
Sonntag, 1. November 2015
Brüder: Bentley Turbo R (GT Spirit) und Rolls Royce Silver Spirit (BoS), 1:18
Bekanntermaßen war W.O. Bentley als Autohersteller trotz der legendären Rennerfolge nicht lange unabhängig und hatte unter der Regie von Rolls Royce kaum eigenständige Modelle. So war der jeweilige Bentley meist nichts anderes als ein Rolls Royce mit anderem Kühlergrill und weniger Chrom. Das wird bei den vorliegenden Modellen offensichtlich: Der Bentley Mulsanne gleicht dem Rolls Royce Silver Spirit wie ein Zwilling und wurde sogar eingangs lediglich im Anhang des Silver Spirit Katalogs beworben, bis aus der Mulsanne- Limousine der Mulsanne Turbo und schließlich der hier vorgestellte Turbo R wurde, der somit der Vorgänger des heutigen Mulsanne Speed und des Arnage T ist. Die Schwestermodelle von damals sind dieses Jahr von 2 unterschiedlichen Herstellern als versiegelte Resinmodelle erschienen, so dass sich ein Vergleich aufdrängt.
Kurz gesagt überzeugt der Bentley von außen besser, während der Rolls mit der Innenausstattung die Nase vorne hat.
Die Lackierung ist bei beiden makellos. Zwar könnte man bei direkter Lichteinstrahlung das Grünmetallic des Bentley wenig schmeichelhaft als Schmeißfliegengrün bezeichnen, es wirkt aber bei normalem Licht durchaus sportlich und gefällt mir persönlich besser als die Farbmischung des Rolls. Da wäre es besser gewesen, es einfarbig beim 80er -Jahre-Goldbeige zu belassen. Der berühmte Rolls-Royce Kühlergrill nebst Spirit of Ecstasy kann durchaus mit Kyosho-Modellen mithalten, verchromtes Plastik wirkt aber auch hier weniger wertig als der Bentley-Grill. Auch die Beleuchtung des Silver Spirit ist der des Bentley unterlegen. Zwar besitzen die Frontscheinwerfer unter der Verglasung die gleiche Tiefe, aber wirken wegen des vielen Chrom flacher, während die schwarze Scheinwerfereinfassung des Bentley die Tiefe besser betont. Viel zu blass, bei erneut gleicher Tiefe und Nachbildung von Leuchtbirnchen, wirkt die farbige Verglasung des Rolls Royce bei Blinkern und Rücklichtern, deren zu helles Rot an ein Fruchtgummi erinnert, während der Bentley mit satten Farben aufwartet. Auch die Räder wirken beim Bentley einen Hauch echter. Einzig die Türgriffe gefallen mir beim Rolls Royce besser.
Im Innenraum verhält es sich genau umgekehrt: Überzeugender ist die großflächige Holznachbildung im Silver Spirit und auch die Bedienelemente in der Mittelkonsole sowie die Luftauslässe im Armaturenbrett wirken beim Bentley flacher. Die Chrom-Verriegelungsknöpfe auf dem Fenstersims der Türen wirken beim Bentley zu klobig. Beim Bentley sind allerdings die Sitzwangen der Sitze ausgeprägter, was zu seinem sportlichen Anspruch passt, und GT Spirit hat seinem Modell im Gegensatz zu Best Of Show Gurte spendiert.
Ob dieser Vergleich Kaufentscheidungen beeinflusst, lasse ich einmal dahingestellt. Wer Modelle nur einer der beiden Marken sammelt, wird zur Vervollständigung der Modellpalette das jeweilige Modell ohnehin kaufen. Schlecht bedient ist man mit keinem der Modelle, vor allem, wenn man bedenkt, dass man bei Minichamps mehr als das doppelte für einen Resin-Bentley bezahlt.
Text&Fotos: Karsten Weiß