Sonntag, 12. Juli 2015

Design unter amerikanischem Einfluss - Lancia Aurelia B.junior Ghia 1953 von Matrix Scale Models, 1:43

Die Lancia Aurelia war die erste Neukonstruktion der Turiner Marke in den 50er Jahren. Vittorio Jano, einer der einflussreichsten Konstrukteure seiner Zeit, schuf einen Mittelklassewagen von hoher Qualität. Ein V6-Triebwerk von anfangs 1,8-Liter Hubraum, Getriebe an der Hinterachse und unabhängige Radaufhängung hinten waren ungewöhnliche Merkmale. Es entstand eine ganze Modellfamilie mit Coupé, Spider, Langversion, rennsportlichen Varianten sowie auch mit Fahrgestellen für die damals noch häufigen Karrosserieschneider. Insgesamt wurden rund 800 solcher Chassis produziert, vom Typ B55, auf dem unsere Ghia-Version basiert, gab es genau 98 Stück.

Der Tod des Firmengründers Giacinto Ghia 1944 brachte den Designer Mario Felice Boano an die Spitze des Unternehmens. Sein ebenfalls begabter Sohn Gian Paolo bekam die Möglichkeit, seine Ideen zu verwirklichen, das erste Ergebnis war die Linie B.junior, ein langgestrecktes Coupé mit sehr niedrigem Dachaufbau und halb verkleideten Rädern, der amerikanische Einfluss war, z.B. im Vergleich zu einem 49' Mercury, nicht zu übersehen. Und dass wiederum Elemente der Aurelia B.junior sich in Karusellautos, Autoscootern und Blechspielzeug dieser Zeit widerspiegeln, ist nachvollziehbar. Boano wurde später übrigens Designchef bei Fiat, unter seiner Ägide entstanden die ganzen Erfolgsmodelle der Marke in den 60er Jahren, aber auch der Fiat 130.

Es wurden zwei Varianten dieses Coupés gebaut, eine auf Basis des Fiat 1400/1900, die andere eben auf dem B55-Fahrgestell von Lancia. Nachweislich existieren zwei der Aurelia Coupés, B 521055, das Vorbild des Matrix-Modells sowie ein 2008 in den USA aufgetauchtes Restaurierungsobjekt, das 2010 für 49.800 $ verkauft wurde. Die weiß/blaue Aurelia wurde 2008 bei eine Auktion in Pebble Beach im restaurierten Zustand für 81.400 $ zugeschlagen. Nach heutigen Maßstäben sind das richtig günstige Preise. Bei Concept Cars findet man sehr schöne Fotos des Originals. Mit Sicherheit ist dieser Lancia keine klassische Schönheit, aber ein interessantes Designstück seiner Zeit!

Das Matrix-Modell ist eine wahre Pracht. Verglichen mit den Originalfotos hat man sich diesmal keinen Fauxpas erlaubt, die Verarbeitung und die Lackierung sind zumindest bei unserem Fotomuster nahezu perfekt. Die besondere Gestaltung der Farbaufteilung, das ebenfalls zweifarbige Interieur sowie die vielen Zierleisten und sonstigen Designelemente lassen das Auto vielleicht etwas überfrachtet wirken, aber das macht gerade den Reiz aus. Vor allem der Grill mit seinen senkrechten Stäben, die auffällig geformten Rücklichter oder die mit einzelnen Ätzteilen dargestellte Lüftungsöffnung auf dem Heck können den Sammler erfreuen. Wie meist sind die Räder etwas auf der breiten Seite, auch die Spurweite dürfte noch etwas schmäler sein. Bei diesen Entwürfen kragte die Karosserie durchaus deutlich über das Fahrwerk hinaus, im Gegensatz zum heutigen Schönheitsideal. Ansonsten freuen wir uns richtig über solche tollen Modelle ausgefallener Vorbilder und akzeptieren auch den durchaus satten Preis von rund 80 Euro. Der Mut von Matrix sollte schon durch vernünftigen Absatz belohnt werden.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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