Mittwoch, 24. Juni 2015

Indexsieger in Le Mans - Porsche Carrera 6 Langheck 1966 von Minichamps, 1:43

Die Saison 1966 brachte ein neues Reglement, Sportwagen der Gruppe 4 mussten innerhalb von 12 Monaten in 50 Exemplaren hergestellt werden. Bei Porsche nahm man den bereits in einigen 904/6 verwendeten Sechszylinder zusammen mit Fahrwerkskomponenten dieses Modells und baute einen Gitterrohrrahmen und eine extrem flache und leichte Karrosserie, 50 Stück ließen sich auch von einem reinen Rennwagen verkaufen, man musste keine Rücksicht auf eventuelle Straßentauglichkeit nehmen. Mit 580 kg Trockengewicht, breiteren Reifen und niedrigem Schwerpunkt war der 906 ein gut liegender Rennwagen. Als Kunde musste man 45.000,- DM in die Hand nehmen, dafür bekam man ein konkurrenzfähiges Fahrzeug. Für Gesamtsiege bei den großen Rennen langte es normalerweise nicht, aber je mehr von den großen Prototypen ausfielen, desto weiter vorne landeten die Carrera 6. Und auf der kurvigen Madonie-Rennstrecke der Targa Florio errangen Herbert Müller und Willi Mairesse sogar den Gesamtsieg!

Für Le Mans baute man drei spezielle Fahrzeuge auf, mit den Fg-Nummern 151-153. Ein Langheck zusammen mit einer ebenfalls verlängerten Front sowie Einspritztriebwerke mit 220 PS sollten Spitzengeschwindigkeit auf den langen Geraden bringen, allerdings mussten die drei Carrera 6 als Prototypen antreten. Mit den Plätzen 4, 5 und 6 sowie dem Indexsieg lief das Rennen für Porsche optimal. Der bestplatzierte 906 mit der Startnummer 30 von Jo Siffert und Colin Davis wurde jetzt von Minichamps nachgebildet.

Während das Chassis 151 nach einem schweren Unfall 1967 in Daytona verschrottet wurde, gehört 152 heute zum Bestand von Porsche. Das Vorbild unseres Modells hatte als einziger eine lange Rennkarriere. Vom Werk in Le Mans und wie die beiden anderen noch beim GP von Hockenheim eingesetzt, ging das Auto an das Schweizer Team Squadra Tartaruga, dann an den Franzosen Jean Clement, der mit ihm bis 1968 Bergrennen bestritt. Ein Unfall beendete die Karriere von 153, der nach einigen Besitzwechseln in den 90er Jahren in den USA penibel restauriert und in den Zustand von Le Mans 1966 versetzt wurde und jetzt dort in einer exklusiven Sammlung seine Heimat gefunden hat.

Das Minichamps-Modell ist in klassischer Diecast-Ausführung gehalten. Ätzteile braucht man nicht suchen, Wischer, Spoiler usw. sind aus Kunststoff. Die Gesamtform ist sehr stimmig, die Beklebung entspricht dem Vorbild, die Lackierung einwandfrei. Schön sind die Scheinwerfer unter sauber sitzenden Verkleidungen montiert. Felgen und Reifen wirken vorbildgerecht, die Fertigungsqualität ist überzeugend. Einige Kritikpunkte bleiben dennoch: Am Heck fehlt die Startnummernbeleuchtung, die Motorabdeckung unter der vorbildgerecht getönten Heckscheibe wirkt zu dunkel und meines Erachtens hatte der Carrera 6 kein Holzlenkrad mehr. Die „leeren“ BP-Logos an der Seite entsprechen den Vorbildfotos.

Minichamps hat ein gutes Modell auf den Markt gebracht, leider wieder einmal kein perfektes. Und bei einem Preis von über 60 Euro steigen eben auch die Ansprüche des Sammler, eine in manchen Teilen filigranere Reproduktion könnte man schon erwarten.

Für weitergehende Informationen empfehlt sich das Porsche 906-Buch von Jürgen Barth und Ulrich Trispel, das bei Motorbuch erschienen ist.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, wir danken für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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