Donnerstag, 29. Oktober 2015

Revolutionäres Design - Lancia Aurelia B 56S Florida Pininfarina 1955 von Matrix Scale Models, 1:43

Über die Lancia Aurelia, die erste Nachkriegskonstruktion des berühmten Turiner Herstellers, haben auch wir schon einiges geschrieben. Mit einem extrem kompakten V6-Triebwerk, Transaxlebauweise und anderen technischen Feinheiten war die Aurelia ein würdiger Vertreter ihrer Marke und natürlich auch eine begehrte Basis für Sonderaufbauten aller großen Carrozzieri. Man machte es ihnen insofern leicht, als es neben den Serienfahrzeugen auch ab Werk Fahrgestelle für die Maßschneider gab, Allerdings nahm die Nachfrage stetig ab, so dass Mitte der 50er Jahre nur noch wenige Chassis entstanden. Diese hatten die Typenbezeichnung B55 und B56, ein nachfolgendes S kennzeichnete die Linkslenker, die damals bei Lancia noch eher die Ausnahme waren. Pininfarina setzte dann mit einem als Florida bezeichneten Coupé einen Paukenschlag, der die Form von Limousinen und Coupés über Jahre beeinflussen sollte. Ziemlich flach und langgestreckt, mit glatten Flanken, Panoramascheibe und grazilem Dachaufbau gelang sicherlich eine zeitlose Schönheit. Dem Coupé folgten dann drei viertürige Limousinen ohne Mittelpfosten, eine davon auf Basis des B56S, also mit Linkslenkung. Der später präsentierte Florida II nahm bereits das Design des Flaminia 3B Coupé vorweg.

Das Vorbild unseres Modells war also der einzige Linkslenker, den der damalige Lancia-Repräsentant für die USA, Kjell Qvale direkt von Pininfarina abkaufte. Qvale war übrigens viele Jahre später auch derjenige, der aus De Tomasos letzter Eigenkonstruktion Biguà den Qvale Mangusta machte, der bis 2002 in 292 Exemplaren entstand. Letztlich wurde daraus der MG XPower SV und SVR, aber das ist eine ganz andere Geschichte . . .

Der Florida wurde dann 1993 von Jules M. Heumann, dem Präsidenten des Concours d'Elegance von Pebble Beach erworben, inzwischen gehört er zur Kollektion des italienischen Architekten und Sammlers Corrado Lopresto, der mit diesem Auto unter anderem 2010 den 1. Preis beim Concorso d'Eleganza Villa d'Este errang.

Matrix Scale Models hat nun dieser Design-Ikone ein Modell im gewohnten Stil gewidmet. Man geizt nicht mit Fotoätzteilen, Chrom und vielen Details, die Lackierung ist makellos, die durch die offenen Seitenfenster gut sichtbare Innenausstattung detailliert ausgeführt. Betrachtet man nur die Seitenlinie, ist das Modell sehr gelungen. Aber leider gibt es auch Anlass zur Kritik. Die Fahrzeugbreite ist um 4 mm zu üppig ausgefallen, damit leiden die Proportionen, dazu kommen, wie so oft, zu breite Räder. Und mit der Fertigungsqualität stößt Matrix auch an Grenzen: Von drei besichtigten Modellen war keines einwandfrei, vor allem die Montage der Scheibenrahmen zeigen Mängel, wie bei unserem Fotomuster rechts unten an der Frontscheibe und rechts hinten an der Zierleiste an der C-Säule deutlich zu sehen ist. Eigentlich schade um ein imposantes Modell eines prächtigen Vorbilds. Die Frage sei erlaubt, ob man bei Modellen in dieser Preisklasse nicht mehr Sorgfalt bei Recherche, Montage und Endkontrolle erwarten könnte. Vielleicht wäre Matrix gut beraten, die Schlagzahl etwas zurückzunehmen und dafür besser auf Qualität zu achten.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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