Mittwoch, 8. Oktober 2014

Motoryacht: Rolls-Royce Phantom Drophead von Kyosho, 1:18

Die Rolls Royce Phantom Limousine ist zweifellos eine gute Wahl, um sich eindrucksvoll zu öffentlichen Anlässen chauffieren zu lassen. Aber ein Phantom war noch nie in seiner Geschichte als eignergesteuertes Fahrzeug gedacht. Bei legereren Auftritten wie unter den Palmen und der Sonne einer Strandpromenade oder eines Yachthafens, stellt man sich eher ein selbstgefahrenes Luxus-Cabrio vor, mit anderen Worten: einen Nachfolger des Corniche ¬– und etwas, um dem Konkurrenten Bentley Azure (2006) Paroli zu bieten. Also zog Rolls Royce 2007 mit dem Phantom Drophead Coupé nach, der, wie der Namensgebung schon verrät, vom Phantom abgeleitet war, nicht dem kleinen Rolls wie der Corniche (auf der Basis des Silver Shadow bzw. Silver Seraph; der kleinere Ghost kam erst NACH dem Drophead um Verkaufszahlen anzukurbeln), und dessen Designelemente einschließlich der hinten angeschlagenen Türen für den Zweitürer übernahm. Die klobige Form des Phantom erinnert nicht gerade an eine schnittige Yacht, und doch schafft es der Drophead durch die großzügige Verwendung von edlem Holz auf der hinteren Abdeckung für das 5lagige Stoffverdeck jenes Luxus-Yacht-Sommer-Feeling hervorzurufen. Tester haben den Wagen daher durchaus mit Riva-Booten verglichen.

Kyosho hat die Gesamtform des Drophead Coupé sehr gut umgesetzt und sowohl die Lackierung als auch die Spaltmaße sind nahezu perfekt. Die Spaltmaße an Kofferraum und Motorhaube sind so schmal, dass sie ohne die Knöpfe am Unterboden selbst mit dem mitgelieferten Öffnungswerkzeug nicht zu öffnen sind. Man könnte daher vermuten, dass auch der Tankdeckel zu öffnen ist, das aber hat Kyosho nicht riskiert. Bei meinem Modell gibts es diesbezüglich nur einen kleinen Fehler, wo die Motorhaube an den Kühlergrill stößt. Der Metalliceffekt des Lacks ist durch winzigste Flakes glänzend umgesetzt. Verglichen mit der Farbprobe aus dem Originalprospekt wirkt jedoch das Metropolitan Blue eine Spur dunkler. Auch bei der Lackierung hat mein Modell nur winzige Mängel: ein schwarzes Körnchen vorn auf der Haube, eine winzige Absplitterung am linken Kotflügel direkt angrenzend an die Haube, eine weiß gebliebene Rille rechts vorn an der Frontschürze.

Die Scheinwerfer – lediglich schmale LED-Schlitze – und Nebelscheinwerfer sind gut dargestellt, die Rücklichter aber leider nur bemaltes glattes Silberplastik unter Glasabdeckung, während die Limousine immerhin noch konturiertes Plastik hatte. Wirkt leider etwas flach und billig!

Die Holzmaserung im Innenraum ist wie in der Limousine, etwas besser vielleicht, aber leider nicht so gut wie bei den Paragon Rolls Royce, Minichamps´ Bentleys or Kyoshos eigenem Ghost, der in dieser Hinsicht außergewöhnlich war. Die entscheidende Nachbildung der Teakholz-Verdeck-Abdeckung geht in Ordnung, solange man sie nicht aus allzu großer Nähe betrachtet. Aus der Nähe jedoch wirkt sie zu plastikhaft und die aufgedruckte Maserung reicht an die feinen Strukturen des Vorbilds nicht heran. Leider hat zudem die Chromumrandung der Abdeckung bei mir leichte Kratzer. Schade, denn mit dem durchbrochenen, fotogeätzten Gitter hinter der Rückbank hat sich Kyosho mehr Mühe gegeben. Die beste Holznachbildung ist die obere Türverkleidung.
Der Innenraum ist beflockt und bietet vorn und hinten Nachbildungen von Fußmatten. Pedale und Fußablage im Fußraum des Fahrers sind sehr hübsch. Natürlich gibt es auf allen vier Plätzen Stoffgurte mit fotogeätzten Schließen. Die Knöpfe, Instrumente, Luftdüsen und die analoge Uhr, die den Navi-Bildschirm verdeckt sind wunderbar nachgebildet. Weitere Knöpfe und Stauraum sind unter der zu öffnenden Mittelarmlehne verborgen und auch die hintere Mittelarmlehne lässt sich klappen. Und natürlich lassen sich Miniaturschirme aus den Löchern in den Kotflügeln ziehen, wenn die Türen geöffnet sind.

Wenn man erst einmal geschafft hat, den zweiteiligen "Picknick"-Kofferraum zu öffnen, findet man erneut Teppichauskleidung und ein herausklappbares Tischchen vor, das die Lücke zwischen Gepäckabteil und unterer Deckelhälfte überbrückt. Allerdings lässt sich die Klappe nicht weit genug öffnen, um eben zu sein und den intendierten Sitzplatz zu bieten. Zudem sind sie Schrauben und Scharnier des Klapptischs ziemlich groß für den Maßstab. Die "RR" Embleme am Kofferraum, den vorderen Kotflügeln und dem Kühler sind ebenso perfekt wie die "Emily". Die Motorhaube zu öffnen ist noch schwerer, weil die Teleskopstangen, die die Haube offen halten sollen, sie auch ganz gut geschlossen halten. Doch die Mühe lohnt sich, denn der Drophead bietet darunter mehr als die Plastikabdeckung anderer moderner Motorräume.

Die 21-Zoll-Alu-Felgen mit Silberfinish wurden hervorragend nachgebildet und sogar das Bremssystem dahinter wurde detaillierter umgesetzt als man hinter diesen Felgen für nötig halten mag. Natürlich bleibt das "RR" an den Rädern aufrecht, wenn man das Modell auf dem Schreibtisch hin- und herschiebt.

Das Verdeck ist natürlich nicht aus fünflagigem Stoff, aber immerhin aus 2 Lagen, deren äußere Schicht den Stoff durch eine feine überzeugend Körnungsstruktur nachgebildet wird. Allerdings liegt das Verdeck nur lose auf. Solange nichts verzogen ist, funktioniert das gut.

Insgesamt ein schönes Modell, dessen kleine Fehler sich aber hätten vermeiden lassen, denn Kyosho kann es nachweislich besser und sollte daher Sir Henry Royce´s Motto "Strebe nach Perfektion in allem, was du tust" stärker beherzigen. Ich habe das Modell für 180 Euro bekommen und würde mir gründlicher überlegen, die veranschlagten 230 auszugeben.

Text und Fotos: Karsten Weiß

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