannten Kioskserie für den Fachhandel fertigen würde.
Unsere Besprechungsmuster kommen von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel