Freitag, 28. August 2015

Italienischer Zwerg mit österreichischem Herzen - Intermeccanica Imp von AutoCult, 1:43

Mit dem kleinen, roten Flitzer aus Italien hatten wir das erste Modell der neuen Marke AutoCult vor der Kamera, wie gewohnt haben wir die Geschichte des Autos betrachtet und uns den Imp genau angeschaut.

Die Firma Intermeccanica wurde von Frank Reisner (geb. 1932) gegründet, einem gebürtigen Ungarn, der 1950 nach Kanada auswanderte und 1958 mit seiner Frau Paula eine Europareise unternahm, die sich zu einem 18-jährigen Italienaufenthalt entwickelte. Das Ehepaar war schon immer sehr autobegeistert, und so baute man eine Firma für Tuningteile auf, die diese Umbaukits usw. vor allem erfolgreich in die USA versandte. Man wollte aber ganze Autos bauen, der erste Anlauf war ein Monoposto für die damals populäre Formel Junior. Mit einem auf 1200 ccm verkleinerten Peugeot-Vierzylinder und einer handgefertigten Aluminiumkarosserie blieb der Intermeccanica Formel Junior ein Einzelstück, obwohl sogar 1960 ein Prospekt gedruckt wurde.

Das nächste Projekt entstand auch eher zufällig. Die Reisners suchten Ersatz für ihren privaten Fiat 500 und entdeckten, dass in Österreich bei Steyr-Daimler-Puch eine interessante Lizenzproduktion gefertigt wurde, mit der im Prinzip gleichen Karosserie, aber mit einem viel ausbaufähigeren Zweizylinder-Boxermotor, einer besseren Hinterachsaufhängung und einem festen Dach. Auf Basis dieses Puch sollte ein Coupé entstehen, ähnlich den kleinen Fiat Abarth, die in der kleinen Hubraumklasse das Maß der Dinge waren. Als Partner fand sich ein weiterer Ungar namens Johann Puch, ein Neffe eines der Chefs. Leider kam kein Übereinkommen mit dem Hersteller in Graz zustande, so wurde der Prototyp auf einem von Privat erworbenen Puch aufgebaut. Frank Reisner skizzierte die gewünschte Form und der Puch wurde dann bei den Fratelli Corna, einer kleinen Carrozzeria in Turin, von Hand mit Aluminiumblechen auf einem feinen Rohrrahmen neu eingekleidet. Andere Handwerker aus der Nähe sorgten für den Lack und die Innenausstattung, während Frank Reisner sich um das Motortuning kümmerte. Im Januar 1961 war der erste Imp fertig, Die erste Testfahrt war vielversprechend, lediglich das Triebwerk machte Schwierigkeiten. Genauso geschah es bei der Fahrt nach Graz, um die Verantwortlichen bei Steyr-Daimler-Puch zu überzeugen. Aber ein über Nacht eingebautes neues Triebwerk löste das Problem, noch dazu war es die größere 700-ccm-Maschine. Damit war der Imp 700 GT geboren. Einige Händler platzierten Festbestellungen und mit diesen konnte Reisner bei seiner Bank Geld loseisen, um bei Puch die benötigten Chassis zu kaufen. Endlich ging Franks Traum in Erfüllung, er war Autohersteller! Innerhalb von 18 Monaten entstanden 21 Imps, zwei davon als "Lightweights". Diese beiden machten Intermeccanica einerseits berühmt, andererseits verursachten sie den Produktionsstopp. Das ging so: Die beiden Renn-Imps traten im September 1961 mit getunten 500-ccm-Triebwerken beim 2,5-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring an, einer verunfallte, der andere gewann seine Klasse. Dieser Erfolg rief Carlo Abarth auf den Plan, der Konkurrenz, die gewissermaßen aus dem eigenen Hause kam, nicht haben wollte. Sein Einfluss bei Fiat war so groß, dass er erreichte, dass die große Mutter Fiat den Österreichern eine Lieferung von Komponenten an Intermeccanica untersagen konnte. Das war das schnelle Ende des kleinen Imp. Die Reisners waren allerdings gedanklich schon weiter, bereits im gleichen Jahr startete das Projekt Apollo, ein echter GT mit Buick-V8 von 3,5 Litern Hubraum. Daraus entstanden dann weitere, mehr oder weniger erfolgreiche Projekte mit manchmal dubiosen Geldgebern, In Deutschland dürften vor allem der Italia und der mit Opel-Diplomat-Technik konstruierte Indra bekannt sein, die damals von Erich Bitter vermarktet wurden und aufgrund ihrer eher flauen Qualität zur Eigenentwicklung Bitter CD führten. Aber das sind schon wieder ganz andere Geschichten im spannenden Leben des Frank Reisner. 1975 endete der Italienaufenthalt, man zog nach Kalifornien und baute dort hochwertige Replicas des Porsche 356 Speedster. 1982 verlegte man den Firmensitz nach Kanada, so schloss sich gewissermaßen der Kreis. In den Neunzigern hatte Sohn Henry immer mehr die Führung des Betriebs übernommen, Franks letztes Projekt war die Entwicklung einer Replika des VW Kübelwagens. Im Jahre 2001 starb Frank Reisner, seine Firma existiert noch heute.

Wer mehr über diese Geschichte lesen will, dem empfehle ich das Buch: Andrew McCredie, Paula Reisner: Intermeccanica: The Story of the Prancing Bull, Veloce Publishing Ltd, 2010, das derzeit recht günstig angeboten wird.

Auf die Realisierung des Modells dieses kleinen Coupés waren wir sehr gespannt. Den Käufer erwartet eine hochwertige Resinminiatur, die knuffige Form des Imp ist sehr gut getroffen. Die rote Lackierung ist einwandfrei, die naturgemäß wenigen Details schön reproduziert. Der Innenraum ist komplett, die Räder mit den Tiefbettfelgen und relativ breiten Reifen deuten auf ein aktuelles Fahrzeug als Vorbild der Miniatur, ursprünglich waren auf dem Imp Reifen der Größe 5.20-12 montiert. Auch die Logos und Schriftzüge waren bei den einzelnen Fahrzeugen unterschiedlich. Statt des großen Intermeccanica-Wappens mit dem aufsteigenden Bullen gab es auch den einfachen Schriftzug "Imp GT". Kleine Mängel bei unserem Fotomodell sind die nicht hundertprozentig sauber bedruckten Zierleisten um die Seitenfensterund eine teilweise von innen beschlagene Heckscheibe. Fazit: Der Intermeccanica Imp GT von AutoCult ist ein hübsches, kleines Modellauto, allerdings ergibt sich schon die Frage nach dem Gegenwert, rund 80 Euro sind viel Geld für dieses Modell, und auch 333 Stück wollen von solch einem Exoten erst einmal verkauft werden.

Das angekündigte Begleitheft ist mehr ein Folder mit sechs Seiten, ein paar Fotos und ein Text in Englisch, der auf den ersten Blick gleich einen kuriosen Fehler enthält: Dass die italienische Carrozzeria "Coma" heißen soll, wäre schon ein Wink für die kurze Karriere des kleinen Imp.

Unser Fotomuster komt von Supercars in München, jetzt auch Stützpunkthändler für AutoCult, herzlichen Dank dafür!

Fotos und Text: Rudi Seidel

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