Sonntag, 4. Oktober 2015

Prächtiges Stück: MAN 635 L1F Porsche-Renntransporter von Schuco Pro-R, 1:43

Mit dem MAN 635 hat Schuco einen typischen Renntransporter der frühen 60er Jahre reproduziert, sozusagen das deutsche Pendant zu den Bartoletti-Fiats von Ferrari und Maserati. Wir befassen uns mit der Geschichte und dem Modell.

In den Fünfzigern beförderte die Rennabteilung der Zuffenhausener ihre Einsatzfahrzeuge meist auf einem Mercedes-Haubenlaster, unter einer höheren Plane war ein Gestell eingebaut, auf dem zwei Autos übereinander Platz fanden. Zusätzlich gab es noch einen Opel Blitz Kastenwagen für Teile und Werkzeug. 1960 dann wurde ein eigener Transporter aufgebaut. Als Basis diente ein Chassis von MAN, der gerade neu auf den Markt gekommene 635 L1F, der mit einem 7-Liter-Sechzylinder-Dieselmotor mit 135 PS bestückt war. Die Kabine war baugleich mit dem kleineren 415, daher vielleicht auch die unterschiedlichen Typbezeichnungen in der Literatur. Der 415 hatte nur 5,2 Liter Hubraum, 100 PS und 4,5 Tonnen Nutzlast, während der 635 es auf 5 Tonnen brachte. Das Führerhaus wurde verlängert, um Platz für eine zusätzliche Sitzbank zu schaffen, der vordere Teil der Pritsche wurde durch einen großen Metallkasten mit Türen auf der rechten Seite ersetzt und auf die Pritsche wurde eine Rahmenkonstruktion mit Rampen und Geländern aufgebaut, diese bildete die obere Etage für zwei Autos. Wer den Aufbau konstruierte, ließ sich nicht ermitteln, durchaus möglich, dass man keine Unterstützung von außen holte. Mit dem MAN bereiste man ganz Europa, in der Literatur finden sich auch Fotos von der Targa Florio auf Sizilien, am Gaisberg oder am Mont Ventoux in Südfrankreich. Später wurde der Fuhrpark noch durch einen Opel Blitz Sattelschlepper sowie einen Auwärter Neoplan Bus als Werkstattwagen ergänzt (der ist auch von Schuco angekündigt!). Der Sammler hat extrem viele Möglichkeiten, den MAN vorbildgerecht zu beladen. Nachdem er von 1960 bis zum Ende des Jahrzents genutzt wurde, passen vom Abarth Carrera über die späteren 718er, den Dreikantschaber, die Formel 2, aber auch noch 904, Carrera 6, Bergspyder bis zum 910 und 907 auf die Ladefläche. Ab 1967 kamen dann die Mercedes-„Möbelwagen“, die auch den breiter werdenden Boliden Platz boten. Übrigens wurde der LKW 1970 noch umgebaut, um auch die breiteren und längeren 917 aufladen zu können. Die obere Ladefläche wurde weiter nach vorne gezogen und die seitlichen Ladebordwände wurden entfernt. In dieser Form wurde der MAN wohl von Porsche Salzburg mit österreichischer Zulassung eingesetzt.Mit dem MAN-Transporter lässt sich jedenfalls in der Vitrine ein wichtiges Stück Porsche-Rennsportgeschichte nachstellen.

Dementsprechend groß war die Freude, als Schuco den Prototypen dieses LKWs auf der Spielwarenmesse präsentierte, schön auch, dass die Realisierung nicht zu lange auf sich warten ließ. Etwas Irritation löste eine Preiserhöhung von rund 30 % bei Erscheinen aus, waren doch schon die ursprünglich geforderten rund 180 Euro kein Pappenstiel. Gut, die Erstauslieferung ist noch zum alten Preis über den Ladentisch gegangen, während spätentschlossene Sammler wohl den neuen Preis akzeptieren müssen. Mal sehen, wie der Fachhandel das hinbekommt . . .

Was bekommt man für sein Geld? Auf jeden Fall ein imposantes Modell, das meist bis ins Detail den Vorbildfotos entspricht. Vor allem das Führerhaus mit vielen kleinen Anbauteilen, geätzten Fensterrahmen und feinen Außenspiegeln ist perfekt, die Proportionen stimmen, das Fahrwerk ist eher einfach reproduziert, Reifen und Räder passen, Rücklichter und Rückfahrscheinwerfer sind ebenfalls in Ordnung. Der Aufbau ist optisch in Ordnung, lediglich die in der Luft hängenden schrägen Streben im hinteren Bereich stören die Optik. Gut, dass die filigranen Geländer flexibel sind, das mindert die Bruchgefahr fast auf 0. Die Lackierung passt, allerdings gibt es kleine Ungenauigkeiten bei der Türbeschriftung (sollte KG heißen, Porsche wurde erst später eine AG) und dem etwas zu großen Porsche-Schriftzug. Auch die Gewichtsangaben kamen erst später, aber dann dreimal pro Seite und nicht nur am Führerhaus. Fans von Funktionen am Modellauto werden enttäuscht sein, beim MAN ist nicht einmal die hintere Ladeklappe beweglich, sondern nur als Ansteckteil beigelegt. Das ist notwendig, da es sonst unmöglich wäre, ein Rennauto einzuparken, schlecht, dass die Klappe aber (zumindest bei unserem Fotomuster) nicht einrastet. Bewegliche Rampen oder zusätzliche Bleche zum realistischen Aufladen fehlen völlig. Ehrlicherweise möchte ich allerdings aus eigener Erfahrung auch bemerken, dass diese Funktionen meist höchstens einmal ausprobiert werden, bevor das Modell, bevorzugt beladen, den Weg in die Vitrine findet. Und ein realistisch aussehendes Modell ohne Funktionen ist sicherlich die bessere Lösung als ein nicht originalgetreues mit Spielfunktion.

Auch wenn es keine kleine Investition bedeutet, sollte der MAN von Schuco in keiner Porsche-Sammlung fehlen, und eine Kollektion von Rennsportwagen aus den 60ern bekommt mit ihm auch einen hübschen Blickfang. Weihnachten ist ja auch nicht mehr fern!

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung!

Fotos und Text: Rudi Seidel, vielen Dank an Rhett vom Forum 1zu43.net für einige zusätzliche Beobachtungen!

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