Sonntag, 11. Oktober 2015

Sieben Menschen auf kleinstem Raum - Fiat 900 T Bus 1976 von Norev, 1:43

Bereits 1956 machte Fiat mit dem Urahnen der heutigen Minivans Furore: Der Multipla auf Basis des Fiat 600 brachte auf 3,53 m Länge 6 Personen unter. Möglich wurde dies durch den Heckmotor und eine Frontlenkerkarosserie, bei der die vordere Sitzreihe auf bzw. vor der Vorderachse angeordnet war. Im Heimatland war der Multipla durchaus erfolgreich, ein Großteil der Bevölkerung war auf kleine, sparsame Autos mit Platz für große Familien angewiesen. Aber auch viele Gewerbetreibende bauten auf den Multipla, den es auch mit allen möglichen Sonderkarosserien als Lieferwagen, mit Hochdach, oder sogar als Leiterwagen gab. Aber bleiben wir bei den Minivans: Der echte Nachfolger stand 1964 als Prototyp auf dem turiner Salon. Mit der Technik des gerade erschienenen 850, einer kantigeren Karosserie mit Doppelscheinwerfern und Rundumverglasung war der Fiat 850 Familiare ein kleiner Siebensitzer, der mit 40 SAE-PS auch etwas munterer war. Die Länge war auf 3,80 m gewachsen. Bis 1976 verkaufte man den kleinen Bus vor allem auf dem Heimatmarkt, in Deutschland war er nie im offiziellen Verkaufsprogramm. Ganz anders die Lieferwagenversionen 600 T und 850 T, die eine kleinere und preiswertere Alternative zum weitverbreiteten VW-Bus darstellten. 1976 wurde dann das Programm gestrafft, es gab nur noch den 900 T mit dem Triebwerk des Fiat 127. Wieder in Turin präsentiert, umfasste das Angebot verschiedene Versionen, darunter Kastenwagen, Hochdachkasten, und eben den Siebensitzer, der die Rundumverglasung des Familiare übernahm, aber nicht mehr dessen Optik mit Doppelscheinwerfern und diversem Chrom. Der 900 T war sehr nüchtern ausgestattet und nach heutigen Maßstäben vor allem vom Fahrkomfort und der Insassensicherheit untragbar. Zwischen Frontblech und Beifahrerknien war noch das Ersatzrad montiert! Aber sein praktischer Nutzwert führte zum Erfolg, bis 1980 konnten über eine halbe Million 900 T aller Varianten produziert werden. In diesem Jahr kam dann der 900 E, der letzte Vertreter dieser kleinen Heckmotorvans, mit etwas moderneren Stoßstangen und Rücklichtern, seitlichen Stoßleisten, mattschwarzen Anbauteilen, besseren Bremsen und endlich dem Reserverad unter dem Fahrzeugboden. Sogar Wohnmobile gab es auf Basis des Kleinen, unter anderem von den Karosseriewerken Weinsberg. 1985 war dann endgültig Schluss. Der Name Multipla tauchte dann 1998 wieder auf, Mit diesem Sechssitzer bewies Fiat den Mut zur absoluten Häßlichkeit, aber auch viel Innovationsgeist.

Kennern der italienischen Kioskserien dürfte Norevs Fiat 900 T bekannt vorkommen, allerdings ist dieses Modell eher schwer zu finden. Auf italienischen Börsen verlangt man dafür gerne 40 Euro und mehr. Umso besser, das Norev die vorhandene Form für ein Fachhandelsmodell nutzt. Wie meistens bei den Franzosen ist die Form des 900 T sehr gut getroffen, die Details stimmen, der kräftig blaue Lack passt zum hellgrauen Interieur. Die Räder sind in Format und Gestaltung vorbildgerecht, auch die Bodenfreiheit stimmt, was bei Norev leider nicht selbstverständlich ist. Die Fensterrahmen sind natürlich nur bedruckt, was ich nicht als Nachteil ansehe, wenn es so sauber gemacht ist wie bei unserem Fotomuster, das auch durch die schwarz ausgelegten Lüftungsschlitze sowie die Schriftzüge und die Innendetails angenehm auffällt. Einzige Kritikpunkte sind die etwas groben Scheibenwischer und die deutlichen Befestigungspunkte der Scheinwerfer, aber das sind Kleinigkeiten bei einem ansonsten wirklich schönen Modell zum günstigen Preis von ca. 35 Euro.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung!

Fotos und Text: Rudi Seidel

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