Sonntag, 20. September 2015

Straßenkreuzer in Le Mans - Cadillac Coupé de Ville Cunningham 1950 von Spark, 1:43

Briggs Swift Cunningham, geboren am 19. 01. 1907, war ein amerikanischer Unternehmer mit schottischen Wurzeln. Seine Leidenschaft war der Sport, Leichtathletik, Segeln (1958 gewann er den America's Cup), aber vor allem der Motorsport faszinierten ihn. Bereits in den Dreißiger Jahren fuhr er mit seinen Collegefreunden Miles and Sam Collier Rennen, 1940 verwirklichte er seine erste Eigenkreation, den Bumerc, ein Mercedes-SSK-Chassis mit Buick-Motor. 1949 kaufte er bei Luigi Chinetti den ersten nach Amerika exportierten Ferrari Rennsportwagen, einen 166, Chinetti seinerseits gewann ja 1949 mit einem Ferrari 166 bei den 24 Stunden von Le Mans und schaffte es, für Cunningham eine Einladung für das nächste Jahr zu organisieren. Das erste Projekt, Ford Coupés mit Cadillac-Triebwerken wurde vom Veranstalter nicht zugelassen, deshalb meldete man letztlich zwei Cadillacs. Einer war das hinlänglich bekannte "Le Monstre" mit einer ziemlich unförmigen Stromlinien-Roadster-Karosserie, der andere behielt seinen Serienaufbau, man verzichtete auf einige Chromteile, installierte eine Doppelvergaseranlage, ein manuelles Dreiganggetriebe, einen größeren Tank, Servobremsen von Bendix, Dämpfer von Delco sowie eine modifizierte Lenkung und lackierte den Straßenkreuzer in den amerikanischen Rennfarben weiß und dunkelblau. Auch das Coupé bekam einen Spitznamen, nämlich "Petit Pataud", was soviel wie kleiner Tollpatsch heißt. Briggs Cunningham fand diese Bezeichnungen so lustig, dass er sie von einem Schildermaler unter die auf den Motorhauben platzierten US-Flaggen schreiben ließ. Im Gegensatz zu Le Monstre hatte das Coupé ein ereignisfreies Training und Rennen, die Brüder Sam und Miles Colier kamen als 10. und Zweite ihrer Klasse ins Ziel. Le Monstre hatte bereits vor dem Rennen einen Unfall, wurde dann in der zweiten Runde vom Chef persönlich in die berühmte Sandbank von Mulsanne gesetzt, was 20 Minuten kostete, später folgte noch ein leichter Crash mit einem Ferrari, letztlich wurde man als 11. abgewunken. Danach war für das Team noch Sightseeing in Paris und ein Besuch des Grand Prix von Frankreich angesagt, zuhause begann man dann mit der Vorbereitung für das nächste Jahr. Briggs Cunningham hatte Blut geleckt, war sich aber klar, dass man nur mit einem echten Rennsportwagen zum Erfolg kommen würde. Ein Sieg gelang auch in den Folgejahren nicht, aber vierte und dritte Plätze in den Jahren 1952 bis 1954 waren mit den Eigenkonstruktionen doch sehr beachtlich. Später blieb Cunningham unter anderem mit Einsätzen von Jaguar-, Maserati- oder Corvette-Fahrzeugen im Geschäft, sein letztes Rennen als Fahrer und Bewerber waren die 12 h von Sebring 1966 auf einem Porsche 904 GTS, von Le Mans hatte er sich bereits 1963 verabschiedet. von drei Lightweight-Jaguar-E-Types kam einer ins Ziel, zusammen mit Bob Grossman schaffte Briggs Rang 9. Sam Collier, einer der Piloten des Coupés, starb tragischerweise im gleichen Jahr bei einem Unfall mit Cunninghams Ferrari, woraufhin Briggs dieses Auto nicht mehr sehen wollte.

„Nebenbei“ baute Cunningham eine der berühmtesten Sammlungen hochwertiger Autos auf, die 1986 in der Collier Automotive Collection aufging. Dieses seit einiger Zeit wieder der Öffentlichkeit zugängliche Museum beinhaltet eine Vielzahl von Rennsportwagen aus allen Epochen. Und 1958 holte Amerika unter seiner Führung wie gesagt den America's Cup, die berühmteste Trophäe im Segelsport. Am 2. Juli 2003 endete Briggs Cunninghams langes und sicherlich erfülltes Leben.

Schön, dass man bei Spark auch solche Le Mans-Teilnehmer berücksichtigt. Bisher gab es den Cadillac nur als seltenen Kit von AMR und als früheren Diecast von Vitesse, allerdings auf dem falschen Grundmodell mit zu langem Radstand basierend. Die Grundform bei Spark ist hervorragend getroffen, der noch genügend vorhandene Chromschmuck von hoher Qualität und die Le-Mans-spezifischen Anbauteile genau nachgebildet. Lederriemen zu Haubensicherung, Zusatzscheinwerfer, Tankverschluss, Antennen und vor allem die etwas archaische Startnummernbeleuchtung, alles ist an seinem Platz. Von den Decals kann man das leider nicht sagen, sowohl die Startnummer auf der Motorhaube als auch die Flaggen und die Nummern auf den Türen sind im Vergleich zu Vorbildfotos etwas zu weit nach hinten gerutscht. Der Innenraum ist komplett ausgestattet und schwarz, lediglich die Chromhebel an den Türverkleidungen und das helle Lenkrad mit Hupring setzen Akzente. Schwer vorstellbar, dass man auf so einer Straßenkreuzersitzbank ein 24-Stunden-Rennen fuhr. Die schwarz lackierten Stahlfelgen sind vorbildgerecht, auch die Spurweite sieht realistisch aus, damals standen die Räder noch nicht so satt im Radkasten, wie wir es heute gewohnt sind. Am Unterboden sind die wichtigsten Details im Relief nachempfunden, die beiden vor den Hinterrädern mündenden Auspuffrohre extra angesetzt. Bei unserem Fotomuster zeigte die Kühlerfigur etwas keck nach oben, was sich aber leicht beheben ließ. Ansonsten ist die Fertigungs- und Lackierungsqualität auf hohem Niveau, schade, dass die besagten Mängel bei der Platzierung der Decals die Freude an einem ansonsten perfekten Modell etwas mindern.

Für unser Fotomuster danken wir unserem Fachhandelspartner Supercars.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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