Sonntag, 29. November 2015

Nur eine Sternschnuppe - Autobianchi Stellina Spider 1963 von AutoCult, 1:43

Die italienische Marke Autobianchi wurde bei uns hauptsächlich durch den sportlichen Mini A 112 bekannt, es gab aber schon vorher einige Eigenkonstruktionen auf Basis von Fiat-Produkten, wie eben die hier präsentierte Stellina, die wir dank AutoCult jetzt auch in der Vitrine parken können.

Der Mailänder Edoardo Bianchi war ein Autopionier, bereits 1899 stellte er seine erste Konstruktion vor. In den Zwanziger und Dreißiger Jahren gehörten vor allem sportlich-elegante Mittelklassewagen zum Programm, aber auch LKW und Militärfahrzeuge wurden gebaut. Nach dem Wiederaufbau der total zerstörten Fabrik beschränkte man sich auf Lieferwagen, Busse und LKWs, deren Produktion lief erst 1968 endgültig aus. Schon 1955 nahm man Pirelli und Fiat für eine Neugründung ins Boot, daraus entstand dann Autobianchi, 34% der Anteile bekamen die Turiner, Pirelli und Bianchi jeweils 33%. Erstes Produkt unter dem neuen Namen war ab 1957 die Bianchina, eine Art Luxusversion des kleinen Cinquecento. Ende der 50er Jahre gab Bianchi seine Anteile ab, 1967 folgte Pirelli dem Beispiel und so wurde Autobianchi eine 100%-Tochter der großen Fiat. Mit den frontgetriebenen Primula, A111 und A112 war man gewissermaßen eine Art erweitertes Versuchslabor für die Muttergesellschaft, die modern konzipierten Fiat 128 und 127 waren die Folge. Schrittweise wurde die Marke Autobianchi mit Lancia zusammengeführt, der kleine Y10, Nachfolger des A112, war 1992 das letzte Auto, das auf wenigen Märkten als Autobianchi verkauft wurde.

Nach der Bianchina, die mit über 320.000 gebauten Exemplaren aller Versionen durchaus ein Erfolg war, beschloss man, eine Klasse höher einzusteigen, und konstruierte 1963 ein kleines Cabrio auf Basis des Fiat 600 D. Der Designer lässt sich nicht sicher ermitteln, diverse Quellen nennen sowohl Fabio Rapi als auch Tom Tjaarda, der zu dieser Zeit auch für Ghia tätig war. Eine Besonderheit war das Material der Karosserie, die Stellina, wie das neue Produkt hieß, bekam einen Kunststoffaufbau, der auf einer Bodengruppe aus Blech befestigt war. Damit war der zierliche Spider das erste italienische Serienfahrzeug mit einer solchen Karosserie. Die Technik kam unverändert vom Fiat 600 D, 767 ccm und 32 SAE-PS waren auch bei 660 kg Gewicht keine Offenbarung, mehr als 115 km/h waren nicht drin. Die angebotenen Pastellfarben und (wahlweise) Weißwandreifen brachten der Stellina schnell den Ruf eines Damenautos ein. Rost war trotzdem ein Thema, der Unterbau hatte die damals typische Krankheit, schnell der Korrosion zum Opfer zu fallen. Vorbehalte gegenüber dem neuen Material, ein relativ hoher Preis und vor allem die Präsentation des 850 Spider des Mutterhauses, der alles besser konnte und kaum teurer war, machten der Stellina schon nach zwei Jahren und 502 gebauten Exemplaren den Garaus. So wurde aus dem Sternchen, wie Stellina auf deutsch heißt, doch nur eine sehr kurzlebige Sternschnuppe.

AutoCult hat sich in inzwischen gewohnter Weise des kleinen Spiders angenommen. Ein fein detailliertes Resinmodell steht vor uns, die (sehr) hellblaue Lackierung und die Verarbeitung sind perfekt. Sehr extravagant, dass man das seltene Hardtop nachgebildet hat, manchem Sammler wäre sicherlich ein offenes Auto mit Blick ins Interieur noch lieber gewesen, aber so bekommt die kleine Stellina eine besondere Note. Eine zufälligerweise genau im Maßstab 1:43 gehaltene Maßzeichnung im Originalprospekt aus meinem Archiv zeigt völlige Deckungsgleichheit mit der AutoCult-Reproduktion. Lediglich die vorbildgerecht schlichten Räder mit Chromradkappen sind wieder einmal auf der zu breiten Seite, im Original haben wir 5,20 x 12 auf 3 1/2-Zoll-Felgen. Ansonsten nur Freude: feine Scheinwerferabdeckungen, tolle Rückleuchten, außenliegende Haubenscharniere, hochwertige Chromteile, nichts fehlt. Der Außenspiegel entspricht Fotos eines restaurierten Exemplars (auch mit Hardtop), im Originalprospekt ist ein Talbot-Spiegel montiert. In Italien gab es sowieso bis Anfang der Siebziger keine Pflicht! Eine kleine kritische Anmerkung verdient sich das hintere Kennzeichen, das entspricht nicht ganz dem originalen Schriftbild, auch ist der Freiraum oben und unten nicht richtig. Aber das ist eine Kleinigkeit bei einem ansonsten tollen und sympathischen Modellauto.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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