Sonntag, 9. August 2015

Hymne an die Sonne - Lamborghini Athon Spider Bertone 1980 von White Box, 1:43

Ende der 70er Jahre taumelte Lamborghini, die 1963 vom gleichnamigen Traktorhersteller gegründete Sportwagenmarke, von einem Abgrund zum nächsten. Erst der junge Schweizer Patrick Mimran, Spross einer wohlhabenden Familie mit limitfreien Kreditlinien bei den Banken, schaffte es, Lamborghini wieder in ruhigeres Fahrwasser zu steuern. Nuccio Bertone seinerseits wollte mithelfen, dass die Marke wieder zum Erfolg zurückfand und ließ deshalb seinen Designer Marc Deschamps, den Nachfolger von Marcello Gandini, einen Spider auf Basis des Urraco entwerfen. Deschamps zeichnete einen kompromisslos offenen, keilförmigen Aufbau, lediglich die große, flach angestellte Windschutzscheibe überragte den Karosseriekörper, die Gesamthöhe betrug gerade einmal 1,07 m. Die asymmetrisch gestaltete Motorabdeckung wie auch die eingekerbten Flanken sind typisch für die 80er Jahre. Auf Scheibenwischer oder ein Notverdeck wurde verzichtet, bei Regen hilft nur ein beherzter Tritt auf das Gaspedal, um die Tropfen über die Scheibe zu drücken . . .

Vor allem die Innenraumgestaltung verströmte Zeitgeist: Einspeichenlenkrad, Bedienungssatellit, elektronische Digitalanzeigen und sogar ein Tripcomputer gehörte zum Equipment des Spiders. Athon ist übrigens kein Begriff aus dem Stierkampf, wie es sonst bei Lamborghini häufig war. In der Mythologie bedeutet es "Hymne an die Sonne", für den Spider ein passender Name. Im Gegensatz zu vielen anderen Studien war der Athon voll fahrbereit, was die Fachjournalisten Roger Gloor oder auch Dirk-Michael Conradt überprüfen durften. Auf die Serienproduktion nahm dieser Prototyp wenig Einfluss, trotzdem bleibt er ein prägendes Beispiel des Designs der frühen 80er Jahre. Beim konkursbedingten Ausverkauf der Bertone-Sammlung kam 2011 auch der Athon unter den Hammer, er erzielte einen Preis von 347.200,- Euro.

Ursprünglich ein Kioskmodell von Leo Models für die italienische Lamborghini-Serie, kann man dank White Box den Athon auf unkomplizierte Weise beim Fachhändler erstehen. Das Modell macht einen ganz guten Eindruck, die Form ist getroffen, die Räder passen, die Lackierung in der richtigen Farbe ist leider etwas dick aufgetragen, die hellbraune Innenausstattung ist vorbildgerecht. Zuviel Detailarbeit kann man nicht verlangen, die kleinen Zusatzscheinwerfer zeigen deutlich sichtbare Befestigungsstifte und den Lufteinlässen auf der Haube fehlt etwas Tiefe. Innen ist das Armaturenbrett passabel reproduziert. Die Gesamtproportionen stimmen, leider ist der Lambo zu groß. 4 mm im Radstand und 5 mm in der Gesamtlänge fallen schon auf, vor allem, wenn der Athos neben seinem Basisfahrzeug, dem Urraco parkt. Es bleibt ein zwiespältiges Gefühl zurück, denn auch für rund 23 Euro erwartet der Sammler etwas mehr Präzision.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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