Dienstag, 11. November 2014
Seiner Zeit voraus - Mercedes-Benz 540 K Stromlinienwagen von Spark für Mercedes, 1:43
Für das wegen der politischen Lage abgesagte Rennen Berlin-Rom konstruiert, von Dunlop für Reifentests eingesetzt, nach 1945 teilweise zerlegt, 2011 im Archiv wiederentdeckt und nach über zwei Jahren Restaurierung ein Glanzstück des Museums von Mercedes Benz - so liest sich die Geschichte dieses Autos im Telegrammstil. Wir haben etwas genauer nachgelesen und präsentieren das Modell von Spark, das in einer 2.000er Serie im Auftrag produziert wurde.
Wie gesagt, sollte 1938 ein großes Straßenrennen von Berlin nach Rom stattfinden, wo das Naziregime vor allem seine Autobahnen präsentieren wollte. Natürlich sollte auch die deutsche Autoindustrie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen und vor allem mit aerodynamischen Fahrzeugen Siege einfahren. Das bekannteste Beispiel dürfte der Porsche Typ 64 sein, aber auch Mercedes verwirklichte auf Basis des Kompressorsportwagens 540 K ein Stromlinienauto. Die Karosserie wurde komplett aus Aluminium über einen Holzrahmen gefertigt, ein Gewichtsvorteil von ca. 200 kg brachte zusammen mit der Stromform und einer sehr langen Hinterachsübersetzung eine Spitze von 185 km/h und eine Dauergeschwindigkeit von 170 km/h, das Serienmodell schaffte gerade 145 km/h. Die Aerodynamik spielte eine große Rolle, wie man bei aktuellen Messungen feststellte, hat der Stromlinienwagen einen cw von 0,36, damals ein Spitzenwert, der normal karossierte 540 K lag bei 0,56 - 0,60.
Nachdem man für das Auto keine Verwendung mehr hatte, verkaufte man es an die Reifenfirma Dunlop, die es für Langstreckenreifentests bei hohen Geschwindigkeiten einsetzte. Der baldige Kriegsbeginn sorgte dafür, dass der Mercedes stillstand, nach Kriegsende wurde er wohl von einem US-Soldaten gefahren und 1948 in Hanau abgemeldet, kurze Zeit später ging er wieder in den Besitz von Mercedes über. Warum er dann zerlegt wurde, ist nicht mehr sicher zu erklären, könnte aber durch die Materialknappheit dieser Jahre bedingt gewesen sein. Die Reste wanderten ins Archiv, und erst 2011 kam man auf die Idee, das Auto zu rekonstruieren. 2 1/2 Jahre später präsentierte man das Ergebnis und beeindruckte die Klassikwelt mit dem riesigen Stromlinienfahrzeug und der gefühlvollen Ausführung. Natürlich berichteten alle einschlägigen Journale über den 540 K, und im Herbst 2014 erschien sogar ein Fahrbericht in der Auto Motor & Sport. Und sicherlich wird man ihn in nächster Zeit noch bei einigen Veranstaltungen und im Museum bewundern können.
Für das Modell, das in einer 2.000er Auflage in einer schönen Klappbox zum Kunden kommt, hat man wieder Spark gewinnen können, die sich ja schon mit den Mercedes-Silberpfeilen profiliert haben. Und auch der Stromlinienwagen ist perfekt gelungen. Die glattflächige Aussenhaut mit den feinen Lüftungsschlitzen in der Haube, perfekt eingesetzte Scheiben, eine feine Kühlermaske mit dahinterliegendem Gitter und schöne Scheinwerfer ergeben ein tolles Modell, auffällig auch die versenkt eingesetzten Türgriffe, das hinter Glas liegende hintere Nummernschild und die Speichenräder mit den typischen großen Zentralverschlüssen. Auch das seidenmatte Finish ist vorbildgerecht und so ist dieser Mercedes ein wunderbares Modell geworden, das in keiner einschlägigen Sammlung fehlen sollte. Erhältlich ist es für 64,90 Euro beim Mercedes-Museum.
Fotos und Text: Rudi Seidel