
Samstag, 28. November 2015
Verpasste Gelegenheit - Lamborghini Huracán von Kyosho Ousia, 1:18
Sammler des Maßstabes 1:18, die sich gerne Lamborghinis Huracán in die Sammlung stellen wollten, hatten lange Zeit nur die Wahl zwischen zwei Extremen. Entweder sie entschieden sich für den hochdetaillierten Huracán von MR Collection aus Resine für +300 EUR oder für Bburagos leider recht simples Modell für unter 40 EUR. Dazwischen gab es lange Zeit nichts - außer Ankündigungen. Nun hat Welly seine Verkleinerung für unter 50 EUR auf den Markt gebracht und quasi zeitgleich erschien der Huracán auch in Kyoshos neuer Ousia-Linie. Kyosho ist eine Marke mit einem großen Namen in 1:18, in der Vergangenheit waren die Japaner immer für schön gestaltete Modelle bekannt. Auch das erste Modell aus der Ousia-Serie, der wilde Lamborghini Veneno, konnte durchaus gefallen. Diese neue Serie bietet Diecast-Modelle ohne öffnende Teile mit sehr guter Außendetaillierung für erträgliche Preise und somit waren die Erwartungen an das neueste Modell nicht gering - es bestand die nicht geringe Hoffnung, dass hier der bislang beste Huracán im Preissegment unter 100 EUR erscheint. Leider haben sich diese Erwartungen nicht ganz erfüllt.
Dabei macht das Modell auf den ersten Blick alles richtig. Die Form des Huracán, die nach den ganzen ermüdenden "Stealth Fighter"-Designs der Italiener ja geradezu elegant wirkt, sitzt wie angegossen. Die Linien und Gravuren sind sauber, alle Passungen können überzeugen. Das Modell hat keine beweglichen Teile (abgesehen von den Rädern), somit kann der schwarze Innenraum nur durch die kleinen Seitenscheiben inspiziert werden. Der Eindruck hier ist durchaus gut, die Mittelkonsole ist aufwändig bedruckt und die Instrumente werden gut durch Decals wiedergegeben. Die Sitze sind gut konturiert und das war es dann auch an klar sichtbaren Details. Deutlich ernüchternder ist da das Bild unter der Motorhaube. Kyosho setzt hier auf die optionale Haube mit Sichtfenster auf den Motor, es hätte vorbildgerecht eine Alternative ohne Blick auf den V10 gegeben. Diese hätte den großen Vorteil gehabt, dass man auf die sehr rudimentäre Motornachbildung hätte verzichen können, die wenig ansprechend wirkt. Simpler gravierter schwarzer Kunststoff, ein paar Aufdrucke für Schriftzüge und Zierstreifen, das war es dann auch. Klar, auch beim Vorbild gibt es nicht sehr viel zu sehen, aber zumindestens etwas mehr Tiefe und damit auch mehr Realismus hätten dem Modell hier gut getan.
Die Felgen sind gelungen, die Leuchten vorne ebenfalls. Hinten sind die Rückleuchten für meinen Geschmack ein wenig zu dunkel, aber auch beim Vorbild sind sie nicht sehr auffällig. Schön sind die einzeln eingesetzten Positionsleuchten an der Seite. Die Endrohre sind sehr schön und wirken ausgesprochen realistisch. Dies gilt leider für alle Luftein- und -auslässe nicht, hier gibt es nur gravierten (und sehr undeutlich gravierten) schwarzen Kunststoff. Bei einem angepeilten Verkaufspreis von knapp 90 EUR sollten an der Stelle schon durchbrochene Gitter machbar sein, so kann sich das Kyosho-Modell hier nicht wirklich von seinen preisgünstigeren Mitbewerbern absetzen. Dass man den Lufteinlass hinter den Seitenscheiben noch nicht einmal schwarz absetzt, ist da nur ein weiterer ärgerlicher Faux-Pas, denn auch die Verarbeitung lässt Wünsche offen. Das Lackfinish an meinem Modell ist recht rauh (hat man das Polieren vergessen?) und an allen Kanten und Gravuren scheint die Grundierung unter dem gelben Lack durch, was wenig hochwertig wirkt.
Kyoshos Huracán ist beileibe kein schlechtes Modell und insgesamt würde ich ihn in der Tat als das momentan beste Modell dieses Typs in der Preisklasse unter 100 EUR bezeichnen. Doch manches primitive Detail und die insgesamt etwas leidenschaftslose Machart des Modelles trüben die Freude deutlich. Ich hoffe, dass Kyosho für die nächsten Ousia-Modelle hier mit besseren Gittern und sorgfältigerer Verabeitung für Verbesserung sorgt, denn die Serie an sich halte ich nach wie vor für einen sinnvollen Schritt zur Eindämmung der ewig steigenden Preise. Doch auch da muss die Qualität stimmen, sonst machen die Sammler nicht mehr mit.
Text und Fotos: Georg Hämel