Sonntag, 22. November 2015
Elegant und unterschätzt - Maserati Bora von Minichamps, 1:18
Den Nachfolger für ein sehr erfolgreiches Automobil zu kreieren, ist immer eine anspruchsvolle Aufgabe. Als Maserati nach dem Ende des Ghibli einen Nachfolger für das Hochleistungscoupé entwickelte, wurde die Aufgabe auch deshalb sehr anspruchsvoll, weil sich die Erwartungen an ein solches Auto stark verändert hatten. Frontmotorcoupés waren aus der Mode gekommen, jetzt mussten es Mittelmotorsportwagen sein, wie der äußerst erfolgreiche Lamborghini Miura und der in den USA stark nachgefragte De Tomaso Mangusta. Auch Ferrari hatte mit der Berlinetta Boxer ein Mittelmotorcoupé in Vorbereitung, da durfte Maserati nicht abseits stehen. Chefingenieur Giulio Alfieri wollte aber einen anderen Weg gehen, als die erwähnten Konkurrenten. Eín Miura war sicher eine faszinierende Fahrmaschine, aber durch und durch unpraktisch und somit nicht alltagstauglich. Maseratis Mittelmotorsportwagen sollte komfortabler werden, mehr Platz bieten und für den finanziell gut ausgestatteten Besitzer mehr sein, als nur ein attraktiver Boulevard-Cruiser für "sehen und gesehen werden". Für das Design vertraute man den Talenten von Giorgetto Giugiaro, dessen Ergebnis 1971 stolz auf dem Genfer Salon präsentiert wurde. Auf den Namen "Bora" getauft, war der neue Wagen tatsächlich anders als die Konkurrenz. Deutlich mehr Platz im Innenraum, hydraulisch verstellbare Pedale und ein für den bequemeren Einstieg verstellbares Lenkrad sowie als besonderes stilistisches Element ein Dach aus rostfreiem Edelstahl waren einige der interessanten Merkmale des Bora, in dessen Mitte der bekannte Maserati-V8 seinen Dienst tat. Erstmals hatte ein Straßen-Maserati Einzelradaufhängung und die Firmenübernahme durch Citroen bescherte den Italienern den Zugriff auf die Hydraulik-Bremsanlage der Franzosen.
Der Bora kam Ende 1971 auf den Markt, konnte aber nicht die erhofften Erfolge einfahren. Das Auto wurde in der Fachpresse weitgehend gelobt, doch verschärfte Abgasregeln, die steigenden Benzinpreise und die Ölkrise 1973 ließen den Absatz exotischer Sportwagen dramatisch einbrechen. Maserati geriet in massive Probleme und 1975 stieg Citroen wieder aus, was quasi das Ende des Unternehmens bedeutet hätte, wenn nicht die Belegschaft durch Druck auf die Regierung eine Rettung hätte erreichen können. Alejandro de Tomaso kaufte Maserati, die bekannte Modellpalette wurde zunächst weitergebaut und der Bora erhielt leichte technische Modifikationen. 1978 war Schluß, nach 564 gebauten Exemplaren stellte Maserati die Produktion ein, einen direkten Nachfolger gab es nicht.
Bis heute ist der Maserati Bora trotz seiner Qualitäten immer noch ein unterschätzter Sportwagen der 70er, auch in Modellform sind die zeitgenössischen Konkurrenten öfter vertreten, als der komfortable und stilsichere Sportler mit dem Dreizack. Jetzt hat Minichamps diese Lücke in 1:18 gefüllt - interessanterweise wird Top Marques in Kürze ebenfalls mit einem Bora nachziehen. Der Minichamps-Bora ist zunächst in einem eleganten Metallicblau erschienen, inzwischen hat man eine rote Variante nachgelegt. Die Form des aus Resine gefertigten Bora erscheint mir sehr gut getroffen, die Linie passt. Bei den Vorbildern war der Schweller unterhalb der Tür allerdings meist schwarz lackiert oder mit poliertem Metall versehen, bei der roten Variante hat man es auch entsprechend umgesetzt. Der Lack meines blauen Modelles ist perfekt aufgetragen und das silberne Dach wirkt tatsächlich ein wenig wie Edelstahl.
Wie bei den meisten Resinemodellen bleiben Türen und Hauben leider geschlossen, aber die sauber eingepassten Scheiben lassen gute Einblicke in das seinerzeit recht großzügige Interieur zu. Das Armaturenbrett trägt Decals für Instrumente und Schalter, das Lenkrad gefällt mit feinen Speichen. Außen finden wir feine "Giugiaro"-Signets und ebenso feine Gitter an Front und Heck. Die Leuchten sind schön, die Endrohre gelungen, die Felgen treffen das Erscheinungsbild samt Edelstahl-Radkappe sehr gut. Was mir besonders gefällt, sind die aufgedruckten Chromrahmen an den Scheiben, die gegenüber den üblichen silbernen Rahmen deutlich realistischer wirken. Die Verarbeitung meines Musters gab keinen Anlaß zur Klage und ich freue mich auf weitere Maserati in dieser Qualität aus dem Hause Minichamps!
Wir danken unserem Fachhandelspartner www.colognemodelcars.eu für unser Fotomuster!
Text und Fotos: Georg Hämel