Mittwoch, 5. November 2014

Kantiger Dreizack - Maserati Khamsin von Minichamps, 1:43

Wir schreiben das Jahr 1973 und Maserati steckt tief in der Krise. Die Übernahme durch Citroën Ende der 60er Jahre hat zwar ein verändertes Fahrzeugportfolio gebracht, das mit den Mittelmotorsportwagen Bora und Merak versuchte, der zeitgenössischen Konkurrenz von Ferrari und Lamborghini Kunden abzujagen, doch im traditionellen Maserati-Segment der eleganten und komfortablen GT-Sportler mit Frontmotor ist man nur mit dem schönen, aber veralteten Ghibli vertreten. Um die Traditionalisten der Marke nicht zu verlieren, wird 1973 endlich ein Nachfolger eingeführt. Der Maserati Khamsin trägt den Namen eines Wüstenwindes und sein technisches Konzept basiert weitgehend auf dem Ghibli. Wie bei Bora und Merak bedient man sich aber auch hier im Citroën-Teileregal, so stammten die hydraulische Bremsanlage und die Servolenkung aus Frankreich.

Für das Karosseriedesign zeichnet Marcello Gandini bei Bertone verantwortlich, wo auch die Rohkarosserien entstehen. Die Reaktion der Fachwelt auf die moderne, keilförmige Gestaltung fällt sehr positiv aus. Mit den asymmetrischen Lüftungsschlitzen der Motorhaube und dem verglasten Heckabschluss hat Gandini ungewöhnliche Details realisiert, folgt aber mit länger Motorhaube den klassischen Proportionen eines Frontmotor-GT. Doch trotz moderner Karosserie wird der Khamsin letztendlich nicht zum erhofften Erfolg, einen Anteil daran dürfte die Ölkrise geleistet haben, die zu einem Rückgang der Nachfrage bei großen und durstigen V8-Sportwagen führte. Insgesamt entstand der Khamsin bis zu seinem Produktionsende 1982 nur in 435 Exemplaren, der Vorgänger wurde knapp dreimal so oft gebaut.

Minichamps hat Maserati in den letzten Jahren oft mit exzellenten Miniaturen gewürdigt, nun ergänzt also der Khamsin das hauseigene Programm. In elegantem Graumetallic lackiert macht der keilförmige Sportler spontan einen guten Eindruck, wenn auch ein ärgerlicher Fehler direkt ins Auge springt: die Aachener haben das Dreiecksfenster vergessen, das beim Khamsin in den Seitenscheiben zu finden war. Schwer nachvollziehbar, wie so ein Detail durchgehen kann, aber eventuell kann man es bei einer neuen Farbvariante ja noch ergänzen. Ansonsten fällt die Karosserie mit ihren messerscharfen Konturen und Gravuren überzeugend aus. Die Lüftungsgitter werden als Einzelteile aus Metall eingesetzt und wirken sehr filigran.

Das Interieur, das in 1:1 wegen seiner eher unspektakulären Gestaltung viel Kritik einstecken musste, bildet Minichamps gewohnt aufwändig mit mehrfarbiger Lackierung und Decals nach. Die verglaste Fläche im Heck samt freischwebenden Leuchten wird sehr gelungen umgesetzt. Etwas unerfreulich finde ich die Darstellung aller Scheibenrahmen durch einfache silberne Drucke, da war man bisher bei Minichamps etwas bessere Darstellung gewöhnt. Ich hoffe nicht, dass man sich in Aachen von den einfachen Details bei den günstigen Resinemodellen von Herstellern wie BoS zu einem Absenken der Qualität hat inspirieren lassen, dafür sind die Modelle dann doch zu teuer. Trotzdem, der Khamsin gefällt mir dank gelungener Karosseriewiedergabe und guter Details recht gut - schön wäre aber, wenn Minichamps für den nächsten Maserati wieder etwas mehr Aufwand investieren könnte.

Text und Fotos: Georg Hämel

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