Donnerstag, 9. Juli 2015

Putziges Ensemble - Kleinschnittger-Transport von Schuco, 1:43

Bereits 2014 freuten wir uns sehr über Schucos Ankündigung, den VW Bus der Firma Kleinschnittger mit zwei der süßen Kleinstwagen auf dem Dach zu reproduzieren, etwas Geduld war notwendig, ob sich das Warten gelohnt hat, wollen wir beurteilen.

Paul Kleinschnittger, ein 1909 geborener, begnadeter norddeutscher Tüftler, begann gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs damit, aus selbstgefertigten Teilen, aus einem 98-ccm-DKW-Motörchen und diversen Schlachttrümmern von Flugzeugen einen Kleinstwagen herzustellen. 1950 war es dann soweit,ein Geldgeber und eine Produktionsstätte wurden gefunden, der ursprüngliche Entwurf mit Heckmotor wurde verworfen und durch einen recht flott gezeichneten Roadster mit Frontmotor ersetzt. Man konnte die Motorenfabrik ILO überzeugen, ihren 125-ccm-Motor an Kleinschnittger zu verkaufen und so rollten im April die ersten fünf Serienfahrzeuge aus den Werkhallen im westfälischen Arnsberg. Der Geldgeber ließ sich auszahlen, was zu finanziellen Problemen führte, die man leider nie richtig in den Griff bekam. Trotz zeitweise guten Absatzes (insgesamt 2980 Stück) gab es immer wieder Schwierigkeiten im Vertrieb, die Kunden verlangten bald nach stärkeren und komfortableren Autos, die späteren Versuche mit Coupés mit 250-ccm-Triebwerken scheiterten, im August 1957 war dann Schluss. Paul Kleinschnittger ging in den Konkurs, konnte allerdings dank einer Bürgschaft seines Steuerberaters Ersatzteile für DM 25.000,- erwerben, womit er die nächsten zehn Jahre seinen Lebensunterhalt sichern konnte. Später produzierte er Holzbeschläge und Schweißelektroden, aber bis zu seinem Tod im Jahre 1989 kümmerte er sich weiterhin um die Besitzer und Fans seiner Autos.

Erstaunlich, mit wie wenig Leistung man ein Fahrzeug bewegen kann. Der Kleinschnittger F 125 hatte gerade einmal 4,5 PS, später 5,5 und sogar 6, eine grandiose Steigerung! Dem gegenüber stand ein Leergewicht von 150 kg, mit voller Zuladung und 330 kg war der kleine ILO-Zweitakter sicherlich gefordert. Der Verbrauch wurde mit 2,5 Liter Gemisch auf 100 km angegeben, 70 km/h war das höchste der Gefühle, mit Gummibandfederung und den schmalen Rädchen war das schon spannend. Ein Rückwärtsgang war nicht nötig, man stieg aus, hob das Heck an und drehte den Roadster einfach um.

Auch sportliche Erfolge waren zu verzeichnen: Bei der Rallye Lissabon-Madrid 1953 wurde ein F 125 in der Klasse bis 1100 ccm zweiter hinter einem Porsche 356. Wie die Klasse besetzt war, ließ sich allerdings nicht ermitteln . . . Zwei Transportanekdoten am Rande: Um die in den Export gehenden Kleinschnittger zur Bahnverladung zu bringen, nahm der Chef seinen Fiat 1400, mit Seilen band man 15 mit Fahrern besetzte Kleinwagen dahinter und so ging es durch Arnsberg zur Verladung. Dann kommt der VW-Bus ins Spiel. Auf dem Dach und einem eigens gebauten Doppelstockanhänger konnte man vier Roadster transportieren, am Wochenende zu Rallyes oder Zuverlässigkeitsfahrten und unter der Woche zu Händlern im Umland.

Eben diesen VW-Bus hat sich Schuco als Vorbild für sein Ensemble genommen. Das gesamte Gespann wäre wohl zu teuer geworden, deshalb sparte man sich den Anhänger. Leider ist auch der VW-Bus ein Kompromiss, als diese Bauserie entstand, war Kleinschnittger bereits liquidiert. Vorbildgerecht wäre ein Bully der ersten Serie ohne Heckstoßstange und Dachvorsprung über der Windschutzscheibe gewesen. Auch die Blinker und Rücklichter entsprechen beim Modell der späteren Serie. Die Bedruckung ist an den Seiten und am Heck vorbildgerecht, an der Front müsste das VW-Logo durch ein Kleinschnittger-Zeichen ersetzt werden. Das Dachgestell für die beiden Autozwerge ist nicht gerade filigran, aber das war dann genug Kritik.

Die Hauptdarsteller aus unserer Sicht, die beiden Kleinschnittger in rot und grün, kann man nur loben! Gut getroffene Form, saubere Lackierung, passable Anbauteile, stimmige Räder und vor allem ein schönes Cockpit mit dem vorbildgerecht weißen Drahtspeichenlenkrad, alleine diese beiden Modelle sind schon das Geld wert. Auf vielen Fotos findet man beim Original auf dem Heck das Rollverdeck liegen, bei einigen Bildern fehlt es, genauso wie beim Schuco-Kleinschnittger.

Sollte man jetzt Appetit auf diese nette Kombination haben, ist etwas Eile geboten. Werkseitig ist die Auflage von 1.000 Stück schon lange ausverkauft, aber manche Händler haben noch ein paar Stück auf Lager und bieten sie zum empfohlenen Preis von 69,90 Euro an, für drei Autos nicht zuviel.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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