Sonntag, 26. April 2015

Der Silberfloh - Fuldamobil N2 von BoS, 1:43

In Nachkriegsdeutschland fehlte es an neuen Autos und oft auch am nötigen Kleingeld für die Anschaffung eines solchen. Dies rief die verschiedensten Firmen auf den Plan, eine Minimalmotorisierung zu ermöglichen: Flugzeugkonstrukteure wie Messerschmitt oder Heinkel, Landmaschinenhersteller wie Glas, Automarken wie BMW oder auch Abenteurer wie Brütsch oder Wendax und viele mehr. Im Ansatz solider war da die Enstehungsgeschichte des Fuldamobils. Karl Schmitt aus Fulda war durch seine Firma für Notstromaggregate und seinen Bosch-Großhandel zu Wohlstand gekommen und wollte auch einen Kleinwagen auf den Markt bringen. Er lernte den jungen Journalisten Norbert Stevenson kennen, der mit einem solchen Projekt von Firma zu Firma ging, um sein Auto zu verwirklichen. Schmitt gab ihm Geld und freie Hand für Entwicklung und Produktionsvorbereitung. Bereits 1949 lief der erste Prototyp, 1951 begann die „Serienfertigung“, immerhin wurden bis September 1952 368 Fuldamobile montiert, angetrieben von einem Baumsägenmotor der Firma Baker & Pölling, der sich durch große Unzuverlässigkeit und meist das Nichterreichen der sowieso bescheidenen Leistung von 8,5 PS auszeichnete. Die Pleite des Motorenlieferanten führte zur Montage eines Fichtel & Sachs-Stationärmotors, auch ein eher träger Bursche, der aus 360 ccm 9,5 PS holte. Die Typenbezeichnung war nun N-2, und die nun mit gehämmertem Alublech verkleidete Karosserie auf dem Hartholzrahmen, der wiederum auf einer Sperrholzplatte montiert war, führte zum Spitznamen „Silberfloh“. Von diesem N-2 wurden in drei Jahren wiederum 360 Stück produziert und für anfangs 2.760,- DM verkauft. Parallel dazu lief bereits die Produktion der S-Serie an, die sich durch eine wesentlich elegantere Form auszeichnete und bis 1969 (!) in kleinen Stückzahlen weitergebaut wurde, bis letztlich auf dem Markt kein geeigneter Motor mehr produziert wurde. Die letzten Fuldamobile mit Heinkel-Viertaktmotor und Kunststoffkarosserie waren sicherlich die besten und ausgereiftesten ihrer Art. Insgesamt wurden in fast 20 Jahren gerade einmal 3.000 Stück produziert. Lizenzproduktionen gab es unter anderem in England, Griechenland, Schweden, Holland, Norwegen und Irland.

BoS, die Eigenmarke von Modelcarworld, hat schon mehrfach ein gutes Händchen bei der Vorbildauswahl bewiesen, und das soeben präsentierte Fuldamobil N-2 füllt eine bestehende Lücke in der Sammlung deutscher Kleinwagen. Mit dem Silberfloh hat man eine attraktive Variante ausgewählt, vielleicht entscheidet man sich später auch noch für ein Modell der S-Serie, wir wären auch dafür zu haben. Die Ausführung des Modells ist sehr erfreulich: Eine silberne, etwas gröber pigmentierte Lackierung stellt das gehämmerte Alublech dar, die Form ist sehr gut getroffen und die wichtigsten Details fein ausgeführt. Dass Teile wie die Türgriffe angegossen sind, lässt sich leicht verschmerzen, wie auch das etwas grobe Lenkrad. Positiv zu vermerken die feinen Wischer, das Karomuster auf den Vordersitzen, die vorbildgerechten Räder und das Firmenlogo auf der Front. Nervig wieder die BO-S- Nummerntafeln, vor allem mit AU-Plakette vorne, kurios die Beschriftung der Bodenplatte, da steht Tatra 97 drauf. Das sind aber nur Marginalien, insgesamt ist dieses Fuldamobil ein sehr erfreuliches kleines Modell und mit inzwischen 37,95 Euro trotzdem noch ein guter Gegenwert.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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